Biokraftstoffe boomen. In fast allen Regionen der Welt steigt der Anteil von Biokraftstoffen am nationalen Spritverbrauch und Regierungen geben bekannt, verstärkt "Energiepflanzen" wie Zuckerrohr, Mais oder Raps anbauen zu wollen. Angesichts einer global steigenden Nachfrage nach fossilen Energieträgern wie Erdöl und Erdgas scheint dies die richtige Strategie, um nicht zu abhängig von Importen aus unsicheren Regionen zu werden. Außerdem stoßen Bioethanol und Biodiesel bei ihrer Verbrennung - im Gegensatz zu ihren fossilen Konkurrenten - lediglich die Menge an CO2 aus, die die Pflanzen im Laufe ihres Wachstums aufgenommen haben. Idealtypisch haben sie sogar eine positive CO2-Bilanz, da sie einen Teil des in der Luft enthaltenen CO2 dauerhaft im Boden einlagern. Dies macht sie im Kampf gegen den Klimawandel sehr attraktiv, zumal der Verkehrssektor für etwa 14% der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich ist - Tendenz steigend. Aber sind Biokraftstoffe wirklich die Wunderwaffe, als die sie bisweilen gepriesen werden? Oder schaden sie am Ende mehr als sie nützen? Schon jetzt ist erkennbar, dass das enorme Wachstum der Biokraftstoffe in den vergangenen Jahren nicht ohne Widersprüche verlaufen ist. Kritiker einer globalen Ausweitung der Biokraftstoff-Produktion weisen auf Fälle hin, in denen z.B. in großem Umfang Regenwälder abgeholzt und Torfmoore trockengelegt wurden, um Platz zu schaffen für neue Anbauflächen. Außerdem sehen sie negative Folgen für die Landbevölkerung gerade in Entwicklungsländern und halten wenig von den Versprechungen, die Biokraftstoffe könnten einen entscheidenden Beitrag zur Armutsbekämpfung leisten. Vor diesem Hintergrund ist auch die EU in die Kritik geraten, die sich das ambitionierte Ziel gesetzt hat, den Anteil der Biokraftstoffe am verkehrsbedingten Kraftstoffverbrauch der EU bis 2020 auf 10% zu erhöhen.
Wer hat nun Recht: Die "Biokraftstoff-Euphoriker" oder ihre Kritiker? Das Rollenspiel "Biosp(i)rit" möchte ein wenig Licht ins Dunkel dieser ebenso komplexen wie schwierigen Frage bringen. Im fiktiven Szenario einer von der Europäischen Kommission eingesetzten "Expertengruppe" diskutieren Befürworter und Gegner eines Ausbaus der Biokraftstoffe und tauschen ihre Argumente aus. Jeder Teilnehmer und jede Teilnehmerin; schlüpft in die Rolle eines handelnden Akteurs, z.B. die des WWF-Vertreters oder die eines Lobbyisten des Ölkonzerns BP. Jeder Spieler erhält ein spezifisches Rollenprofil, in dem Hinweise auf die Interessen und Positionen seines Akteurs enthalten sind. Sie erfahren auf spielerische, interaktive Weise wesentliche Fakten zu den Biokraftstoffen und lernen verschiedene Perspektiven und Argumente kennen. Im Rahmen des Rollenspiels und der abschließenden Diskussion kann sich auf diese Weise jeder Teilnehmer eine eigene Meinung zu den Potentialen und möglichen Risiken der Biokraftstoffe bilden.
LERNINHALTE:
Potenziale und Risiken von Biokraftstoffen als Lösungsansatz für die
Energieversorgung im Transportsektor
Konfliktlinien und divergierende Interessen Austausch, Argumentation, Kompromissfindung und Reflektion
> ZIELGRUPPE UND GRUPPENGRÖßE:
ab 15 Jahre, 8 – 24 Personen (flexibel, ggf. können parallel zwei Rollenspiele gespielt werden)
ZEITBEDARF:
mind. 2,5 Stunden
Zum Download:
Interner Link: Rollenspiel Biosp(i)rit, PDF, 51 Seiten