Für Zeitungen und Zeitschriften in Deutschland ist das Fernsehen ein wichtiges Thema. Den Printmedien gelingt es jedoch nur begrenzt, Zusammenhänge und Wirkungsweisen des Mediums Fernsehen kritisch zu durchleuchten. Stattdessen versuchen sie vielfach vom Aufmerksamkeitswert dieses Mediums zu profitieren.
Thomas Krüger, Präsident der bpb, fordert: "Mehr als sechs Stunden saß der durchschnittliche Fernsehzuschauer im letzten Jahr täglich vor dem Bildschirm. Neben der realen und der virtuellen Welt des Internet besteht eine weitere, soapdurchwirkte Parallelwelt. Kinder und Jugendliche können sich in diesen Medienwelten nur schwer orientieren; die Schulen müssen einen Führerschein für Medien anbieten. Gleichermaßen brauchen Erwachsene Orte der Selbstvergewisserung im Umgang mit dem Leitmedium. Das muss die Medienberichterstattung der Zeitungen leisten."
Es wäre gut, wenn Zeitungen etwa mit Blick auf die Berichterstattung über den Irakkrieg vor Verzerrungen gewarnt hätten, die insbesondere von den Bildern des Krieges ausgehen, sagt Prof. Dr. Norbert Schneider, Direktor der LfM. Sie hätten so mit guten Gründen den Lesern eine skeptische Distanz zu den suggestiven visuellen Botschaften über den Krieg nahe gelegt. "Aber es fällt dieser Berichterstattung über die Berichterstattung erkennbar schwer, für die Leser durchschaubar zu machen, wie Bilder und warum sie als Botschaften wirken."
Institutionelle Grundlagen für eine regelmäßige öffentliche Beobachtung und Kritik des Fernsehens sind in Deutschland schwach ausgeprägt, so Prof. Dr. Ralph Weiß (Hans-Bredow-Institut; jetzt Universität Düsseldorf). Zusätzliche Anreize seien nötig, damit eine lebendige Medienkritik dazu beitragen kann, dass Medien ihrer besonderen Verantwortung für Politik und Gesellschaft nachkommen. Dabei sollen Formen der Selbstverpflichtung von Medienunternehmen zu Transparenz und Fairness im Sinne von "Media-Governance"- Ansätzen eingeführt werden. Auch eine "Stiftung Medientest", die treuhänderisch für die Gesellschaft agiere und medienkritische Beiträge leiste, könnte ein neuer Weg sein, die Selbstreflexivität im Mediensystem zu fördern.
Die Studie "Zur Kritik der Medienkritik" führte das Hans-Bredow-Institut (Hamburg) im Auftrag der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM) durch, gemeinsam mit Wissenschaftlern der Universität Hamburg und des Instituts für Publizistikwissenschaft und Medienforschung der Universität Zürich.
Auf der Fachtagung diskutieren Journalistinnen und Journalisten von FAZ (Michael Hanfeld), SZ (Hans-Jürgen Jakobs), ZDF (Hans Janke), Frankfurter Rundschau (Harry Nutt), "journalist" (Ulrike Kaiser), Tagesspiegel (Dr. Joachim Huber) und epd Medien (Uwe Kammann) mit Wissenschaftlern der Hans-Bredow-Instituts (Prof. Dr. Uwe Hasebrink und Dr. Kerstin Engels) und der Universität Zürich (Prof. Dr. Otfried Jarren).
Die Tagung moderiert Frank Thomsen (Stern).
Eine Zusammenfassung der Studie finden Sie unter folgender Internetadresse:
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