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„Es hat sich viel getan in den vergangenen 20 Jahren.“ | Fördermittel und Fundraising für die politische Bildung | bpb.de

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„Es hat sich viel getan in den vergangenen 20 Jahren.“

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Daniel Kraft ist Leiter der Stabsstelle Kommunikation der bpb. Er sprach mit uns über die Entwicklungen des Fundraisings im Feld der politischen Bildung. Kraft ist Diplom Fundraiser VMI und hat viele Jahre als Fundraiser für die Brücke/Most-Stiftung gearbeitet. Seitdem brennt er für das Themenfeld unter dem Motto: „Fundraising is the gentle art of teaching the joy of giving“.

Daniel Kraft (© Stefan Wizisk)

Akquisos: Seit 20 Jahren gibt es nun das Angebot „Akquisos – Fördermittel und Fundraising für die politische Bildung“. Du hast es zu einem frühen Zeitpunkt übernommen und über die ganze Zeit begleitet. Was sind aus deiner Sicht die großen Entwicklungslinien?

Akquisos ist 2003 in der Bundeszentrale für politische Bildung entstanden als Serviceangebot für Träger der politischen Erwachsenenbildung, aber auch für andere NGOs.

In den ersten Jahren ging es uns vor allem darum, im Feld der politischen Bildung das Thema Fundraising populär zu machen und Grundlagen zu schaffen. Wir wollten einen Impuls setzen, mit Akquisos und mit Veranstaltungen, wie den Fundraising-Tagen in Köln.

Wichtig ist uns dabei, den Blick der Menschen in den Organisationen über staatliche Förderprogramme und Stiftungen hinaus zu weiten. Wir wollten eine Lanze dafür brechen, dass strategisches Fundraising und Spendenakquise eine Chance für die Organisationen der politischen Bildung ist, als Akteure im Feld zu wachsen, autonomer zu werden. Damit wird letztendlich auch die demokratische Zivilgesellschaft gestärkt. So gesehen ist Fundraising Demokratieförderung, oder wie es Marita Haibach auf dem 3. Fundraising-Tag der politischen Bildung sagte: „Das systematische und kontinuierliche Fundraising leistet einen bedeutenden Beitrag für den Aufbau und Fortbestand der Zivilgesellschaft."

Akquisos startete als Newsletter, der mehrmals im Jahr die Leserinnen und Leser mit Informationen zu Fördermöglichkeiten und interessanten Terminen versorgte, werbe- und „agenturfrei“ und ohne kommerzielle Interessen. Akquisos richtet sich eher an kleine Organisationen, das ist auch immer noch so. Aus einem reinen Text-Newsletter entstand eine eher magazin-artige Form mit Fokusthemen und verschiedenen Rubriken wie die Europareise-Interviews oder ein Interner Link: Glossar. So entwickelte sich mit der Zeit Akquisos als Online-Dossier und damit als Wissensspeicher, wo man einen sehr umfassenden Einblick in viele Bereiche des Fundraisings bekommen kann.

Akquisos: Findest du, dass das Thema Strategisches Fundraising im Feld der politischen Bildung angekommen ist? Unser zweiter Interviewpartner dieser Ausgabe, Interner Link: Matthias Daberstiel, sieht das recht kritisch.

Ja, ich würde sagen, dass sich da viel getan hat in den vergangenen 20 Jahren. Die Frage ist ja immer, von welchem Niveau du kommst und welche Erwartungshaltung du hast, und auch in welcher Region du unterwegs bist. Matthias Daberstiel spricht auch aus einer sächsischen Perspektive, da kann ich die Skepsis gut verstehen. Wenn ich in andere Bundesländer schaue, wie zum Beispiel nach Rheinland-Pfalz oder NRW, da gibt es eine ganze Reihe von Trägern, die sich in dem Themenfeld auf den Weg gemacht haben.

Es ist so, dass wir eine Gesellschaft sind, die in ganz großem Maße nach wie vor gemeinwohlorientierte Aktivitäten und Dienstleistungen aus öffentlichen Ressourcen unterstützt. Der Bereich Bildung und Wissenschaft ist ganz überwiegend staatlich (ko-)finanziert, und dazu gehört auch die politische Bildung. Deswegen ist der „Leidensdruck“ bei Organisationen in diesem Feld nicht so gigantisch, mehr Ressourcen ins strategische Fundraising zu stecken. Es ist nach wie vor für die meisten Bildungseinrichtungen am effektivsten, professionelle Drittmittelakquise zu betreiben, über Förderanträge an staatliche Stellen und an Stiftungen. Und das ist auch gut so! Dennoch ist das Thema Fundraising und Spendenakquise angekommen, viele Tagungshäuser und Vereine haben bereits Erfahrungen gesammelt und setzen sich damit auseinander.

Organisationen der politischen Bildung sind zudem oft auch nicht vergleichbar mit großen karitativen Einrichtungen im Hilfsbereich oder im Tier- und Umweltschutz. Wir sprechen hier über kleine Personalbestände, teilweise ehrenamtliches Engagement. Dennoch haben viele gelernt, sich zu positionieren und eigene Markenidentitäten ausgebaut.

Akquisos: Wie hat sich die Förderlandschaft für politische Bildungsarbeit in den vergangenen Jahren entwickelt?

