(Es gilt das gesprochene Wort)
Sehr geehrter Herr Landtagspräsident Schmidt, sehr geehrte Frau Ministerin Behler, liebe Preisträgerinnen und Preisträger, sehr geehrte Damen und Herren!
Ich freue mich, dass Sie aus allen Regionen Nordrhein-Westfalens hierher gekommen sind und begrüße Sie und euch sehr herzlich hier im Düsseldorfer Landtag. Es ist schon etwas Besonderes, sich dort zu versammeln, wo an anderen Tagen um politische Entscheidungen für das Land gerungen wird. Das passt zu unserem Schülerwettbewerb zur politischen Bildung wirklich hervorragend, und ich möchte mich bei allen, die das ermöglicht haben, vor allem natürlich bei Ihnen, Herr Schmidt, dem Hausherrn und Präsidenten des Landtags, sehr herzlich für diesen beeindruckenden Veranstaltungsrahmen bedanken.
Ich freue mich auch, dass Sie, sehr verehrte Frau Ministerin Behler, durch Ihr Kommen und Ihre Ansprache die Bedeutung der politischen Bildung und die unseres Wettbewerbs für die Schule unterstreichen und danke Ihnen dafür.
Nordrhein-Westfalen ist nicht nur an Zahl der Einwohner unter den deutschen Ländern Spitze, sondern auch in anderem, beispielsweise in der Beteiligung an unserem Schülerwettbewerb zur politischen Bildung! Und deshalb sind wir hier. Wie Frau Ministerin Behler gerade erwähnt hat, stellt NRW regelmäßig die meisten Einsendungen, 705 waren es im vergangenen Jahr. Unter ihnen ist die Zahl der 150 Preisträgerklassen überproportional hoch - die zwanzig Spitzenleistungen sind hier vertreten. Aus Nordrhein-Westfalens Schulen kommen also besonders viele gute und hervorragende Leistungen, die unsere Jury mit Preisen ausgezeichnet hat. Das bedeutet zweifellos auch, dass die Klassen bei ihren Projekten von den begleitenden Lehrerinnen und Lehrern sehr gut angeleitet und betreut wurden.
3.143 Einsendungen aus ganz Deutschland hatte der Schülerwettbewerb im vergangenen Jahr - das ist schon eine beeindruckende Zahl. Da es sich um gemeinsam im Unterricht erarbeitete Projekte von Klassen, Kursen und Arbeitsgemeinschaften handelt, stehen dahinter über 70.000 Schülerinnen und Schüler. Seit 1990 haben sich weit mehr als 1,2 Millionen junge Leute mit den Themen, die ihnen von der Bundeszentrale angeboten wurden, beschäftigt! Und ein sehr großer Teil von ihnen stammt wie ihr aus Nordrhein-Westfalen.
Ihr Jugendlichen habt euch richtig angestrengt und hervorragende Projektergebnisse erarbeitet. Es geht dabei nicht nur um das Wissen, das ihr euch im Projektverlauf aneignet. Ihr trainiert neben der Informationssuche auch Teamarbeit, effektives Lernen, Strukturieren, Präsentieren und Zeitplanung - manche andere Klasse wurde nämlich einfach nicht rechtzeitig fertig...
Ich freue mich, dass trotz des von Frau Ministerin Behler gerade zitierten Ergebnisses einer Studie, deutsche Jugendliche seien bei politischen Themen nicht sehr engagiert, der Schülerwettbewerb seit nunmehr 31 Jahren so großen Zuspruch findet. Natürlich helfen uns die Preise, die Klassenfahrten, Geldprämien und Klassensätze Bücher, die ihr gewonnen habt, das Mitmachen interessant zu machen. Aber je weiter die Beschäftigung mit dem Thema - trotz mancher Anlaufschwierigkeiten und gelegentlicher "Durchhänger" mittendrin - voranschreitet, desto mehr gewinnt in vielen Fällen die Projektarbeit eine gewisse Eigendynamik.
Dafür gibt es Beispiele aus dem letzten Jahr. Beim Thema "Rechtsextrem - nein danke!" haben sich viele Klassen nicht nur an Aktionen gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit beteiligt und darüber berichtet, sondern haben in einigen Fällen sogar selbst die Initiative für Aktionen ergriffen.
