Jetzt wird es praktisch: Für diesen Artikel haben wir Institutionen der politischen Bildung gebetet, von ihrer durchgeführten Kommunikationskampagne zu berichten. Dafür habe diese 5 Fragen zu ihrem Projekt beantwortet. Für alle, die gerade selber eine Kommunikationskampagne starten, soll diese Sammlung als Inspiration und Hilfestellung dienen.
Sie haben auch eine eigene Kampagne durchgeführt und möchte diese hier vorstellen? Schreiben Sie uns gerne an E-Mail Link: presse@bpb.de.
Der Equal-Care-Day
Das war unsere Kampagne: 2016 haben Almut Schnerring und Sascha Verlan den 29. Februar zum 'Equal Care Day' erklärt, 'Aktionstag für mehr Wertschätzung, Sichtbarkeit und eine faire Verteilung der Sorgearbeit'. Ziel der Modellförderung durch die Bundeszentrale für politische Bildung und für die Jahre 2019/20 war es, ein breites Netzwerk von Organisationen und (betroffenen) Einzelpersonen aufzubauen und den Aktionstag bundesweit bekannt zu machen.
Der Ursprung unserer Idee: 2015 spielten Care-Arbeit und ihre unfaire Verteilung im politischen Diskurs und vor allem auch in den Medien keine Rolle, der Fokus lag auf dem Pay Gap. Der CareGap war nicht berechnet, die Breite des 'Care'-Begriffs fand nur im wissenschaftlichen Kontext Anwendung und war weit davon entfernt, Allgemeinwissen zu sein. In einem Aktionstag 'Equal Care Day' sahen wir die Chance, einen themenunabhäningigen Nachrichtenwert für Care zu schaffen, das öffentliche Interesse zu fokussieren und die vielfältigen Projekte, Initiativen und Forderungen zu bündeln.
Das war bei der Kampagne unsere Zielgruppe: Als wachsender Zusammenschluss Gleichgesinnter war unser Ziel, einen Systemwandel anzustoßen, der Care als die Basis von Wirtschaft und Gesellschaft anerkennt. Die Kampagne zielte darauf, Politik, Medien und eine breite Öffentlichkeit durch Presse- und SocialMedia-Arbeit zu sensibilisieren für die sozialen Verwefungen, die aus der ungleichen Verteilung und mangelnden Wertschätzung von Sorgearbeit folgen. Zweitens ging es darum, einen niederschwelligen und offenen Dialograum, eine Plattform zu schaffen für Betroffene, sich auszutauschen, gegenseitig zu stärken und eine eigene Stimme zu entwickeln.
Diese analogen und digitalen Tools der Öffentlichkeitsarbeit haben wir genutzt: Auch hier verfolgen wir zwei Ziele. Im Rahmen unserer Aufklärungs- und Sensibilisierungsarbeit nutzen wir Social Media-Kampagnen, veröffentlichen Statements bekannter Stimmen, einen Internet-Blog und sind mit Gastbeiträgen und Interviews in den klassischen Medien vertreten. Für unsere zweite Zielgruppe, die Betroffenen und Aktivist*innen sind vor allem die Vernetzungsangebote und Veranstaltungen, digital und in Präsenz wichtig, weil das einen direkter Austausch und gegenseitige Unterstützung ermöglicht.
Die größte Herausforderung (und wie wir sie gelöst haben): Der Equal Care Day wurde schnell akzeptiert und aufgenommen in die Reihe aktivistischer Gedenktage Anfang März, was dazu geführt hat, dass viele Politiker*innen und Organisationen den Tag gerne nutzen, um auf ihre jeweils spezifischen Forderungen aufmerksam zu machen. Die Herausforderung war und ist, diese unterschiedlichen Stimmen zusammenzuführen, damit die einzelnen Care-Bereiche nicht gegeneinander ausgespielt werden. Durch regelmäßige digitale Angebote, Vorträge und Netzwerktreffen und das neue Format einer hybriden Städtekonferenz ist aus dem Aktionstag inzwischen eine Initiative geworden, die sich für 365 Tage #EqualCareDay engagiert und immer wieder an die Schnittmenge der Forderungen aller Beteiligten erinnert.
Externer Link: Hier geht es zum Projekt.
#geschichtenderbefreiung
Das war unsere Kampagne: #geschichtenderbefreiung war eine Social-Media-Aktion, bei der im April und Mai 2021 Gedenkstätten und Initiativen an die NS-Verbrechen erinnerten. Initiiert wurde sie von der KZ-Gedenkstätte Moringen und den Osnabrücker Gedenkstätten Gestapokeller und Augustaschacht im Namen der Interessengemeinschaft niedersächsischer Gedenkstätten und Initiativen zur Erinnerung an die NS-Verbrechen. Beteiligt waren über 80 Akteur_innen aus dem In- und Ausland, die ein großes Netz an Beiträgen zur Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Erinnerung an die Befreiung gesponnen haben. Diese wurden jeweils mit dem Hashtag #geschichtenderbefreiung versehen und auf Social-Media-Kanälen veröffentlicht. Jede Woche stand unter einem eigenen Motto, so z.B. #biografien, #initativen oder #zukunftdererinnerung. Neben den wöchentlichen Themen wurden unter dem Hashtag #otd (onthisday) auch Beiträge veröffentlicht, um an signifikante historische Ereignissse zu erinnern.
(© Externer Link: KZ-Gedenkstätte Moringen und Gedenkstätten Gestapokeller und Augustaschacht.)
