Meine Merkliste Geteilte Merkliste PDF oder EPUB erstellen

Bedeutung der Presse in Demokratie und Zivilgesellschaft | Presse | bpb.de

Presse Pressemitteilungen Pressetexte 2024 Archiv Reden Archiv Pressekits Fotos | Logos | Banner Logos Virtuelle Hintergründe Thomas Krüger Jahresrückblicke Jahresberichte Auszeichnungen Pressekontakt

Bedeutung der Presse in Demokratie und Zivilgesellschaft Grußwort von Thomas Krüger bei den Jugendmedientagen 2009 der Jugendpresse Deutschland e.V. in Hannover am 11. 06. 2009

/ 3 Minuten zu lesen

Grußwort von Thomas Krüger bei den Jugendmedientagen 2009 der Jugendpresse Deutschland e.V. in Hannover am 11. 06. 2009.

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe junge Journalistinnen und Journalisten,

nur mit verantwortungsvoll agierenden Medien funktionieren Demokratien. Und nur mit verantwortungsvoll agierenden Journalisten und Journalistinnen können die Medien, kann die Presse ihre Funktion in der Demokratie und in der Zivilgesellschaft wahrnehmen. Wenn man sie denn läßt. Qualitätsjournalismus ist Kulturgut und Eckpfeiler unserer demokratischen Gesellschaftsordnung, keine normale Handelsware im kapitalistischen Getriebe, die sich mit geringem Aufwand ohne weiteres herstellen lässt.

Qualitätsjournalismus hat mindestens zwei unersetzliche Funktionen: eine gesellschaftliche Kontrollfunktion und eine Leuchtturmfunktion. Gesellschaftliche Kontrolle, indem Journalisten den Mächtigen aus Wirtschaft und Politik auf die Finger schauen, ihnen mitunter Skandale, Korruption und Seilschaften nachweisen. Und in ihrer Leuchturmfunktion sorgen Medien dafür, dass soziale Werte und Traditionen, Gemeinschaftssinn und kulturelle Identitäten in unsere Gesellschaft hineinkommuniziert werden.

In dieser Zeit ist auch von medialer Verwahrlosung die Rede. Und vom journalistischen Kahlschlag. Was beides miteinander zu tun hat. Beklagt wird die oft nicht mehr vorhandene Trennung Journalismus, PR und Marketing, überhaupt die Ökonomisierung des Journalistenberufes, die abnehmende investigative Kraft des Journalismus, die nachlassende Recherche. Durchaus zu Recht. Es ist in den vergangenen Jahren zu beobachten gewesen, dass die Unabhängigkeit des Journalismus abgenommen hat. Es ist deshalb auch richtig, an Journalisten und Journalistinnen Ansprüche zu stellen, journalistisch-ethische Ansprüche: Ausgewogenheit, objektive, klare und präzise Berichterstattung, prägnante Trennung von Nachricht und Meinung, Genauigkeit und vor allem: politische und intellektuelle Unabhängigkeit.

Doch sind die Journalistinnen und Journalisten allein zuständig für die "Ethik in den Medien", wie der Titel des Kongresses lautet? Nein, ganz bestimmt nicht. Es ist schwer, unabhängig zu agieren, wenn die Bezahlung nicht zum Leben reicht, wenn Honorare so verkürzt werden, dass die Kollegen sich eine Recherche eigentlich nicht mehr leisten können, wenn Verlage und Medienunternehmen Kostendruck weitergeben an die redaktionellen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, wenn sich zunehmend kostenlos aus dem Internet-Informationspool bedient wird. Hier ist auch ethisches Handeln von Seiten der Unternehmen gefordert, nämlich eine journalistische Kultur zu erhalten und durch intelligente Geschäftsmodelle bezahlen zu können, die unsere Demokratie braucht. Keine Demokratie könne sich ein Marktversagen im Pressesektor leisten, darauf haben Jürgen Habermas und andere Intellektuelle hingewiesen. Muss man, um den Geist des gedruckten Wortes zu erhalten, so weit gehen wie Habermas, der das Nachdenken über Subventionen für Qualitätsjournalismus oder öffentlich-rechtliche Zeitungsmodelle fordert?

Die Bundeszentrale für politische Bildung engagiert sich schon seit vielen Jahren in der journalistischen Aus- und Weiterbildung. Ziel unseres "Forums für Lokaljournalisten" ist es, immer wieder auch Zukunftsszenarien mit Medienpraktikern, Politikern, Wissenschaftlern und Bürgern durchzudiskutieren. Unsere "Drehscheibe", gedruckt und online, unterstützt insbesondere Lokaljournalisten bei ihrer Arbeit. Eine "Jugenddrehscheibe" und unsere langjährige Unterstützung für den Nachwuchs in den Medien, wie zum Beispiel dieses Jugendmedienkongresses, den wir nunmehr seit sieben Jahren fördern, sind nur Beispiele für ein umfassendes Engagement der Bundeszentrale für politische Bildung in den vergangenen Jahren.

Ich wünsche einen erfolgreichen Verlauf der Jugendmedientage 2009, spannende Diskussionen darüber, wie der Qualitätsjournalismus erhalten und überlebensfähig bleiben kann. Ein freier, eigenen Werten verpflichteter Journalismus ist das Lebenselixier einer aufgeklärten und kritikfähigen Öffentlichkeit – gerade in Krisenzeiten wie diesen.

– Es gilt das gesprochene Wort –

Fussnoten