Sehr geehrte Damen und Herren,
herzlich willkommen im Haus der Kulturen der Welt – einem, wie ich finde, idealen Ort für eine Veranstaltung, die sich der Vielfalt eines Kontinents widmet. Willkommen also zum Black Media Congress 2004, den die Bundeszentrale für politische Bildung im Rahmen ihres Afrikaschwerpunktes veranstaltet.
"Fokus Afrika: Africome 2004 – 2006" ist der Titel dieses Schwerpunkts. Drei Jahre lang organisiert und unterstützt unser Haus zahlreiche Veranstaltungen, bei denen die Auseinandersetzung mit Afrika im Mittelpunkt steht. Warum?
Aufgabe der bpb seit ihrer Gründung ist es, Bürgerinnen und Bürgern in Deutschland politisches Wissen zu vermitteln und sie so zur Teilhabe an der Demokratie zu befähigen. Wie sie diese Aufgabe erfüllt, das hängt auch von den gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen ab. Mehr denn je gilt heute: Die nationale Perspektive greift zu kurz: Ein solcher im wahrsten Sinne des Wortes beschränkter Blick wäre fatal angesichts der Globalisierung und ihren derzeitigen und noch zu erwartenden Auswirkungen auf unser Leben. Kritisch-unabhängiges Denken zu Beginn des Jahrtausends kann nur heißen, globale Zusammenhänge zu denken. Das allein wäre Grund genug, Afrika zu einem Schwerpunktthema zu machen; umso mehr, als die Kenntnisse über den Kontinent hierzulande erschreckend gering sind.
Aber auch die Bundesrepublik als Einwanderungsland hat allen Anlass, sich mit Kultur, Geschichte und Politik Afrikas vertraut zu machen: Immerhin 300.000 Afrikanerinnen und Afrikaner leben in Deutschland und bilden eine lebendige schwarze Community, deren Existenz aber im öffentlichen Bewusstsein kaum präsent ist.
Das passt zu der Tatsache, dass das Afrika-Bild der deutschen Bevölkerung größtenteils geprägt ist von Klischees und Stereotypen, während wirkliche Kenntnisse gegen Null tendieren. Unsere Recherchen haben ergeben, dass dies unabhängig von Alter oder Bildungsstand der Fall ist. Bilder von Armut, Hunger und Elend, vom Leben in dörflicher Gemeinschaft, von archaischen Strukturen geistern durch die Köpfe – und zwar ausschließlich: Moderne Technik und Innovation, städtische Lebensstile und die vielfältigen Eigeninitiativen, die vom Kontinent ausgehen, finden keinen Eingang in die Wahrnehmung.
Leider tragen weder Schulen und Universitäten noch die Medien in Deutschland viel dazu bei, diese eurozentrische Sichtweise zu ändern. Im Gegenteil: Seit Jahrzehnten beklagen sich Afrikanerinnen und Afrikaner aber auch afrikaerfahrene Korrespondenten darüber, dass der Nachrichtenwert einer Meldung aus Afrika von ihrem Katastrophengehalt abhängt. Hintergrundberichterstattung findet kaum statt, und wenn, dann auf exotischen Sendeplätzen. Kein Wunder also, dass das Afrika-Bild der meisten Deutschen ein einseitig pessimistisches ist.
Besonders erfreulich ist es da, dass ein aktuelles Beispiel, das die Medien beschäftigte, in eine ganz andere Richtung geht: Wangari Muta Maathai, die kenianische Friedensnobelpreisträgerin, steht als Öko-Aktivistin für eigene afrikanische Initiativen und kann als Frau und Professorin vorherrschende Klischees in Deutschland bestens widerlegen. Sie hat 1964 als erste Ostafrikanerin promoviert und ist heute Vize-Umweltministerin Kenias. Für sie bedeutet die Bewahrung von Umwelt und Ressourcen Friedenssicherung, da dadurch kein Kampf um Rohstoffe stattfindet.
Genau das ist es, was die Bundeszentrale für politische Bildung mit "Africome" ändern möchte. Wir wollen die Vielfalt und die Vielschichtigkeit des Kontinents zeigen mit dem Ziel, Verständnis für Entwicklungen in Afrika zu schaffen und die Integration schwarzer Menschen in Deutschland zu verbessern. Und zum Glück sind die Voraussetzungen dazu nicht so schlecht, wie man glauben könnte. Denn auch das haben wir bei unserer Arbeit für "Africome" herausgefunden: Es gibt ein Potenzial: Viele Menschen, die sich für Afrika interessieren. Afrikanerinnen und Afrikaner sowie schwarze und weiße Deutsche, die sich in unzähligen Projekten dafür engagieren, ein anderes, komplexeres und damit realistischeres Bild des Kontinents zu zeichnen und weiter zu vermitteln.
Diese Menschen, ihre Ideen, Initiativen und Visionen zu Afrika wollen wir mit dem Black Media Congress fördern und bekannt machen – auch einander bekannt machen: Deshalb steht der gegenseitige Austausch im Mittelpunkt – ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum Self-Empowerment der schwarzen Community. Und genau das will die Bundeszentrale für politische Bildung mit ihrer Arbeit erreichen: selbständiges Engagement von Bürgerinnen und Bürgern.
Dazu verspreche ich mir vom Black Media Congress viele spannende Impulse, die neue Diskurse in Gang bringen, und das auf ganz unterschiedlichen Ebenen: angefangen von der Literatur – ich freue mich sehr über die Premiere des May Ayim Award – über Musik und Film bis hin zur Comedy. Ich freue mich auf kritische Reflexion, und auf eine gute Portion Subversion. Auf dass der eurozentrische Mainstream kräftig durcheinander gewirbelt werde, und das möglichst nachhaltig: durch Synergieeffekte und eine stetig wachsende Lobby für Afrika.