International löste der Vormarsch türkischer Truppen in den Norden Syriens im Herbst 2019 Entsetzen aus. Nicht nur, dass die gebeutelte Region damit um einen Konflikt 'reicher' wurde. Mit den Volksverteidigungseinheiten (YPG) war der westliche Partner im Kampf gegen den sogenannten Islamischen Staat ins Visier des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan gerückt. Er wirft ihnen vor, eine Terrororganisation zu sein und mit der ebenfalls als solche bezeichneten Kurdischen Arbeiterpartei (PKK) zusammenzuarbeiten. Ziel sei es deshalb, eine Sicherheitszone im Nachbarland zu errichten, so der türkische Präsident. Dabei sind auch Soldatinnen und Soldaten der US-amerikanischen Truppen in die Schusslinie geraten, die vor Ort stationiert waren.
Politische Beobachterinnen und Beobachter registrierten das alles mit großer Verwunderung. Denn für den Feldzug hatte sich die Erdogan-Regierung der Rückendeckung Putins versichert, der wiederum das Regime von Assad in Syrien stützt, während die USA dies gerne beseitigt gewusst hätten. Hinzu kommt, dass sowohl die Türkei als auch die USA Mitglied der NATO sind. Doch wie kamen eigentlich die neuen Allianzen zustande? Welche geopolitischen Strategien verfolgen die jeweiligen Beteiligten? Und welche Risiken birgt das für den syrischen Konfliktherd und die gesamte Region?
Im Rahmen des Formats bpb:forum diskutierten hierzu:
Dr. Martin Malek, österreichischer Politikwissenschaftler und Experte für die russische Außen- und Sicherheitspolitik. Seit 1997 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter der Landesverteidigungsakademie in Wien und Autor einer Vielzahl von Fachbeiträgen.
Dr. Marco Overhaus, Politikwissenschaftler und Experte für die US-amerikanische Außen- und Sicherheitspolitik und die NATO. Seit 2008 ist er als Wissenschaftler bei der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) in Berlin, derzeit als stellvertretender Forschungsgruppenleiter in der Forschungsgruppe Amerika.
Dr. Thomas Schmidinger, österreichischer Politikwissenschaftler und Experte für die Kurden in Syrien. an der Universität Wien. Er unterrichtet an der Universität Wien und der Fachhochschule Oberösterreich, ist Generalsekretär der Österreichischen Gesellschaft zur Förderung der Kurdologie und Mitherausgeber des Wiener Jahrbuchs für Kurdische Studien.
Dr. Günter Seufert, Sozialwissenschaftler und Experte für Türkei, insbesondere ihrer Außen- und Sicherheitspolitik. Seit 2010 ist er als Wissenschaftler bei der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) in Berlin und seit 2019 des neu geschaffenen Centrums für Angewandte Türkeistudien in der Stiftung.
Elif Şenel freie Journalistin und moderiert im Fernsehen und im Radio. Sie studierte Politische Wissenschaft, Neuere Geschichte und Islamwissenschaft in Bonn und Grenoble, Frankreich. Nach dem WDR-Programmvolontariat arbeitet sie für verschiedene Hörfunkwellen wie WDR5, DLF und im Fernsehen bei Phoenix – dem Ereignis und Dokumentationskanal von ARD und ZDF. Aktuell ist sie im WDR5-Magazin „Neugier genügt“ zu hören.
Jinda Taha Basch, Orientwissenschaftlerin, studiert derzeit Islamwissenschaften (MA) an der Philipps-Universität Marburg und freie Mitarbeiterin der Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn.
Moderation: Elif Şenel, Journalistin, Bonn
Begrüßung: Jinda Taha Basch, Marburg