Die Unruhen in französischen Vorstädten mit hohem Einwanderer-Anteil machen die Brisanz des Themas deutlich: Eine der wichtigsten Aufgaben aktueller und zukünftiger Polizeiarbeit auch in der Bundesrepublik ist es, auf die Anforderungen der Einwanderungsgesellschaft zu reagieren. Besondere Bedeutung kommt dabei der Zusammenarbeit mit den muslimischen Gemeinden zu.
"Polizeidienststellen und Moscheevereine: Prävention, Kooperation, interkulturelle Kompetenz" war das Thema einer Fachkonferenz, die die Bundeszentrale für politische Bildung/bpb gemeinsam mit der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes (ProPK) am 8. und 9. November in Stuttgart veranstaltet hat. Im Mittelpunkt stand der gleichnamige Leitfaden zur Zusammenarbeit von Polizei und Moscheevereinen, der die Erfahrungen eines Modellprojektes der bpb zusammenfasst. Er wird den Polizeien der Länder und des Bundes in einer Auflage von 13.000 Exemplaren zur Verfügung gestellt.
Das Modellprojekt führte die bpb von Anfang 2003 bis Ende 2004 in Kooperation mit den Polizeipräsidien Berlin, Essen und Stuttgart durch. Zu Beginn erwarben die Polizeibeamten Grundkenntnisse über den Islam und das Leben von Muslimen in Deutschland. Die anschließende Zusammenarbeit mit den örtlichen Moscheevereinen gestaltete sich in den beteiligten Städten sehr verschieden: Während in Berlin bereits langjährige Kontakte zum Vorstand von DITIB (Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e.V.) bestanden, bot in Essen der Neubau einer türkischen Moschee die Möglichkeit zu einer ersten Kontaktaufnahme. In Stuttgart war die Polizei wenig mit den islamischen Gemeinden der Stadt vertraut; hier musste die Kooperation erst entwickelt werden. Als erfolgreiche Maßnahme zur Vertrauensbildung erwiesen sich polizeiliche Informationsveranstaltungen zu den Themen Verkehrssicherheit und Schutz von Kindern vor Kriminalität, die in den muslimischen Familien auf große Resonanz stießen.
"Unser Projekt hat gezeigt, dass es für die Kooperation mit Muslimen in Deutschland kein generelles Rezept gibt", lautete das Fazit von Christoph Müller-Hofstede von der bpb. "Was es aber gibt, sind vielfältige und vielversprechende Ansätze für eine vertrauensvolle und nachhaltige Zusammenarbeit, abhängig von der lokalen Infrastruktur und den Ansprechpartnern vor Ort. Unser Leitfaden enthält eine Fülle von Anregungen und Beispielen aus der Praxis." Denn, so Müller-Hofstede weiter: Kooperation dürfe nicht als "Goodwill-Veranstaltung" ohne fest umrissene Aufgaben und Ziele missverstanden wer-den: "Nur Arbeit an konkreten Problemen verspricht Erfolg. Hierzu bietet der Leitfaden eine solide Grundlage".
Für die bpb ist das gemeinsame Projekt Teil ihres umfassenden Angebotes zu den Themen Migration und Integration, mit dem sie auf die Entwicklung der Bundesrepublik zu einem Einwanderungsland reagiert.
Pressekontakt/bpb
Bundeszentrale für politische Bildung
Swantje Schütz
Adenauerallee 86
53113 Bonn
Tel.: +49 228 99515-284
Fax: +49 228 99515-293
E-Mail: E-Mail Link: schuetz@bpb.de