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Interview: Anna Kaminsky, Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur | Fördermittel und Fundraising für die politische Bildung | bpb.de

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Interview: Anna Kaminsky, Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur

/ 3 Minuten zu lesen

Dr. Anna Kaminsky ist seit 2001 Geschäftsführerin der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Sie sprach mit Akquisos über Gedenkstätten als Lernorte und sagt, „von der Geschichts-Medialisierung können auch die Gedenkstätten profitieren“.

Die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur (BStA) wurde 1998 vom Deutschen Bundestag eingerichtet. Ihr gesetzlicher Auftrag liegt vorwiegend in der Aufarbeitung und Information über Ursachen, Geschichte und Folgen der Diktatur in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und der DDR. Darüber hinaus soll die Stiftung den Prozess der Deutschen Einheit begleiten und die internationale Dimension der Aufarbeitung von Diktaturen fördern. Jährlich können ca. 150 Projekte unterstützt werden, ausschließliche Gedenkstättenfahrten gehören ausdrücklich nicht dazu.
Weitere Informationen: Externer Link: www.stiftung-aufarbeitung.de

Akquisos: Ein Schwerpunkt Ihrer Arbeit liegt in der schulischen und außerschulischen Bildungsarbeit zum Thema SED-Diktatur. Können Sie uns die Bedeutung von Gedenkstättenarbeit in diesem Bereich erläutern?
Dr. Anna Kaminsky: In den Lehrplänen finden Sie meist allgemeine Aussagen darüber, wie sich die Schüler z.B. mit dem Thema Demokratie und Diktatur auseinandersetzen können. Diese Zugänge verbleiben aber immer auf einer relativ abstrakten Ebene. Dem stehen zwei Strömungen gegenüber, die Lernerfahrungen konkreter vermitteln: zum einen die Bearbeitung mittels Multimedia, mit Dokumentarfilmen, ergänzt durch den Einsatz von Zeitzeugen. Andererseits gibt es die Möglichkeit an historische Orte zu gehen. Ein gut vorbereiteter Gedenkstättenbesuch kann sehr sinnvoll sein, um sich an einem konkreten Ort, mit konkreten Personen und konkreten Schicksalen auseinanderzusetzen.

Akquisos: Was macht eine Gedenkstätte aus?
A.K.: Für mich ist eine Gedenkstätte eine an einem historischen Ort, der mit der Diktaturgeschichte verbunden ist, eingerichtete Erinnerungsstätte, die musealen Charakter hat, also eine zeitgeschichtliche Ausstellung präsentiert.

Akquisos: Welche Kriterien legt die Stiftung an die Zusammenarbeit bzw. Förderung von Gedenkstätten an?
A.K.: Es ist nicht relevant, wie groß oder wie klein eine Gedenkstätte ist. Wir haben auch kein Ausschlusskriterium, dass wir nur Gedenkstätten von nationaler oder überregionaler Bedeutung unterstützen. Für uns steht bei der Antragsstellung das unmittelbare Projekt im Mittelpunkt. Dabei sind der direkte Bezug zur Diktaturgeschichte und die professionelle Ausarbeitung des Projektes die wichtigsten Kriterien.

Akquisos: Vor welchen Herausforderungen sehen Sie Gedenk- bzw. Erinnerungskultur zum Thema SED-Diktatur?
A.K.: Wir müssen uns auf Besucher oder Interessierte einstellen, die gar nicht mehr wissen, was Diktatur heißt. Für die jungen Besucher besteht eine andere Realität, die eines vereinigten Deutschlands. Es wird somit eine Herausforderung sein, diese Menschen für die (für sie selbstverständlichen) Rechte einer Demokratie und den „Mehrwert“ einer freiheitlichen Gesellschaftsordnung zu sensibilisieren. Zusätzlich liegt die Aufgabe vor uns, den Bezug für Schüler mit Migrationshintergrund herzustellen, die mit einer völlig anderen Geschichte aufgewachsen sind.

Akquisos: Wird sich die Gedenkstättenarbeit/-förderung in den nächsten fünf Jahren verändern?
A.K.: Ich denke, es wird keine großen Veränderungen geben. Die Besucherzahlen der Gedenkstätten sind in den letzten zehn Jahren explodiert. Die Medialisierung der Geschichte – Stichwort: Guido Knopp – hat eine interessante und für ein Massenpublikum rezipierbare Art und Weise der Aufnahme geschaffen, von der die Gedenkstätten profitieren können. Auch wenn viele Gedenkstätten mit einer prekären Finanzierung und einer dünnen Personaldecke umgehen müssen, gibt es durchaus ein solides Fundament. Mit dem Wandel der gesellschaftlichen Themen wird in den nächsten Jahren aber eine Überarbeitung der Ausstellungen notwendig werden. Für die Finanzierung von Gedenkstättenfahrten würden wir uns eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Politik, Schulämtern, Schulen und Gedenkstätten wünschen, um auch die Überforderung von Schulen oder Lehrern zu minimieren.

Akquisos: Herzlichen Dank für das Gespräch

Fussnoten