Das Wachstum des internationalen Handels, ist eigentlich kein neues Phänomen und konnte schon zu anderen Zeiten – zum Beispiel um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert, als es noch keine Welthandelsorganisation (WTO) gab – beobachtet werden. Es wird zum Beispiel geschätzt, dass die internationale wirtschaftliche Integration – gemessen als prozentualer Anteil des Welthandels an der Weltgüterproduktion – von unter 5% um 1800 auf bis 20% vor dem ersten Weltkrieg angestiegen ist und damit einen vorläufigen Höhepunkt erreichte.
In den Verheerungen von zwei Weltkriegen und einer Weltwirtschaftskrise brach auch der internationale Güterhandel drastisch ein und betrug am Ende des zweiten Weltkrieges gerade noch 5%. Erst in den 1970er Jahren erreichte der Anteil des Welthandels wieder den Stand von 1913. Das Aufkommen des Protektionismus und der Rückgang des Welthandels während der Zeit der zwei Weltkriege wird verschiedentlich als Beleg dafür gesehen, dass die ökonomische Integration der Weltmärkte nicht etwas ist, das zwangsläufig zunimmt, sondern dass auch Rückschritte und manchmal abrupte Einbrüche möglich sind. Nur in friedlichen Zeiten und Regionen und unter einigermaßen stabilen Verhältnissen kann sich ein reger internationaler Handel entwickeln.
Der überwiegende Teil des Welthandels machen auch heute noch Waren, Vorprodukte und Rohstoffe aus. In den letzten 20 Jahren – und das ist ein qualitativ neues Merkmal des gegenwärtigen Globalisierungsprozesses im Vergleich zu früheren grenzüberschreitenden Handelsbeziehungen – lässt sich jedoch der Trend beobachten, dass die grenzüberschreitend gehandelten Dienstleistungen noch schneller anwachsen, als die internationalen Warenströme. Solange sich der Welthandel weitgehend auf materielle Güter beschränkt, sind sie beim Grenzübertritt prinzipiell staatlicher Kontrolle zugänglich. Mit dem Trend hin zur Dienstleistungsgesellschaft werden auch im internationalen Güteraustausch zunehmend immaterielle Güter gehandelt. Wenn aber nicht mehr Warenströme, sondern Datenströme den Welthandel prägen, wird staatliche Regulierung (Einfuhrzölle, Besteuerung von Dienstleistungen, Rechtssicherheit, etc.) immer schwieriger.
Die internationale Handelsausweitung der letzten Jahrzehnte erfolgte nicht in allen Ländern einheitlich, vielmehr entfiel der Löwenanteil auf die Industrieländer und Schwellenökonomien, wie China, Indien oder Brasilien. Insofern ist die Globalisierung des Welthandels bislang eher eine zunehmende Verflechtung der Wirtschaftszentren in Amerika, Europa und Südostasien. Die Mehrheit der Entwicklungsländer verzeichnete hingegen keine wesentliche Ausweitung des Außenhandels. Tatsächlich mussten die meisten der am wenigsten entwickelten Länder, eine Gruppe, zu der fast alle Länder Afrikas südlich der Sahara gehören, einen proportionalen Rückgang ihres Anteils an den Weltmärkten hinnehmen – und dies obwohl viele dieser Länder Maßnahmen zur Liberalisierung des Handels durchgeführt haben und Mitglied der WTO geworden sind.