Grenzüberschreitende Direktinvestitionen (auch als Ausländische Direktinvestitionen, ADI, bezeichnet) unterscheiden sich von den Finanzmärkten dadurch, dass mit der Investition meist ein längerfristiges Engagement in dem betreffenden Land verbunden ist. Sie werden in der Regel von Unternehmen getätigt, die sich davon günstige Produktionsbedingungen und/oder einen besseren Zugang zu den Märkten eines Landes versprechen. Mit den zunehmenden ausländischen Direktinvestitionen hat sich auch die Zahl international operierender Unternehmen erhöht. Grenzüberschreitende Unternehmensfusionen und -übernahmen sind mit Abstand die wichtigste Form der im Ausland getätigten Investitionen.
Wurde in den 1970er Jahren noch die Frage der Kontrolle der multinationalen Unternehmen diskutiert, so werden Direktinvestitionen von der großen Mehrheit der ökonomischen und politischen Akteure nunmehr als ein wesentlicher Impuls für die wirtschaftliche Entwicklung und die Schaffung von Arbeitsplätzen in den Empfängerländern gesehen. Der Zustrom an Direktinvestitionen wird als positiver Indikator für den jeweiligen "Standort" wahrgenommen.
Zunächst setzten zahlreiche OECD-Länder in den 1980er Jahren Reformen zur Deregulierung von ausländischen Direktinvestitionen um. Eine zweite Welle von staatlichen Liberalisierungsprojekten in vielen Entwicklungsländern folgte in den 1990er Jahren. Tatsächlich gibt es heute nur noch wenige Länder, die sich nicht aktiv um ausländische Direktinvestitionen bemühen.
Für viele Entwicklungsländer haben sich die Hoffnungen, die in Investitionen aus dem Ausland gesetzt wurden, jedoch nicht erfüllt. Auch wenn die Zuflüsse an ausländischen Direktinvestitionen in Entwicklungsländer in den vergangenen Jahren rasch angestiegen sind, konzentrieren sich die Gelder weitgehend auf einige wenige dieser Länder.
In der öffentlichen Wahrnehmung in den Industrieländern werden ausländische Direktinvestitionen häufig mit der Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland gleichgesetzt. Das Motiv von Unternehmen Direktinvestitionen zu tätigen ist jedoch häufig auch die Erschließung neuer Märkte.