Audio-Trend
85% der Bevölkerung in Deutschland hört laut der aktuellen ARD-ZDF-Onlinestudie (2021) jeden Tag durchschnittlich 177 Minuten Audio-Inhalte.
Dass Podcasts immer beliebter werden, ist kein Wunder: Audio als „Nebenbei-Medium“ ist leicht zu konsumieren und hat das Potenzial, die Hörer/-innen über einen längeren Zeitraum und/oder ritualisiert zu begleiten, z.B. beim Autofahren, beim Sport oder beim Kochen.
Podcasts als Instrument der Pressearbeit
Pressearbeit ist für viele Organisationen ein wichtiger Bestandteil der Öffentlichkeitsarbeit. Beim Stichwort Pressearbeit denkt man meist nur an die etablierten, klassischen Medien: Zeitung, Radio, Fernsehen und Zeitschriften. Doch auch neue Medien wie YouTube, Blogs und Podcasts sind Kanäle, die man für die eigene PR-Arbeit nicht außer Acht lassen sollte. Auch bei ihnen gibt es Gelegenheiten, als Gast auftreten oder in die Berichterstattung einfließen zu können. Podcasts insbesondere bringen als Ort für PR-Auftritte verschiedene Vorteile mit sich:
Es gibt viele Formate, die darauf ausgelegt sind, immer wieder neue Stimmen und Perspektiven reinzubringen: Zum einen Interviewformate und Gesprächsrunden, aber auch Features, für die Experten/-innen einen O-Ton beitragen. Die Macher/-innen dieser Formate sind offen für neue Gäste.
Audio-only-Podcasts sind weniger aufwändig zu produzieren als Videocontent. Die Aufzeichnung ist in der Regel ortsunabhängig möglich. Ihnen stehen also alle Podcasts offen, nicht nur regional produzierte.
Mit neuen Medien haben Sie die Chance, von neuen (jüngeren/digitaleren/spezifischeren) Zielgruppen entdeckt zu werden.
Podcast-PR Schritt für Schritt
Wie Sie Pressemitteilungen für Ihre Lokalzeitung schreiben, wissen Sie bestimmt schon. Um als Gast in einen Podcast eingeladen zu werden, ist die Vorgehensweise etwas anders: Zunächst müssen Sie eine Liste mit Podcasts erstellen, die für Sie relevant sind. Die Podcast-Landschaft ist divers: Nicht nur Journalisten/-innen und Medienhäuser produzieren Podcasts, sondern auch andere Organisationen sowie Einzelpersonen, die ihren Podcast als Marketinginstrument oder als Hobby betreiben. Engen Sie sich thematisch nicht zu sehr ein: Sicher haben Sie ein „Expertenthema“, mit dem Sie sich in Ihren Projekten und Angeboten beschäftigen (z.B. Extremismusprävention), aber vielleicht haben Sie auch ein „Meta-Thema“, zu dem Sie sprechen können? (z.B. Digitalisierung und Ihre Erfahrungen mit digitalen Bildungsangeboten). Nutzen Sie die Suchfunktionen der Podcast-Plattformen und persönliche Erfahrungen oder Empfehlungen aus Ihrem Netzwerk, um passende Podcasts zu sammeln. Wählen Sie anschließend eine Handvoll Podcasts aus, in denen Sie erscheinen möchten.
Um die Erfolgsaussichten Ihrer Anfrage zu erhöhen, sollten Sie im nächsten Schritt in die Podcasts reinhören. Zeigen Sie den Podcaster/-innen in Ihrem Pitch, dass Sie das Format „verstanden“ haben. Niemand will eine unpersönliche, vorgefertigte Nachricht lesen!
Beim Pitch sollten Sie einen Themenvorschlag mitliefern und begründen, warum Ihr Thema gut zum Podcast passt und warum das für die Hörer/-innen interessant sind. Idealerweise können Sie an vergangene Folgen anknüpfen („In der Folge 45 ging es um das Thema X. Unserer Meinung nach ist da der Aspekt Y zu kurz gekommen. Wir könnten dazu etwas beitragen …“).
Manche Podcasts haben ein Formular für Pitches und Gast-Bewerbungen. Alternativ können Sie die E-Mail-Adressen der Produzent/-innen heraussuchen oder über soziale Netzwerke wie LinkedIn oder Twitter an die Personen herantreten. Der Pitch sollte kurz und präzise sein und nicht nur den Themenvorschlag, sondern auch eine Selbstvorstellung beinhalten.