Ich möchte das Positive gerne auch positiv beschreiben. Wir haben in Deutschland eine einmalige Förderlandschaft im Bereich der politischen Bildung. Das gibt es in keinem anderen Land der Welt. Die Unterstützung von Themen der politischen Bildung in unserer Gesellschaft ist sehr weit verbreitet, und so viele Akteure sind beteiligt: Schulen, Volkshochschulen, der Bereich der außerschulischen politischen Erwachsenenbildung, das sind Bildungshäuser, kleine Träger, Aktivitäten innerhalb der Bundeswehr. Dieses große Feld wird aus vielen Fördertöpfen auf Bundes- und Landesebene unterstützt. Wir schauen gerade auf ein paar Jahre zurück, wo in vielen Bereichen relativ viel getan wurde, wo Zuwächse in der Förderung da waren, wo Schwerpunkte gesetzt wurden.

Ich sehe aber auch, dass es eine Verunsicherung in bestimmten Feldern gibt. Es ist die Angst da, dass die Fördermittel weniger werden könnten, dass sich Dinge entsprechend umstrukturieren. Öffentliche Haushalte sind stärker strapaziert. Deshalb gilt für die politische Bildung wie für alle NGOs: Es ist aus meiner Sicht für jede Organisation im Feld der politischen Bildung essentiell, sich nicht nur auf eine Säule der Finanzierung zu konzentrieren. Man sollte immer einen Fördermix im Hinterkopf haben.

In meiner Wahrnehmung machen das viele Akteure im Feld schon, die sind richtig agil und schauen immer, wie sie ihren Fördermix ausweiten können, schauen, wo alte Förderlinien wegfallen und neue entstehen. Fundraising ist für so einen gut ausgewogenen Fördermix ein wichtiger Baustein, gerade in Zeiten, wo sich die öffentlichen und die Stiftungs-Mittel aufgrund der angespannten Haushaltssituation oder der wirtschaftlichen Lage negativ entwickeln könnten. Es ist wichtig, da möglichst früh einzusteigen.

Akquisos: Du hast Schwerpunktsetzungen in der staatlichen Förderung erwähnt. Inwiefern wirken diese sich auf die Träger der politischen Bildung, ihre Arbeit und Finanzierung aus?

Es gab in den letzten Jahren immer wieder große Summen von Fördermitteln, die bereitgestellt wurden für das, was im weitesten Sinne als politische Bildung zu verstehen ist. Und ich sehe durchaus auch immer wieder bestimmte Themen, wo Verantwortliche in der Politik glauben, dass man dort Akzente setzen muss. Dahinter steckt ein Stück weit ein Verständnis von „politischer Bildung als Feuerwehr“, als Möglichkeit, auch akute gesellschaftspolitische Probleme anzugehen, sie entsprechend aufzugreifen und temporär zu behandeln. Das ist natürlich immer mit einem gewissen Risiko verbunden, weil das nichts ist, was ad hoc wirkt. Ein Träger – wie ein Studienhaus mit Seminararbeit – plant in der Regel langfristiger und braucht Sicherheit, dort kann man sich nicht immer so schnell auf neue Themen einstellen. Deshalb muss meine Antwort hier differenziert ausfallen: Insgesamt ist das Feld der politischen Bildung so breit aufgefächert, dass manche solche „Themenkonjunkturen“ gut aufgreifen können. Andere wie das oben erwähnte Studienhaus brauchen dagegen Planungssicherheit und da sind wir wieder beim strategischen und auf Dauer angelegten Beziehungsmanagement mit den Spenderinnen und Spendern, oder kurz gesagt: Fundraising!

Akquisos: Welchen Tipp würdest du Organisationen der politischen Bildung mitgeben, wie sie sich aktuell und für die Zukunft in Sachen Fundraising aufstellen sollten?

Es ist sehr wichtig, sich als NGO oder Träger der politischen Bildung klar zu positionieren: Wer bin ich? Wofür stehe ich? Was macht mich aus? Wie kann ich mich „verkaufen“? Das ist wichtig für Drittmittelakquise, das ist wichtig für staatliche Gelder, das ist wichtig für Stiftungsgelder und das ist auch wichtig im Fundraising. Sich so klar zu positionieren, bedeutet ein Stück weit auch Organisationsentwicklung, sich also zu fragen: Sind die eigenen Strukturen so gut aufstellt, dass man das leisten kann? Und dann ist es wichtig, möglichst früh ein Fundraising-Konzept für sich auszuarbeiten. Zunächst sind ein PR- und ein Marketing-Konzept eine gute Grundlage, also eine professionelle Öffentlichkeitsarbeit. Daran anknüpfend sollte man ein Fundraising-Konzept für die nächsten drei bis fünf Jahre erarbeiten.

Fundraising ist immer ein Marathon, nie ein Sprint. Gerade in Zeiten, wo man noch Ressourcen hat, würde ich mit einer strategischen Aufstellung in Kommunikation, PR und Fundraising beginnen, mit einer guten Kommunikation mit Spenderinnen und Spendern, Freundeskreisen, Alumni. Der Aufbau einer guten und stabilen Bindung von Menschen an die Organisation ist zentral. Mein Appell: Bleiben Sie an Ihren Zielgruppen dran, so dass Sie sie irgendwann auch konkret um Spenden bitten können.

Vielen Dank für das offene Gespräch!

Sie wollen ins Fundraising einsteigen oder es strategischer aufstellen? Fundraising-Grundlagen finden Sie hier Interner Link: www.bpb.de/502103

Bei einigen Themen und Feldern der politischen Bildung gibt es spezielle Fördertöpfe oder empfehlenswerte Ansätze und Herangehensweisen für das Fundraising. Mehr dazu finden Sie hier hier Interner Link: www.bpb.de/504194

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