Der absolute Hit war das Thema "Kinder ohne Kindheit". Hier haben sehr viele Klassen eindrucksvolle Kalender zur Kinderarbeit oder Wandzeitungen über die Leiden von Kindersoldaten gestaltet. Viele sind unserer Aufforderung gefolgt, sich in einem Brief an die Botschaft des jeweiligen Staates für ein Ende des Einsatzes von Kindersoldaten auszusprechen. Der Wettbewerb gab auch hier vielfach den Anstoß zu weitergehenden Aktivitäten wie Basaren, Dritte-Welt-Festen und anderen Spendensammlungen, die den Hilfswerken zugute kamen. Einige Klassen haben sogar Teile ihrer Geldpreise gespendet.
Ich sehe das als großen Erfolg an: Der Wettbewerb ist Initialzündung für dauerhafte Schüleraktivitäten, die durchaus politisch sein können - das ist ideale politische Bildung. Politik ist eben nicht nur das, was man in den Fernsehnachrichten sieht, was in der Landeshauptstadt Düsseldorf, in Berlin oder Brüssel entschieden wird. Politik geschieht in der Dritten Welt - aber auch vor eurer Haustür. Und wenn es euch gelingt, die Ergebnisse eurer Recherchen in der örtlichen Presse unterzubringen, könnt ihr - abhängig natürlich vom Thema - erleben, dass Teilhabe an politischen Prozessen möglich ist, oder anders gesagt, dass man Politik nicht nur von Institutionen fordern soll, sondern auch selbst gestalten kann. Dazu muss man nicht unbedingt auf den Wettbewerb warten. Ob eine Buslinie eingestellt wird, Geld für einen Jugendclub oder doch lieber für etwas anderes ausgegeben wird: Politische Entscheidungen betreffen auch euch Jugendliche. Politik besteht aus Kompromissen, aus dem Versuch, unterschiedliche Interessen auszugleichen. In eure Richtung kann sich aber nur etwas bewegen, wenn Politikerinnen und Politiker eure Interessen kennen, also: Bringt sie ein! Interessiert die Zeitung für euer Anliegen, seid hartnäckig, haltet durch - wie bei der Wettbewerbsarbeit. Zugegeben, es gibt bestimmt nicht immer einen Preis. Aber lohnen kann es sich trotzdem. Vielleicht könnt ihr zu euren Wünschen an "die" Politikerinnen und Politiker, wenn die Zeit es erlaubt, am Ende der Veranstaltung noch ein paar Fragen loswerden.
Der Schülerwettbewerb ist zwar die größte Veranstaltung der bpb, aber nicht das Einzige, das wir speziell für euch jungen Leute anbieten. Es gibt Events wie Home&Away02, ein sechswöchiges HipHop-Projekt, das am 28. Juni in Essen beginnt. Unter Anleitung durch szenebekannte Künstler wird dort in Workshops über die unterschiedlichsten Aspekte dieser Kultur informiert und zum Mitmachen aufgefordert. Oder nehmen wir das Beispiel fluter.de. Ein Fluter bringt Flutlicht und leuchtet im Gegensatz zum Spot alles gnadenlos aus - man erfährt sehr vieles, über aktuelle Themen, Filme, Literatur, Events und Online-Foren. fluter.de ist ein Magazin für euch, das zehnmal im Jahr online und viermal jährlich als Printprodukt erscheint. In der aktuellen Ausgabe geht es um Wahlen. Dabei kommen auch zahlreiche Jung-Prominente zu Wort. Einfach mal reinschauen. Und unter www.bpb.de gibt es noch mehr zu entdecken, das euch mit brauchbaren Informationen auch in der Schule weiterhelfen kann.