Podcasts werden häufig mehrere Wochen oder Monate im Voraus vorproduziert. Deshalb eignet sich ein Podcast nicht, um noch kurzfristig eine demnächst stattfindende Veranstaltung zu „bewerben“. Der Themenvorschlag sollte möglichst zeitlos sein, denn Podcastfolgen werden ja nicht nur direkt nach Erscheinung gehört, sondern verbleiben noch lange Zeit in den Verzeichnissen.
Eigene Audio-Projekte
Vielleicht waren Sie im Rahmen Ihrer Presse- und Öffentlichkeitsarbeit in einigen Podcasts zu Gast und haben Gefallen am Medium gefunden? Natürlich können Sie Audio auch in Ihren eigenen Öffentlichkeitsarbeitsaktivitäten nutzen!
Zunächst muss man kurz unterscheiden: Nicht alles, was mit Audio zu tun hat, ist automatisch ein Podcast. Ein Podcast besteht aus Audio- (oder selten auch Video-)Beiträgen, die über einen öffentlichen RSS-Feed abonniert, über das Internet heruntergeladen und auf Abruf gehört werden.
Für Ihren Zweck – oder die unten aufgeführten Ideen – reicht es womöglich, wenn Sie „nur“ Audiodateien zum Anhören oder Herunterladen auf Ihrer Website oder in einem Learning Management System (LMS) anbieten. Wenn Sie Ihre Hör-Angebote vorschnell als Podcast bezeichnen, enttäuschen Sie womöglich Personen, die ihr Angebot nicht in einem Podcast-Verzeichnis finden. Von einer anderen Perspektive betrachtet können Sie es auch als Chance sehen, Ihr Projekt nicht als Podcast zu betiteln: So kann man sich etwa unter einer „Vorlesung to go“ mehr vorstellen oder weckt mit einem „Audiokurs“ die richtigen Erwartungen.
Einige Ideen für Audioprojekte: •
Vertonung von bestehenden Publikationen
Interviewreihe mit Gästen und Kooperationspartner/-innen Ihrer Einrichtung
Mitschnitt von Vorträgen, Podiumsdiskussionen oder anderen Veranstaltungen
Collagen oder Snippets
Audio-Tour durch die Einrichtung oder Audio-Walk durch die Umgebung
Audio-Tagebuch eines Projekts
Audio-Kolumne
Veröffentlichung von Projektergebnissen in Audioform
Lernpodcast oder Audiokurs
Storytelling-Podcast mit einer fiktiven Geschichte
Gerade wenn Sie Inhalte mit Ihren Mitarbeitenden, Gästen oder Multiplikatoren erstellen möchten, bieten sich Audioformate an: Im Vergleich zu Videomaterial ist Audio ist nicht nur aus technischer Perspektive für Sie einfacher zu produzieren, es bietet auch eine geringere Hemmschwelle: In ein Mikrofon zu erzählen oder mit einem/einer Moderator/-in ins Gespräch zu kommen ist für viele Menschen angenehmer, als einen Beitrag zu schreiben oder vor der Kamera zu stehen.
Audio als Ausgangspunkt
Egal, ob Sie Ihr Audioprojekt als Podcast oder „nur“ als Sammlung von Audiodateien anlegen: Mit der Veröffentlichung ist es nicht getan.
Nutzen Sie die Datei auf verschiedene Arten weiter:
Erstellen Sie – händisch oder mit Softwareunterstützung – ein Transkript.
Kürzen Sie das Transkript und passen Sie die Formulierungen an, um einen Text für Ihre Website oder andere Publikationsorte zu erhalten.
Aus der Audiodatei selbst oder dem entstandenen Text können Sie kurze Beiträge für soziale Netzwerke gewinnen, zum Beispiel:
Ein Audio-Zitat (zusammen mit einem Standbild als Video), ein Text-Zitat als Grafik oder in Kombination mit einem Foto, die Zusammenfassung des Inhalts in Form einer Infografik oder Übersichtsgrafik, mehr Kontext zum Gesagten, z.B. weiterführende Information oder Modelle, als Ausgangspunkt für Diskussionen und interaktive Beiträge, z.B. „Seht ihr das genauso?“ oder „Welche Erfahrungen habt ihr damit gemacht?“, einen neugierig machenden Teaser für kommende Veranstaltungen
Es gibt vielfältige Möglichkeiten, wie Sie Audioformate in Ihre Öffentlichkeitsarbeit einbinden: Sei es nur als Gastauftritte in den Kanälen Dritter oder durch die Produktion eigener Podcasts oder anderer Audioinhalte. Machen Sie Ihre Arbeit „hörbar“!