Shell-Jugendstudie zeigt dringenden Handlungsbedarf in der politischen Bildung – Juniorwahl startet unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Johannes Rau
Die Zahlen der 14. Shell-Jugendstudie sprechen eine deutliche Sprache: Nur 30 Prozent der Jugendlichen zwischen 12 und 25 Jahren bezeichnen sich selbst als politisch interessiert. Die Parteien genießen in dieser Altersgruppe kaum Vertrauen; entsprechend gering ist die Bereitschaft, sich an Wahlen zu beteiligen. Nur 35 Prozent der Jugendlichen wollen, sofern wahlberechtigt, sicher an der nächsten Bundestagswahl teilnehmen.
Das Projekt "Juniorwahl 2002" will dieser Bilanz mit einem neuen Konzept entgegentreten und startet im Vorfeld der Bundestagswahl am 22. September bundesweit mit 60.000 Jugendlichen an 250 Schulen aller Schulformen. Begleitet von Unterrichtseinheiten der politischen Bildung, etwa zur Bedeutung der Wahlen in der Demokratie, zu den politischen Prozessen vor und nach der Wahl, den Wahlkampfstrategien und dem Wahlsystem, wird in den beteiligten Klassen eine simulierte Bundestagswahl vorbereitet. Ziel ist es, Demokratie erlebbar zu machen und politische Gestaltungsmöglichkeiten aufzuzeigen.
Die "Juniorwahl" ist ein Kooperationsprojekt des Kumulus e.V. mit der Bundeszentrale für politische Bildung und wird von der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung, der Robert Bosch Stiftung, der Initiative D21 und der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung gefördert. Die Schirmherrschaft hat Bundespräsident Johannes Rau übernommen.
Das Projekt "Juniorwahl 2002" will einen Beitrag zur politischen Sozialisation von Jugendlichen leisten. Höhepunkt ist eine simulierte Bundestagswahl – sie ist zugleich die erste Online-Wahl dieser Größenordnung in Deutschland. Die Schulen wählen ab dem 16. September, das Ergebnis wird am Wahlabend des 22. September um 18.00 Uhr bekannt gegeben und dann im Schulunterricht nachbereitet. Die Juniorwahl ist ein kostenloses Angebot an die Schulen und wird vom Einsatz und Engagement der Lehrer/innen und Schüler/innen getragen. Erste Erfolge konnte das Projekt bereits erzielen – die erste "Juniorwahl" fand im März 2002 anlässlich der Landtagswahl in Baden-Württemberg statt, die Wahlbeteiligung lag bei 90 %. Die Universität Stuttgart hat das Projekt wissenschaftlich begleitet. Ergebnis: Der Anteil der Nichtwähler sank von 21 Prozent auf unter sieben Prozent. Hauptsächlich profitierten Haupt- und Realschulen von dem Wissenszuwachs der Schülerinnen und Schüler. Auf diesen Erkenntnissen gilt es aufzubauen: Finanziert und gefördert von der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung, wird die nächste "Juniorwahl" bereits im Februar 2003 stattfinden – im Vorfeld der hessischen Landtagswahl.
Vorbild ist das Bildungsprojekt "Kids Voting", das in den USA seit über zehn Jahren sehr erfolgreich an nunmehr 6.000 Schulen mit fünf Mio. Schülerinnen und Schülern durchgeführt wird. Nachweislich hat es dazu geführt, dass Jugendliche ihre Eltern verstärkt zur Wahlbeteiligung bewegen; gleichzeitig hat sich die Zahl jugendlicher Zeitungsleserinnen und -leser beinahe verdoppelt.
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