Mit einer prominent besetzten Podiumsdiskussion ging die dreitägige zweite Internationale Konferenz zur Holocaustforschung am Donnerstag Abend zu Ende. Zu der Frage, welchen Beitrag die künstlerische Aufarbeitung von Geschichte zur politischen Bildung leisten kann, diskutierten Romuald Karmakar (Filmemacher), Christoph Mayer (Künstler), Thomas Medicus (Autor und Journalist) und Sandra Nuy (Universität Siegen). Die Veranstaltung, die vom 27. bis 29. Januar 2009 im Berliner dbb- Forum statt fand, wurde von der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb, dem Royal Holloway College der Universität London sowie dem Kulturwissenschaftlichen Institut Essen (KWI) ausgerichtet.
Bei aller Differenz der Methoden und Ansätze in den verschiedenen Disziplinen machten die Diskussionen der Konferenz deutlich, wie wichtig eine internationale Perspektive für die Täterforschung ist: "In Zeiten der Globalisierung kann Erinnerungskultur nicht mehr rein national gedacht werden. Es geht stattdessen verstärkt darum, dass wir uns über unsere gemeinsamen Erfahrungen austauschen, ohne die spezifisch nationale Erinnerung und die damit einhergehende Verantwortung zu vernachlässigen", betonte Thomas Krüger, Präsident der bpb. Eine fächerübergreifende Gemeinsamkeit fand sich auch in dem veränderten Blick auf den Täter: "Das Bild des monströsen Einzeltäters ist ein Wunschbild, weil es den Täter gesellschaftlich in weite Ferne rückt", so Harald Welzer, Sozialpsychologe und Leiter des Center for Interdisciplinary Memory Research am KWI. "Ich bin hingegen der Überzeugung, dass jeder Mensch zum Täter werden kann, wenn das gesellschaftliche Wertesystem und die sozialen Rahmenbedingungen solches Handeln legitimieren".
Zu den rund 400 internationalen Teilnehmern der Konferenz zählten neben Wissenschaftlern auch Multiplikatoren der politischen Bildung sowie Lehrer und Studierende. In vier Workshops am dritten Tagungstag diskutierten sie gemeinsam mit den Experten über Möglichkeiten der pädagogischen Vermittlung. Im Zentrum stand dabei die Frage, wie sich die Erkenntnisse der Täterforschung insbesondere an junge Menschen in der politischen Bildung weitergeben lassen. "Es zählt zu unseren zentralen Aufgaben zu analysieren, welche politischen, sozialen, ökonomischen und moralischen Koordinaten Strukturen begünstigen, die Menschen zu Tätern werden lassen, und diese Erkenntnisse jungen Menschen zu vermitteln", so Thomas Krüger. "Nur so können wir verhindern, dass in der Gegenwart Minderheiten ausgegrenzt werden."
Der Präsident der bpb kündigte die dritte Konferenz für 2011/12 an.
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