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Klimafreundliches Fundraising

/ 6 Minuten zu lesen

Umweltschutz und Umweltbildung sind die zentralen Themen von Umweltorganisationen. Doch wie gelingt ihnen aktiver Umwelt- und Klimaschutz im Bereich Fundraising? Wir haben exemplarisch bei OroVerde - Die Tropenwaldstiftung und dem NABU nachgefragt.

(© Stephan Kelle / photocase.de)

Klimaschutz ist mittlerweile in der breiten Bevölkerung angekommen. Viele Menschen machen sich Gedanken, wie sie sich klimaschonender verhalten können. Das gilt für das Private ebenso wie für den Arbeitsalltag. Doch jede/-r hat es sicher schon erlebt: Was zu Hause klappt, ist in der stressigen und auf Effizienz getrimmten Berufsroutine viel schwerer durchzusetzen. Arbeitgeber/-innen und Kolleg/-innen ziehen auch nicht immer am selben Strang.

Umweltschutzorganisationen kämpfen nicht nur in ihren Projekten gegen den Klimawandel und für mehr Naturschutz. Mit ihren Umweltbildungsangeboten tragen sie das Wissen um Klimaschutz und klimafreundliches, sowie generell nachhaltiges Verhalten zu den Menschen. Um diese Bildungsangebote zu finanzieren, betreiben sie aktiv Fundraising. Wie stark achten sie bei diesen Aktivitäten auf umweltfreundliches Verhalten? Und wo sind auch ihnen praktische oder finanzielle Grenzen gesetzt?

Wir haben exemplarisch bei Melissa Brosig, Fundraiserin bei OroVerde - Die Tropenwaldstiftung, und Klemens Karkow, Fundraiser bei der Bundesgeschäftsstelle des NABU in Berlin, nachgefragt .

Recyclingpapier, Ökostrom und Bio-Essen stehen außer Frage

Für beide Organisationen ist es selbstverständlich, sämtliche Druckerzeugnisse auf umweltfreundlichem Recyclingpapier zu drucken. Die Preise liegen kaum noch nennenswert über nicht recyceltem Papier. Auch die Qualität sei mittlerweile absolut vergleichbar. "Für unsere Spendenmailings nutzen wir immer weißes Recyclingpapier, weil die Farben darauf am besten rauskommen. Dann bekommen wir aber Beschwerden oder zumindest Nachfragen, ob es sich wirklich um umweltfreundliches Papier handelt. Daher wählen wir bei anderen Produkten, wo es geht, bewusst gräulicheres Papier, um dem vorzubeugen", verrät Karkow. Wichtig sei immer, dass alles dokumentiert wird und nachvollziehbar ist, wenn Rückfragen auftreten. "Die Sichtfenster unserer Briefumschläge sehen beispielsweise aus wie Klarsichtfolie, sie sind aber auf Milchsäurebasis hergestellt und damit besser abbaubar als z.B. Pergamentpapier. Unser Spenderservice muss manchmal wirklich viel erklären."

Selbstverständlich ist für beide Organisationen, dass die Geschäftsstellen mit Ökostrom versorgt werden und dass Mülltrennungssysteme bestehen. Bei OroVerde gibt es nur Bio- und Fairtrade-Kaffee. Bei Veranstaltungen wird jeweils darauf geachtet, dass das Catering biologisches und regionales Essen anbietet. "Nur auf Spenderexkursionen in der Natur müssen wir Abstriche machen. Da ist die Auswahl an Restaurants vor Ort oft beschränkt", ergänzt Kargo.

Finanzielle Abwägungen

In manchen Bereichen sind ökologische Produkte aber (noch) wesentlich teurer. Dann müssen auch Umweltorganisationen abwägen. "Wir lassen nur auf Recyclingpapier drucken und achten auf umwelt- und klimafreundlichen Druck. Als nächster Schritt steht die komplette Umstellung auf nachhaltigen Druck, also z.B. auf erdölfreie Farben, an. 100%-ökologischer Druck ist allerdings noch sehr teuer", legt Brosig dar. Auch Karkow kennt den Spagat zwischen Kosten und Umweltbewusstsein. "Wenn etwas viermal so teuer ist, dann müssen wir überlegen, ob das geht und ob wir das Geld nicht anderweitig investieren können. Wir haben allerdings eine sehr strenge Beschaffungsrichtlinie und müssen detailliert begründen, warum wir manchmal ein günstigeres Produkt statt des teureren, umweltbewussten Produkts wählen. Wir dürfen mit Spendengeldern nicht einfach Umweltschädliches kaufen!" Manchmal läuft es dann auf Kompromisse hinaus. So wurde kürzlich statt eines sehr teuren höhenverstellbaren Öko-Schreibtisches ein günstigeres Gestell gekauft und ein Schreiner hat die Platte aus FSC-Holz auf das Gestell angepasst.