(© Externer Link: KZ-Gedenkstätte Moringen und Gedenkstätten Gestapokeller und Augustaschacht.)
Der Ursprung unserer Idee: Die Kampagne ermöglichte anlässlich des 76. Jahrestags der Befreiung ein digitales Gedenken, da analoge Gedenkveranstaltungen pandemiebedingt nicht stattfinden konnten. Zudem sollte ein klares Zeichen gegen rechtsextreme Haltungen und antidemokratische Entwicklungen gesetzt werden. Vor allem kleinere Gedenkstätten und Initiativen erhielten die Möglichkeit, sichtbarer zu werden.
Das war bei der Kampagne unsere Zielgruppe: Mit dem digitalen Projekt wurde eine mediale Form des Gedenkens und Erinnerns geschaffen, an das die breite interessierte Öffentlichkeit durch den niederschwelligen Zugang über die sozialen Medien teilhaben und interagieren konnte.
Diese analogen und digitalen Tools der Öffentlichkeitsarbeit haben wir genutzt: Die Teilnehmenden nutzten die Kanäle Facebook, Instagram und Twitter, um im Rahmen der Aktion an die Befreiung der NS-Haftorte und die Menschen, die sie erlebten, zu erinnern. Insgesamt sind auf Facebook 230 Beiträge, auf Twitter 953 Beiträge und auf Instagram über 450 Beiträge mit dem Hashtag #geschichtenderbefreiung veröffentlicht worden. Am Ende erreichte die Aktion rund 2,9 Mio. User_innen.
Die größte Herausforderung (und wie wir sie gelöst haben): Dank der guten Zusammenarbeit der Projektpartner wurden alle Herausforderungen gemeistert. Online-Tools ermöglichten ein produktives und distanzunabhängiges Arbeiten. Die Planung begann im Januar 2021. So bestand ausreichend Vorlaufzeit, um die Kampagne zu planen und zu realisieren.
Externer Link: Hier geht es zum Projekt.
„Wir sind Demokratiestärker*innen!“
Das war (bzw. ist) unsere Kampagne: „Wir sind Demokratiestärker*innen!“ ist eine Kampagne der Gemeinsamen Initiative der Träger Politischer Jugendbildung (Externer Link: GEMINI) im Bundesausschuss Politische Bildung (bap). Sie ist im Rahmen des 17. DJHT 2021 entstanden und lädt Akteur*innen dazu ein, sich als (Unterstützer*innen von) Demokratiestärker*innen mit einem eigenen Statement auf der Kampagnenseite (www.demokratiestärekerinnen.de) vorzustellen. Die Kampagne zeigt darüber hinaus mit konkreten Projektbeispielen, dass Politische Jugendbildung vielfältige Bildungs- und Begegnungsangebote schafft, in denen junge Menschen Gemeinschaft erfahren sowie gesellschaftliche Herausforderungen reflektieren und diskutieren können. Sie entwickeln Ideen für die Zukunft und lernen ihre Standpunkte und Interessen demokratisch zu vertreten.
Der Ursprung unserer Idee: Angesichts vielfältiger Herausforderungen für die Gesellschaft wie Klimawandel, Rechtspopulismus, Digitalisierung und einer globalen Pandemie, muss die parlamentarische Demokratie immer wieder aktiv gelebt und gestärkt werden. Insbesondere junge Menschen, die sich bewusst einbringen und Verantwortung übernehmen, sollen hierbei unterstützt werden. Die Träger der politischen Jugendbildung bestärken Jugendliche mit ihren Angeboten als Demokratiestärker*innen eine Stimme zu finden. Über die Kampagne „Wir sind Demokratiestärker*innen“ können sich verschiedene Akteur*innen, die (junge) Menschen oder Organisationen dabei unterstützen sich für die Demokratie stark zu machen, zu Wort melden.
Das war bei der Kampagne unsere Zielgruppe: Die Kampagne sprach in erster Linie Fachkräfte der Kinder- und Jugendarbeit und der formellen Bildung als (zukünftige) Kooperationspartner*innen, politische Bildner*innen sowie Entscheider*innen aus Politik und Gesellschaft an und lud alle weiteren Interessierten zum Mitmachen ein.
Diese analogen und digitalen Tools der Öffentlichkeitsarbeit haben wir genutzt:
In der Öffentlichkeitsarbeit der Kampagne wurde in erster Linie das Netzwerk der GEMINI-Träger genutzt. Als Tools der Bewerbung wurden Social Media Kanäle wie Twitter und Facebook bespielt sowie eine gemeinsame Pressemitteilung veröffentlicht. Über SEA Aktivitäten konnte die Reichweite der Kampagne noch weiter erhöht werden. Insbesondere die konkreten Statements konnten wiederum für die Öffentlichkeitsarbeit der Kampagne genutzt werden.
Die größte Herausforderung: Eine Herausforderung bestand darin, die Kampagne über die eigenen Netzwerke hinaus bekannt zu machen, was durch die SEA Aktivitäten aufgefangen werden konnte. Ebenfalls zeigte es sich als herausfordernd, den Internetauftritt der Kampagne „Wir sind Demokratiestärker*innen“ auch nach Ende des DJHT weiter mit attraktiven Inhalten zu nutzen. Dazu wurde und wird die Kampagnenseite auch zu weiteren Veranstaltungen und Events bespielt.
Externer Link: Hier geht es zum Projekt.