Viele gemeinnützige Organisationen nutzen Fördermitgliedschaften als Fundraising-Instrument. Bei genauerem Hinsehen wird schnell deutlich, dass Vereine und Organisationen unterschiedlich definieren, wie eine Fördermitgliedschaft zu erlangen ist und was sie bedeutet. Bei manchen reicht das Einrichten einer Dauerspende bzw. die Erteilung eines SEPA-Lastschriftmandats, um als Fördermitglied gezählt zu werden. Bei anderen muss ein offizieller Mitgliedsantrag eingereicht werden, der ggf. auch abschlägig beschieden wird, wenn die Person, die um Aufnahme bittet, gegen Grundsätze der Satzung verstößt. Auch die Laufzeit variiert, sodass einige Fördermitgliedschaften monatlich, andere nur jährlich kündbar sind. Genauso folgt die Betragshöhe keinen allgemeingültigen Regeln. Mal ist sie für alle Mitglieder fest geregelt, mal völlig frei wählbar und bei anderen wird ein Mindestbeitrag vorgeschrieben.
Eine Organisation legt also selbst fest, wie einfach oder leicht sie sowohl den Ein- als auch den Ausstieg aus der Mitgliedschaft gestalten will. Je höher die „Hürde“ desto geringer wird die Anzahl der neu zu gewinnenden Mitglieder sein. Im Gegenzug steigt das Commitment, also die innere Verpflichtung, die Personen mit der Mitgliedschaft eingehen. Dieses wiederum zahlt auf die Verweildauer ein. Es ist also eine strategische Entscheidung, ob eine Organisation auf möglichst viele Mitglieder setzt oder eine besonders hohe Bindung anstrebt.
Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal ist die Trennung nach reinen Fördermitgliedschaften und regulären Mitgliedschaften. Bei Letzteren haben die Mitglieder ein Stimmrecht bei Jahreshauptversammlungen und können so den Weg der Organisation aktiv mitbestimmen. Die Fördermitgliedschaft ist dagegen in der Regel stimmlos. Nicht viele Organisationen eröffnen ihren Spenderinnen und Spendern die Option einer Mitgliedschaft mit Stimmrecht. Stimmberechtigte Mitglieder nehmen nicht nur Einfluss, sie erfordern auch eine größere Betreuung, weil sie ein stärkeres Interesse an den Vereinsentscheidungen mitbringen und somit häufiger Feedback geben und den Dialog suchen. Außerdem ist die Organisation von Hauptversammlungen aufwändiger.
Doch gerade bei Organisationen mit Fokus auf Politik und Demokratie gilt die stimmberechtigte Mitgliedschaft als strategisch wichtig. Für die Servicestelle Jugendbeteiligung ist die stimmberechtigte Mitgliedschaft Kern der Vereinsarbeit. Wo Beteiligung drauf steht, soll auch Beteiligung drin sein und gelebt werden. Damit Jugendliche mitmachen können, ist der vorgeschriebene Beitrag so niedrig wie möglich gewählt. Ab 1 Euro im Monat sind sie dabei. Für die Fördermitgliedschaft sind dagegen mindestens 48 Euro im Jahr fällig. „Die ist für diejenigen gedacht, die irgendwann nicht mehr aktiv sein und den Jüngeren das Feld überlassen wollen, uns aber dennoch unterstützen möchten“, erläutert Lena Groh-Trautmann, Geschäftsführerin der Servicestelle Jugendbeteiligung. „Unsere Fördermitglieder kennen unsere Arbeit also sehr gut. Das ist von Vorteil, denn diese Personen sind schon an uns gebunden, brauchen weniger Erklärung und Betreuung als fremde Mitglieder. Das könnten wir sonst nicht leisten.“
Auch für die Umwelt-, Entwicklungs- und Menschenrechtsorganisation Germanwatch e. V. ist die stimmberechtigte Mitgliedschaft ein wichtiger Pfeiler des Vereins. Die Mitgliederversammlung ist qua Satzung ein zentrales Organ des Vereins und Teil des Selbstverständnisses. David Hübner, Fundraisingreferent bei Germanwatch, unterscheidet die Mitgliedschaftsformen mit und ohne Stimmrecht daher aus unterschiedlichen Blickwinkeln. „Aus Fundraisingsicht“, so sagt er, „ist die Fördermitgliedschaft besonders wichtig. Sie ist das Fundraisingprodukt, das eine Dauerspende aufwertet, das man explizit bewerben kann und dessen Erfolg man skalieren und messen kann.“ Die stimmberechtigte Mitgliedschaft beschreibt er dagegen als besonderes Interesse des Vereins. Zum einen als satzungsimmanentes Organ, „darüber hinaus holt sie diejenigen ab, die sich nicht nur finanziell engagieren, sondern stärker einbringen wollen. Zugleich haben wir als Verein die Möglichkeit, gezielt Kontakte einzuladen, stimmberechtigtes Mitglied zu werden.“
Egal ob Fördermitgliedschaft oder reguläre Mitgliedschaft, beides sind Bindungsinstrumente, die eine stärkere Betreuung als bei Dauerspenden vorsehen. In der Regel erhalten die Fördermitglieder ein eigenes Mitgliedermagazin und manchmal noch Einladungen zu zusätzlichen Veranstaltungen. Auch muss das Gefühl, Teil einer Gruppe zu sein, bewusst gefördert werden. Dafür bleiben Mitglieder der Organisation in der Regel länger erhalten und sorgen für regelmäßigere Einnahmen.