In Deutschland existieren mehr als 25.000 Stiftungen bürgerlichen Rechts – pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner sind das etwa 31 Stiftungen. 90 % dieser Stiftungen verfolgen ausschließlich gemeinnützige Zwecke, thematische Schwerpunkte liegen auf Gesellschaft, Bildung, Kunst und Kultur. Ein großer Anteil der Stiftungen hat mehrere Zwecke in ihrer Satzung verankert. So können sie flexibel auf gesellschaftliche Probleme reagieren und ihre Förderungen anpassen.
Schätzungen gehen davon aus, dass Stiftungen in Deutschland Vermögen in Höhe von rund 100 Mrd. Euro verwalten. Die Vermögen werden gewinnbringend und sicher angelegt, und die erwirtschafteten Erträge werden für die in der Regel gemeinnützigen Zwecke der Stiftung ausgegeben. Das gestiftete Vermögen selbst muss als Grundkapital der Stiftung erhalten bleiben. Die Bandbreite der Stiftungen ist groß: Sie reicht von kleinen Privatstiftungen über Bürgerstiftungen, kirchliche Stiftungen und parteinahe Stiftungen bis hin zu großen unternehmensnahen Stiftungen.
Operative und fördernde Stiftungen
Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal ist die Frage, ob eine Stiftung operativ oder fördernd tätig ist. Eine operative Stiftung setzt vor allem eigene Projekte und Programme um. Dazu gehört zum Beispiel die Bertelsmann Stiftung, die im Bildungsbereich und in gesellschaftlichen Feldern sehr aktiv ist, aber keine Fördergelder an andere vergibt.
Bei fördernden Stiftungen hingegen können Personen und Organisationen Fördergelder beantragen, die im Sinne des Stiftungszwecks verwendet werden. Viele Stiftungen haben Themenschwerpunkte oder spezifische Förderprogramme. Andere fördern themenunabhängig, sie stärken stattdessen vor allem regionale Initiativen.
Auch Mischformen sind möglich und üblich. So sind die Robert Bosch Stiftung und die Stiftung Mercator beispielsweise sowohl operativ als auch fördernd tätig. Die Robert Bosch Stiftung engagiert sich vor allem in den Bereichen Gesundheit, Globale Fragen (darunter auch die Felder „Demokratie“, „Einwanderungsgesellschaft“ und „Ungleichheit“) und Bildung. Die Stiftung Mercator hat die Schwerpunkte Digitalisierte Gesellschaft, Europa in der Welt, Klimaschutz sowie Teilhabe und Zusammenhalt.
Etwa 60 Prozent der Stiftungen sind reine Förderstiftungen, knapp 20 Prozent arbeiten ausschließlich operativ und weitere rund 20 Prozent sind fördernd und operativ tätig. Die Fördersumme der reinen Förderstiftungen wird auf jährlich etwa drei Milliarden Euro geschätzt. Dabei sind die Vermögenswerte und damit auch die Fördersummen der Stiftungen sehr verschieden, es gibt wenige sehr finanzstarke Stiftungen und viele kleinere und mittelgroße Stiftungen.
Regionale Schwerpunkte bei der Förderung
Die Stiftungen sind in Deutschland aus historischen und wirtschaftlichen Gründen regional sehr unterschiedlich verteilt. Der Großteil der Stiftungen befindet sich in den alten Bundesländern. Die Verortung ist deswegen bedeutsam, weil rund 75% der Stiftungen nur lokal oder regional fördern. Viele von ihnen sind unbekannt, über 50 % aller fördernden Stiftungen verfügen nicht einmal über eine Internetseite. Aus Fundraising-Sicht sind diese meist mittelgroßen oder kleineren Stiftungen jedoch interessant. Häufig sind sie zugänglicher und weniger bürokratisch als große Förderstiftungen. Um sie ausfindig zu machen, muss man sich in den lokalen Medien und durch gezieltes Netzwerken vor Ort informieren.
Zu den ausschließlich regional fördernden Stiftungen gehören auch die über 750 Stiftungen der Sparkassen-Finanzgruppe. Sie berücksichtigen nur Antragsteller aus dem jeweiligen Geschäftsgebiet. Stiftungen der Sparkassengruppe gibt es zudem auf Landesebene, diese fördern oftmals größere Kunst- und Kulturprojekte sowie Gedenkorte.
Übersicht über alle Sparkassenstiftungen: Externer Link: www.sparkassenstiftungen.de
Bürgerstiftungen
Auch die über 400 Bürgerstiftungen in Deutschland sind lokal in einer Stadt oder einer Region bzw. einem Landkreis tätig. Es handelt sich dabei um gemeinnützige Stiftungen von Bürger/-innen für Bürger/-innen. Sie engagieren sich nachhaltig und dauerhaft für das Gemeinwesen vor Ort. Mit ihrer Arbeit unterstützen sie bürgerschaftliches Engagement. Bürgerstiftungen sind bestrebt, ihr Stiftungsvermögen kontinuierlich zu steigern. Zum Selbstverständnis von Bürgerstiftungen gehört in der Regel die völlige Unabhängigkeit von staatlichen, kommunalen oder Unternehmensstrukturen. Sie werden von einer Vielzahl und Vielfalt von Stifterinnen und Stiftern errichtet und getragen. Bürgerstiftungen sind meist operativ tätig, einige vergeben jedoch auch Fördergelder an andere Projekte. Zudem können sie ein geeigneter Kooperationspartner für zivilgesellschaftliche Organisationen sein, die lokal agieren.
Weitere Informationen: Externer Link: www.buergerstiftungen.org
Öffentlich-rechtliche Stiftungen
Von den Stiftungen des Privatrechts abzugrenzen sind Stiftungen des öffentlichen Rechts. Man nennt sie auch öffentlich-rechtliche Stiftungen. Es gibt sie sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene. Sie werden vom Staat in der Regel durch Gesetze oder Rechtsverordnungen errichtet. Zu den öffentlich-rechtlichen Bundesstiftungen gehören im Themenfeld politische Bildung und zivilgesellschaftliches Engagement zum Beispiel die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Die Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt oder die Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft.
Diese vergeben zum Teil Fördergelder im Rahmen bestimmter Programme, die konkret ausformulierte Ziele und Vorgaben haben. Beispiele hierfür sind das Programm „JUGEND erinnert“ der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft oder das Mikroförderprogramm „Ehrenamt gewinnen. Engagement binden. Zivilgesellschaft stärken. Engagement binden. Zivilgesellschaft stärken“ der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt.
Politische („parteinahe“) Stiftungen
Die politischen Stiftungen leisten einen wichtigen Beitrag zur politischen Bildung in Deutschland. Ihre Bildungsmaßnahmen stehen allen Bürgerinnen und Bürgern offen und werden größtenteils mit öffentlichen Geldern finanziert. Die Stiftungen stehen zwar bestimmten Parteien nahe, sie sind aber finanziell und organisatorisch unabhängig. Sie sind in der Regel vor allem operativ tätig, führen eigene Bildungsmaßnahmen und Veranstaltungen durch und geben Publikationen heraus. Förderung ist bei ihnen in der Regel vor allem Studienförderung in Form von Stipendien. Außerdem sind sie außen- und entwicklungspolitisch tätig. Sie sind daher als Finanzierungsquelle für Projekte zivilgesellschaftlicher Organisationen nicht relevant, können jedoch zum Beispiel interessante Publikationen, Fortbildungen oder Netzwerkveranstaltungen im Angebot haben.