Meine Merkliste Geteilte Merkliste PDF oder EPUB erstellen

"Die Schatten der Vergangenheit sind nicht mehr übermächtig" | Presse | bpb.de

Presse Pressemitteilungen Pressetexte 2024 Archiv Reden Archiv Pressekits Fotos | Logos | Banner Logos Virtuelle Hintergründe Thomas Krüger Jahresrückblicke Jahresberichte Auszeichnungen Pressekontakt

"Die Schatten der Vergangenheit sind nicht mehr übermächtig" Festrede von Thomas Krüger anlässlich der Buchvorstellung "Länderbericht Polen" am 2. Juli 2009 in Berlin

/ 2 Minuten zu lesen

Sowohl deutsche als auch polnische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern waren an der Produktion des Länderberichts Polen beteiligt. Dies sichert der Publikation eine erhebliche Tiefenschärfe in der Argumentation.

Ich freue mich sehr, Ihnen heute eine Produktion der Bundeszentrale für politische Bildung vorstellen zu können, die in mancher Hinsicht neue Akzente setzt.

Zwar sind die umfänglichen "Länderberichte" der neuen Schriftenreihe der bpb ein eingeführtes Print-Format unseres Hauses; aber sie informierten bislang eher über Länder des politischen Westens, etwa über die USA, Frankreich, Großbritannien oder die Niederlande (eine Ausnahme bildete im Rahmen unseres Länderschwerpunktes im Jahr 2007 China). Mit dem "Länderbericht Polen" öffnen wir nun den Blick hinter den ehemaligen Eisernen Vorhang in Richtung Ostmitteleuropa.

Wir tun dies in einer echten und bislang wohl einzigartigen Kooperation zwischen deutschen und polnischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Nicht nur die Herausgeberschaft durch die Professoren Krzysztof Ruchniewicz (Universität Breslau und Gründungsdirektor des Willy-Brandt-Zentrums dort) und Dieter Bingen (Direktor des Deutschen Polen-Instituts in Darmstadt) wurde gemeinschaftlich übernommen, auch die Autorinnen und Autoren haben zur Hälfte einen polnischen, zur anderen Hälfte einen deutschen Pass.

Dies sichert der Publikation eine erhebliche Tiefenschärfe in der Argumentation und bietet eine breite Plattform für Dialog und Debatte über Geschichte, Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur unseres engen östlichen Nachbarn. Im Vorwort sprechen die Herausgeber von einem "Nachweis des gegenseitigen Vertrauens und der in den zurückliegenden Jahrzehnten aufgebauten und bewährten (...) Zusammenarbeit".

Dass gerade Polen das erste Land ist, das wir in dieser Breite behandeln, ist freilich kein Zufall. Die zunehmend positive Wahrnehmung unseres östlichen Nachbarn in der deutschen Öffentlichkeit und in der politische Klasse unseres Landes scheint mir augenfällig. Dabei geht es vorrangig nicht mehr nur um Politik und Wirtschaft.

Die sich ausdifferenzierende Zivilgesellschaft Polens, polnische Kultur, Bildung und Kunst finden immer mehr Aufmerksamkeit diesseits der Oder: Daher liegt auf diesen Bereichen der polnischen Wirklichkeit ein thematischer Schwerpunkt des "Länderberichts", einer Publikation, die nach vorzüglichen historischen Einführungen die Zeit nach dem Systemwechsel 1989 in den Fokus nimmt.

Heute sind Polen wie das vereinte Deutschland NATO- und EU-Mitglieder, davon hätten wir vor 20 Jahren kaum zu träumen gewagt. Steffen Möller wurde mit Witzen über Polen und Deutsche in Warschau ein Star, und Lukas Podolski, geboren in Gliwice bzw. Gleiwitz, schießt Tore für Deutschland und seine kölsche "Heimat". Das ist deutsch-polnischer Alltag.

Seit Willy Brandts historischem Kniefall vor dem Ghetto-Mahnmal in Warschau haben wir eine lange Wegstrecke zurückgelegt. Die Schatten der Vergangenheit sind immer präsent, aber sie sind nicht mehr übermächtig.

Die Verkrampfungen haben sich gelöst. Möge dieses Kilo geballter Informationen dazu beitragen, dass Polen und Deutschen ihren Alltag im gemeinsamen Europa gemeinsam gestalten.


- Es gilt das gesprochene Wort -

Fussnoten