»Einer der Fehlschläge der Globalisierung ist, dass kein Kapital in die armen Länder fließt, selbst wenn sie den Handel tiefgreifend liberalisiert haben.«
Tunde Obadina, Ökonom aus Nigeria Viele Menschen in Afrika empfinden die gegenwärtige Situation als eine "Rekolonialisierung ihrer Länder". Die Globalisierung sei unerwünscht, ausländisch und Afrika aufgezwungen. So bezeichnete etwa ein Teilnehmer an einer Konsultation der ILO zu den Perspektiven der Globalisierung in Senegal die Konsequenzen für die afrikanische Wirtschaft als einen "ungleichen Kampf, der zum gewissen Tode führen wird". Nach den Worten einer führenden Persönlichkeit der senegalesischen Zivilgesellschaft müsse Afrika gegen die Globalisierung "eine Kultur des Widerstandes entwickeln", um nicht auf das Niveau einer "Bettlerwirtschaft" abzusinken. Kernanliegen in den afrikanischen Staaten mit Blick auf die künftige Gestaltung der Globalisierung sind gerechtere Regeln für den Welthandel, eine Lösung für die hohen Auslandsschulden vieler afrikanischer Staaten und Unterstützung bei der Bewältigung von Armut und Krankheiten wie HIV/Aids und Malaria. Ein fairer Rahmen für die grenzüberschreitende Migration, der sowohl den Bedürfnissen der Einwanderungsländer, aber auch denen der Migranten gerecht wird, ist ein weiteres häufig genanntes Anliegen. Die Konsultationen der ILO machen deutlich: Die Stimmung in vielen afrikanischen Staaten ist geprägt durch eine tiefe Enttäuschung über die Politik der führenden internationalen Organisationen: So würden etwa den afrikanischen Verhandlungsführern oft die Ressourcen und Informationen fehlen, die sie zur Wahrnehmung ihrer Interessen in der WTO benötigten. Vom Internationalen Währungsfonds (IWF) und von der Weltbank wurde gesagt, sie seien arrogant, hätten keinerlei Kenntnis lokaler Verhältnisse und würden alle Länder "über einen Leisten schlagen". Sie setzten strenge fiskalische Maßnahmen durch, die eine Kürzung der Mittel für Bildung und Sozialaufwendungen bedeuteten. Nur ein geringer Teil der ausländischen Investitionen, die man für die Zeit nach einer Liberalisierung versprochen habe, sei tatsächlich getätigt worden. Vor allem aber erstickten die Länder unter den alten Auslandsschulden, ungeachtet der Anstrengungen selbst der fähigsten Regierungen.
Bearbeitet nach: Eine Faire Globalisierung – Chancen für alle schaffen, Abschlussbericht der ILO-Weltkommission für die soziale Dimension der Globalisierung, 2004, S. 14 ff.
Perspektivwechsel Afrika
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Globalisierung ist stets auch ein Perspektivwechsel. Ob die Globalisierung von einem Menschen als positiv erachtet wird oder er darin eher Risiken als Chancen erkennt, ist von seinen konkreten Erfahrungen abhängig und davon, wo er lebt und was er besitzt.
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