Als im März diesen Jahres der Kongress "Kino macht Schule" mit der Filmkompetenz-Erklärung erfolgreich abgeschlossen werden konnte, enthielt diese nicht nur einen Katalog mit konstruktiven Forderungen an die Bildungspolitik, sondern auch konkrete Angebote. Das wichtigste Angebot wurde heute bereits eingelöst: Mit dem entstandenen Filmkanon mit 35 Filmtiteln sollen die verantwortlichen Bildungspolitiker und interessierten Pädagogen eingeladen werden zu einer konstruktiven Diskussion um ein filmschulisches Kerncurriculum. Dieser Filmkanon soll als repräsentative Basis für die Auseinandersetzung mit dem Medium Film in den Schulen dienen.
Die vom Präsidenten der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb, Thomas Krüger, mit Unterstützung des Journalisten und Berlinale-Kurators Alfred Holighaus ("Perspektive Deutsches Kino") zusammengestellte neunzehnköpfige Expertenkommission einigte sich heute auf dem Symposium Filmkanon in Berlin auf diesen Katalog von 35 Filmen aus über hundert Jahren Filmgeschichte. In einer hoch spannenden Diskussion wurden die unterschiedlichsten Kriterien für die Auswahl des Filmkanons der Kommissionsmitglieder eingebracht. Die ausgesuchten Filme sind nach Meinung der Kommission besonders geeignet, Schülerinnen und Schüler mit den Formen und Inhalten und den Tücken und Freuden des Mediums vertraut zu machen, das wie kaum ein anderes die Kultur und den Alltag des modernen Menschen bestimmt. "Obwohl das bewegte Bild das Leitmedium des 20. Jahrhunderts ist", erklärte Thomas Krüger die Hintergründe der Initiative Filmkanon, "findet es in den Schulen noch immer nicht die ihm angemessene Bedeutung im Gegensatz zur Literatur". Die Initiative Filmkanon ist eine der zahlreichen Aktivitäten der bpb, die darauf abzielen, Filmkompetenz an Schulen zu fördern. Der Filmkanon versteht sich als ein ergebnisoffenes und konstruktives Diskussionsangebot an die pädagogische Praxis. In diesem Zusammenhang wird ausdrücklich begrüßt, dass sich die Kultusministerkonferenz des Themas annehmen will, wie der in der Sache engagierte brandenburgische Bildungsminister Steffen Reiche ankündigte.
Im Nachgang des Symposiums sind folgende Maßnahmen geplant:
Es wird in den nächsten Wochen und Monaten eine im Ergebnis offene Diskussion mit der pädagogischen Praxis und cineastisch Interessierten geben, bevor es noch im Herbst diesen Jahres zu einer von der bpb veranstalteten Anhörung kommt. Kommentare und Diskussionsbeiträge zum Thema "Filmkanon" können ab sofort an die E-Mail-Adresse E-Mail Link: filmkanon@bpb.de geschickt werden. Auf der Website der bpb, Externer Link: www.bpb.de, entsteht ab 21. Juli ein Diskussionsforum zum Thema. Alle Beiträge werden gesammelt und in der Anhörung berücksichtigt.
Nach der endgültigen Verabschiedung des Kanons im Herbst 2003 wird die bpb Unterrichtsmaterial in Gestalt der bereits einschlägig bekannten Filmhefte zu den ausgewählten Filmen herausgeben. Diese Materialien werden auch Empfehlungen zur Eignung der jeweiligen Filme für die verschiedenen Klassenstufen beinhalten. Geplant ist darüber hinaus die Veröffentlichung eines Buches zu den Filmen mit Beiträgen der Kommissionsmitglieder.
In Zusammenarbeit mit den Filmarchiven sowie den Verleiher- und AV-Verbänden soll gewährleistet werden, dass die Filme des Kanons in verschiedenen Formaten zur Verfügung stehen. Wichtig ist dabei besonders die Verfügbarkeit als 35mm-Film, um den "Lernort Kino" nutzen zu können. Hierfür ist auch die Kooperation mit den Kinoverbänden wichtig. Politische Unterstützung für diesen praktischen Teil der Initiative wurde bereits von der Schirmherrin des Filmkanons, Dr. Christina Weiss, signalisiert.