Reisen und Kompensationszahlungen

Beim Reisen gelten in beiden Organisationen ähnliche Regeln. Innerhalb Deutschlands wird grundsätzlich nicht geflogen. Nur bei längeren Reisen ins Ausland, bei denen die Bahnfahrt unverhältnismäßig viel Zeit in Anspruch nehmen würde oder nicht möglich ist, wird das Flugzeug genutzt. Dann werden selbstverständlich CO2-Kompensationszahlungen geleistet, aus denen Klimaschutzprojekte wie zum Beispiel Baumpflanzungen finanziert werden. Das tut auch OroVerde, obwohl die Tropenwaldstiftung Kompensationen an sich auch kritisch sieht. "Wichtig ist, dass allen klar ist, dass Kompensation nur eine Notlösung ist. Schritt 1 sollte immer das Vermeiden von fossilen Brennstoffen sein, soweit es eben geht. Denn so viele Bäume können wir Menschen gar nicht pflanzen, um diesen Ausstoß zu kompensieren. Für das Klima ist es entscheidender, dass die bestehenden Regenwälder geschützt werden. Nachhaltiges Fundraising verstehen wir auch dahingehend, genau darüber aufzuklären. Wenn Firmen uns unterstützen wollen, spreche ich das Thema aktiv an und frage auch nach der eigenen Lieferkette als Stellschraube, das sehe ich als meinen ,Bildungsauftrag‘ ". Und noch etwas merkt Brosig an: "Die Kompensationszahlung, die wir für projektbedingte Flüge nach Übersee leisten, müssen wir auch bei geförderten Projekten oftmals aus eigenen Mitteln bezahlen, denn nicht jedes Ministerium akzeptiert dies als Kostenposition."

Ressourcen sparen ist oberstes Ziel, aber manchmal nicht zielführend

Daher sind sich beide einig: Der beste Umwelt- und Klimaschutz ist, Ressourcen gar nicht erst zu verbrauchen. So freuen sie sich gleichermaßen, dass durch die Corona-Pandemie das Reisen insgesamt stark eingeschränkt wurde. "Endlich hat auch der NABU verstanden, dass man nicht jeden Dienstleister immer anreisen lassen muss, sondern sich auch online treffen kann", frohlockt Karkow. Und der dadurch erhöhte Stromverbrauch? "Ja, der ist gegeben und wir kontrollieren noch nicht, ob die Server der Meeting-Dienstleister auf Ökostrom laufen. Das ist noch zu neu", gesteht Karkow. Aber es ist ein Schritt nach vorn.

Wenn Verzicht der beste Umweltschutz ist, wie steht es dann mit einer Umstellung von postalischen Mailings auf Online-Fundraising aus? "Auf Mailings können wir auf gar keinen Fall verzichten!", sagt Karkow bestimmt. "Dann können wir unsere Umweltarbeit gleich einstellen. Wir können es nur nachhaltiger gestalten, sodass wenigstens keine neuen Bäume dafür gefällt werden". Auch andere Bereiche sind aus seiner Sicht noch alternativlos: "Google Ads zum Beispiel oder Facebook-Werbung. Wenn wir online mehr Reichweite generieren wollen, dann kommen wir um diese Anbieter nicht herum. Auch wenn die sich nicht durch umweltbewusstes Verhalten hervortun. Wir nutzen beim NABU die Öko-Suchmaschine Ecosia und schalten auch dort Werbung. Da finden wir unsere Zielgruppe, aber über Google erreichen wir einfach insgesamt mehr Leute." Auch bei OroVerde stehen Postsendungen nicht zur Diskussion. "Wir haben mit dem intensiven Online-Fundraising erst vor wenigen Jahren angefangen. Die Response ist noch viel zu gering, um darüber ausreichend Spenden zu gewinnen. Wir bieten aber mittlerweile unser Magazin auch digital an", sagt Melissa Brosig.

Individuelles Engagement mit Wirkung

Umweltbewusstes Verhalten ist auch bei Naturschutzorganisationen nicht nur organisationsgetrieben, sondern geht vielfach von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus, von deren persönlichem Engagement und Ideen. "Ich bitte jeden Dienstleister, die Bahn zu nutzen, wenn das Treffen bei uns stattfindet. Das ist keine NABU-Richtlinie und letztlich entscheiden die Dienstleister. Aber es ist mir ein persönliches Anliegen", bekräftigt Karkow. Brosig berichtet von verschiedenen Begebenheiten: "Unser IT-Beauftragter hat mal darauf hingewiesen, dass html-Mails mehr Serverleistung und somit mehr Strom verbrauchen als Textmails. Bei der einzelnen Mail ist der Effekt nicht spürbar, aber bei den Milliarden Mails, die am Tag versandt werden, ist das enorm. Standardmäßig ist jede neue Mail jetzt als Textmail formatiert und wird nur bei Bedarf umgestellt. Auch bei Veranstaltungen lässt sich viel verbessern: Meine Kollegin hat letztes Jahr einmal alle Materialien per Lastenrad transportiert. Das war etwas aufwändiger und von OroVerde aus hätte sie in dem konkreten Fall ein Auto mieten dürfen. Da die Veranstaltung in Bonn war, war der Radtransport aber machbar und verhältnismäßig. Und dann haben wir noch eine liebe Ehrenamtliche, die wie die Weltmeisterin Aufkleber auf veraltete Flyer klebt. Das ist zeitaufwändig, aber wir können die Flyer weiterverwenden und sie macht es gerne. Ohne ihre Hilfe wäre es leider effizienter, die Flyer zu entsorgen – was uns als Papiersparern natürlich wehtun würde."