...in den Industrieländern
Analog zum Ländervergleich gehören jene Menschen zu den größten Nutznießern der Globalisierung, die (als Aktionäre, Manager, Arbeitnehmer oder Subunternehmer) mit erfolgreichen multinationalen Unternehmen und international wettbewerbsfähigen nationalen Unternehmen verbunden sind. Verallgemeinernd kann man sagen, dass diejenigen profitiert haben, die über Kapital und andere Vermögenswerte, unternehmerische Fähigkeiten, Bildung und zunehmend geforderte Fertigkeiten verfügen.
Auf das oberste Prozent der Spitzenverdiener in den Vereinigten Staaten, im Vereinigten Königreich und in Kanada entfielen im Jahr 2000 17 Prozent des Bruttoeinkommens, eine Größenordnung, die letztmals in den zwanziger Jahren zu verzeichnen war. Die ILO-Weltkommission zur Sozialen Dimension der Globalisierung kommt zu dem Ergebnis, dass dieser neue Reichtum eng mit der Globalisierung verbunden ist, "da ungewöhnlich hohe Einkommen häufig mit den Maßstäben von multinationalen Unternehmen gezahlten Vergütungen sowie mit der Entwicklung neuer Unternehmen mit globaler Reichweite und globaler "Spitzenstellung" verbunden waren." Im Gegensatz hierzu haben Menschen, die mit Unternehmen verbunden waren, die angesichts der Handelsliberalisierung und der Ankunft ausländischer Firmen nicht mehr wettbewerbsfähig waren, zum Teil drastische Einbußen hinnehmen müssen. Zu diesen Unternehmen gehören vormals durch Handelsschranken geschützte Firmen, subventionierte Staatsunternehmen sowie kleine und mittlere Unternehmen mit begrenzten Fähigkeiten, sich einer raschen Liberalisierung der Wirtschaft anzupassen.
... und in den Entwicklungsländern
Wie auch innerhalb der Industrieländer ergibt sich in Bezug auf die Veränderungen der Einkommensungleichheit in den Entwicklungsländern ein gemischtes Bild. In den meisten Ländern hat sie zwar zugenommen, doch bleibt offen, in welchem Umfang dies auf die Globalisierung zurückzuführen ist. Allerdings lassen sich Muster erkennen: Verarmte Erzeuger importfähiger Güter in der städtischen informellen Wirtschaft oder in der Landwirtschaft sind durch billige Einfuhren und drastische Veränderungen der relativen Preise und der Verfügbarkeit der Produktionsfaktoren (z.B. Saatgutpreise) besonders gefährdet. Viele Marktteilnehmer in den Entwicklungsländern sind auch nicht in der Lage, die neuen wirtschaftlichen Möglichkeiten zu nutzen, weil sie keinen Zugang zu Kapital und Krediten, Informationen und Beratung haben.
Andere, die verloren haben, soweit sie nicht in Ländern mit raschem Wachstum leben, sind die Armen, Menschen ohne Wirtschaftsgüter, Analphabeten, die in der kleinräumigen Landwirtschaft Beschäftigten und unqualifizierte Arbeitnehmer. Eine weitere besonders verletzliche Gruppe sind indigene Völker.
Aus: Eine Faire Globalisierung – Chancen für alle schaffen, Abschlussbericht der ILO-Weltkommission für die soziale Dimension der Globalisierung, 2004