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Die Liebe zwischen Italien und Deutschland neu entfachen | Presse | bpb.de

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Die Liebe zwischen Italien und Deutschland neu entfachen Grußwort von Thomas Krüger anlässlich der Konferenz "Va bene?! La Germania in Italiano - Italien auf deutsch" am 1. Dezember 2011

/ 3 Minuten zu lesen

Gestartet wurde "Va bene" zusammen mit dem Goethe-Institut Italien im Januar 2010 als eine zweijährige Initiative, "um die Liebe zwischen Italien und Deutschland neu zu entfachen". Darüber hinaus wollen wir aber auch über neue Perspektiven für eine deutsch-italienische Zusammenarbeit bei der Bewältigung aktueller Herausforderungen in Europa diskutieren.

Sehr geehrter Herr Botschafter Valensise,
liebe Frau Höhn,
meine sehr verehrten Damen und Herren,

im Namen der Bundeszentrale für politische Bildung begrüße ich Sie sehr herzlich zur Konferenz "Va bene?! Die deutsch-italienischen Beziehungen auf dem Prüfstand". Nachdem wir im vergangen Jahr bei unseren Partnern in Rom zu Gast waren, freue ich mich, Sie nun alle hier in Berlin begrüßen zu können. Gestartet hatten wir "Va bene" zusammen mit dem Goethe-Institut Italien im Januar 2010 als eine zweijährige Initiative, "um die Liebe zwischen Italien und Deutschland neu zu entfachen", wie es damals in unserer Pressemitteilung hieß.

In meinem Fall entwickelte sich diese Liebe schon sehr früh: Ich verdanke – als früherer DDR-Bürger – den Beginn meiner eigenen Beziehungen zu Italien einer Großmutter in Westdeutschland. Damals durften wir bei bestimmten Anlässen – wie dem 77. Geburtstag der eigenen Großmutter – nach Westdeutschland ausreisen. Diese Sondergenehmigung nutzte ich dann allerdings nicht, um mit meiner Großmutter Kuchen zu essen, sondern um von Hamburg aus mit einem provisorischen westdeutschen Pass nach Italien zu reisen – Venedig, Florenz, Rom, quer durchs Land in sieben Tagen, Schlaf gab's nur in Bussen und Zügen. Die italienischen Grenzer waren dabei sehr viel eher bereit, mich mit einem provisorischen Pass reinzulassen, als die westdeutschen Beamten, mir einen solchen zu geben.

Es ist nun weit über 20 Jahre her, dass Italien mich so offen empfangen hat. Heute spricht der Turiner Politologe Enrico Rusconi von einer "schleichenden Entfremdung" zwischen unseren Ländern. Ob er damit Recht hat oder wir es nur mit einem Generationswechsel und somit Erneuerungsprozess in den deutsch-italienischen Beziehungen zu tun haben, das ist die Frage, mit der wir uns in den kommenden zwei Tagen beschäftigen werden.

Auch die Demokratieentwicklung in unseren beiden Ländern ist ein zentrales Thema in den kommenden Panels, Impulsreferaten und Streitgesprächen. Es wird um neue Formen der Repräsentation ebenso gehen wie um die Bildungssituation in beiden Ländern, die Herausforderungen an unsere jeweiligen Einwanderungsgesellschaften und die Rolle der Medien in der Politik. Ich bin mir sicher, diese wird nach dem Rücktritt des italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi – "The man who screwed an entire country", so der Kommentar des Economist, der den Akt des Rücktritts zudem als "kathartisch" bezeichnete – hier besonders engagiert diskutiert. Schließlich stellt sich gerade für Sie als Journalisten dabei auch die Frage, wie Berlusconi seine Rolle als Medienmogul in Zukunft – auch weiter politisch – nutzen wird.

Außerdem werden wir eine Zeitreise durch "50 Jahre Radio Colonia" unternehmen und die Ergebnisse des Journalisten-Austausch-Programms "Tapetenwechsel" kennenlernen. Dabei haben Zeitungsredakteure und Radiojournalisten aus beiden Ländern für jeweils vier Wochen ihre Arbeitsplätze getauscht und die Lebens- und Arbeitsbedingungen in der Gaststadt und -redaktion kennengelernt. Ich sagte damals, das Ziel sei, die gegenseitige Neugierde wieder zu beflügeln und voneinander zu lernen. Ich bin gespannt, was dabei herausgekommen ist! Kurz: Wir wollen den Ist-Zustand in ausgewählten Politikfeldern und gesellschaftlichen Bereichen erkunden und Stereotype und Klischees aufbrechen. Unser Länderbericht Italien, der im Frühjahr 2012 erscheinen wird, leistet dazu einen wichtigen Beitrag. Die Herausgeberin und Herausgeber Karoline Rörig, Ulrich Glassmann und Stefan Köppl haben vor allem italienische Autorinnen und Autoren gewinnen können, die in 20 Beiträgen zu Geschichte, Gesellschaft, Politik und Wirtschaft die Entwicklung Italiens seit Gründung der Republik bis in die Gegenwart beleuchten – nach dem Ende der Ära Berlusconi sicher eine aufschlussreiche Lektüre. Darüber hinaus wollen wir aber auch über neue Perspektiven für eine deutsch-italienische Zusammenarbeit bei der Bewältigung aktueller Herausforderungen in Europa diskutieren. Das heißt, der Dialog wird weitergehen – auch wenn die heutige Konferenz den Abschluss der Initiative "Va bene?!" bildet, die die bpb 2010 zusammen mit dem Goethe-Institut Italien gestartet hat.

Bevor ich das Wort an Frau Höhn übergebe, möchte ich mich noch bei Karoline Rörig bedanken, die das Konferenzprogramm in enger Abstimmung mit dem Goethe-Institut Italien konzipiert und realisiert hat. Auch bei dessen Direktorin Susanne Höhn und ihrem Kollegen Kaspar Howald möchte ich mich für die gute Zusammenarbeit bedanken, außerdem bei Aldo Venturelli, dem Leiter des italienischen Kulturinstituts, seinem Kollegen Georg Gehlhoff und dem Konferenzmanagement in Person von Frau Ostermann und Frau Ostertag von lab concepts. Mein Dank gilt auch den Verantwortlichen dieses Veranstaltungsortes, vor allem Herrn Kretschmer.
Ihnen und uns allen wünsche ich einen spannenden Austausch und gute neue Ideen!

Thomas Krüger
-Präsident-

- Es gilt das gesprochene Wort -

Fussnoten