Doch nun zum Stichwort Auftakt 2002! Sicherlich interessiert euch besonders, welche Themen wir im Schülerwettbewerb des kommenden Schuljahrs anbieten. Ich will euch nicht länger auf die Folter spannen:
Unter der Überschrift Muslime in Deutschland fordern wir - nicht nur als Reaktion auf die Ereignisse am 11. September letzten Jahres in New York - dazu auf, sich über Wege zur Verständigung Gedanken zu machen. Ob das Fragen sind, die bei der Teilnahme von muslimischen Schülerinnen bei einer Klassenfahrt auftauchen, oder ob es um unterschiedliche Erwartungen der einheimischen Bevölkerung an Muslime und umgekehrt geht: Als Voraussetzung für Verständnis muss ich erst einmal wissen, warum der Andere anders denkt.
Nicht ohne mein Handy!? lautet Thema 2. Ist das eine Gewissheit oder eine Frage? Welche Vor- und Nachteile bringt das Handy in der Schule? Und vor allem: Wer bezahlt eigentlich die Rechnung? Hier ist als Projektergebnis erstmals eine Homepage einzusenden.
Oft kennt man die Attraktionen früherer Urlaubsorte besser als die Angebote vor der Haustür. Stellt euch vor, eine Klasse mit Austauschschülern kommt zu Besuch. Was könnt ihr ihnen bieten? Und welche Rolle spielt der Tourismus mit seinen positiven und auch negativen Auswirkungen in eurer Region? Projekte dazu verlangt das Thema 3 Bei uns könnt ihr was erleben!
Viele Schülerinnen und Schüler fragen ebenso wie ihre Lehrerinnen und Lehrer immer wieder nach Möglichkeiten, die Drogenproblematik zu behandeln. Beim Thema 4 Ich hab's im Griff - ohne Nikotin und Haschisch geht es, wie der Titel unschwer erraten lässt, darum, dass Nichtraucher cool sein können, und welches Für und Wider die Freigabe sogenannter "weicher" Drogen wie Haschisch hat.
Kino- oder Fernsehfilme sind nicht nur für eure Jahrgänge unterhaltsam und faszinierend. Im vergangenen Jahr solltet ihr die Daily Soaps, die Vorabendserien, analysieren und in eurer Einsendung veralbern, was vielen hervorragend gelungen ist. In diesem Jahr möchten wir euch mit dem Thema 5 Film unter der Lupe anhand des mit einem Oscar gekrönten Kurzfilms "Schwarzfahrer" zu einer Untersuchung anregen, wie dieser Film aufgebaut ist und mit welchen Mitteln er Gefühle und Einstellungen hervorrufen will.
Ein sehr brisantes Thema ist die Gentechnologie. Dürfen wir Pflanzen, Tiere und sogar den Menschen in den Erbanlagen verändern, wenn wir es können? Unter der Überschrift Geniale Entwicklungen...? geht es darum, ob hier die Zukunft bereits begonnen hat und warum man das Auswählen bestimmter Eigenschaften beim Entstehen eines Menschen so kontrovers diskutiert.
Das alles sind wieder aktuelle und spannende Themen. Für diejenigen, denen noch ganz andere brandaktuelle Fragestellungen unter den Nägeln brennen, gibt es eine Neuerung: Ein siebentes, freies Thema Politik brandaktuell. Hier könnt ihr euch ein Projekt nach Maß schneidern.
Neu ist auch, dass ab dem kommenden Jahrgang bereits die 5. Klassen zur Teilnahme aufgefordert sind. Wir sind gespannt, ob sie den Älteren etwas vormachen können.
Eure tollen Ergebnisse des letzten Wettbewerbs müssten für jede Klasse ein Anreiz sein, im kommenden Schuljahr wieder mitzumachen. Dafür drücke ich schon jetzt die Daumen und wünsche euch wieder viel Erfolg!
Ansprechpartner:
Pressestelle / Swantje Schütz
Bundeszentrale für politische Bildung
Berliner Freiheit 7
53111 Bonn
Tel.: +49 228 99515-284
Fax: +49 228 99515-293
e-mail: Schuetz@bpb.de
Leiter Schülerwettbewerb:
Ulf Marwege
Bundeszentrale für politische Bildung
Berliner Freiheit 7
53111 Bonn
Tel.: +49 228 99515-553
Fax: +49 228 99515-586
e-mail: Marwege@bpb.de