Kino im Schulunterricht, Schulunterricht im Kino: Mit Hilfe des Filmkanons soll und kann ein Medium, mit dem gerade die Schülergeneration vorrangig Spaß, Ablenkung, Freizeit verbindet, zu einem pädagogischen und gesellschaftlichen Gewinn werden. Thomas Krüger abschließend: "Nur ein geschultes, kritisches und medienkompetentes Auge wird die Gestaltungskraft des Kinofilms wirklich durchschauen und damit qualitativere Filme herausfordern, die als Teil eines jeweiligen Kulturgutes wahrgenommen werden können."
Alle weiteren Informationen finden Sie unter: Externer Link: www.bpb.de.
Die Kommission zur Erarbeitung des ersten Filmkanon setzt sich wie folgt zusammen:
Andreas Dresen (Regisseur)
Dominik Graf (Regisseur)
Erika Gregor (Freunde der Deutschen Kinemathek)
Alfred Holighaus (Internationale Filmfestspiele Berlin, Leiter Perspektive Deutsches Kino)
Prof. Dr. Thomas Koebner (Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, Filmwissenschaft)
Eva Matlok (AG Kino e.V.)
Katja Nicodemus (Die Zeit / Feuilleton)
Christian Petzold (Regisseur)
Hans Helmut Prinzler (Direktor Filmmuseum Berlin)
Uschi Reich (Produzentin)
Dr. Rainer Rother (Deutsches Historisches Museum)
Volker Schlöndorff (Regisseur)
Reinhold T. Schöffel (Bundesverband Jugend und Film e.V.)
Ruth Toma (Autorin)
Tom Tykwer (Regisseur)
Andres Veiel (Regisseur)
Burkhard Voiges (Hackesche Höfe Kino und Filmtheater)
Horst Walther (Leiter Institut für Kino und Filmkultur)
Filmkanon – Ein Symposium der bpb
Titelliste
Panzerkreuzer Potemkin; Regie: Sergej M. Eisenstein; 1925; UdSSR
M; Regie: Fritz Lang; 1931; Deutschland
Nosferatu – Sinfonie des Grauens; Regie: F. W. Murnau; 1922; Deutschland
Goldrausch; Regie: Charles Chaplin; 1925; USA
Der Wolfsjunge; Regie: Francois Truffaut; 1969; Frankreich
Taxi Driver; Regie: Martin Scorcese; 1975; USA
La Strada; Regie: Federico Fellini; 1954; Italien
Die Brücke; Regie: Bernhard Wicki; 1959; Deutschland
Vertigo; Regie: Alfred Hitchcock; 1958; USA
Dr. Seltsam – oder wie ich lernte die Bombe zu lieben; Regie: Stanley Kubrick; 1964; USA
Emil und die Detektive; Regie: Gerhard Lamprecht; 1930; Deutschland
Der Zauberer von Oz; Regie: Victor Fleming; 1939; USA
Das Dschungelbuch; Regie: Wolfgang Reitherman; 1967; USA
Wo ist das Haus meines Freundes; Regie: Abbas Kiarostami; 1988; Iran
Stagecoach; Regie: John Ford; 1939; USA
Sein oder Nichtsein; Regie: Ernst Lubitsch; 1942; USA
Deutschland im Jahre Null; Regie: Roberto Rossellini; 1948; Italien / Deutschland
Außer Atem; Regie: Jean-Luc Godard; 1960; Frankreich
Das Apartment; Regie: Billy Wilder; 1960; USA
Laurel & Hardy; (ist noch auszuwählen)
Rashomon – Das Lustwäldchen; Regie: Akira Kurosawa; 1950; Japan
Blow up; Regie: Michelangelo Antonioni; 1966; Großbritannien
Die Ehe der Maria Braun; Regie: R.W. Fassbinder; 1978; Deutschland
Stalker; Regie: Andrej Tarkowski; 1979; UdSSR
Sans Soleil; Regie: Chris Marker; 1982; Frankreich
Ein kurzer Film über das Töten; Regie: Krzyszof Kieslowski; 1987; Polen
Citizen Kane; Regie: Orson Welles; 1941; USA
Shoah; Regie: Claude Lanzman; 1985; Frankreich
Nacht und Nebel; Regie: Alain Resnais; 1955; Frankreich
Ich war neunzehn; Regie: Konrad Wolf; 1969; DDR
Alice in den Städten; Regie: Wim Wenders; 1973; Deutschland
Der Eissturm; Regie: Ang Lee; 1997; USA
Das süße Jenseits; Atom Egoyan; 1997; Kanada
Alles über meine Mutter; Pedro Almodovar; 1999; Spanien
Blade Runner; Ridley Scott; 1981; USA
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