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"Der Spendenlauf stößt wichtige Diskussionen an." Im Interview: Karen Leonhardt, HALLIANZ für Vielfalt

/ 5 Minuten zu lesen

Karen Leonhardt (© Freiwilligen-Agentur Halle-Saalkreis e.V.)

Fundraising für politische Bildung und Projekte der Demokratieförderung ist für viele Akteure eine besondere Herausforderung, weil das Thema als sperrig und komplex gilt. Die "HALLIANZ für Vielfalt" in Halle an der Saale hat einen Weg gefunden, wie sie Spenden sammeln und Demokratieförderung erfolgreich miteinander verbindet. Seit 2011 organisiert die "HALLIANZ für Vielfalt" jährlich einen Spendenlauf, um Geld für Förderfonds zu sammeln. Die Bilanz: Mittlerweile nehmen mehr als 1.300 Läuferinnen und Läufer teil und zeigen Gesicht für Weltoffenheit und ein respektvolles Miteinander in Halle. Jährlich werden es mehr. Beim letzten Spendenlauf erliefen sie 12.000 Euro.

Bei der HALLIANZ handelt es sich um einen Zusammenschluss vieler Akteure aus Halle, die sich für Vielfalt und Demokratie stark machen. Die durch den Lauf generierten Spenden fließen in lokale Engagementprojekte von Bürgerinitiativen, Vereinen, Schülerräten, aktiven Studierenden und weiteren engagierten Menschen. Karen Leonhardt ist stellvertretende Geschäftsführerin und Fundraiserin bei der Freiwilligen-Agentur Halle-Saalkreis e. V. Sie koordiniert mit ihren Kolleginnen den Spendenlauf und hat uns berichtet, wie aus einer Fundraisingaktion ein großes Fest für die Demokratie wird und Spenden sammeln die politischen Diskussionen in Familien anregt. Mehr unter: Externer Link: www.hallianz-fuer-vielfalt.de

(© Marcus-Andreas Mohr)

Akquisos: Frau Leonhardt, wie ist es zur Idee des Spendenlaufs gekommen?

K. Leonhardt: Zu Beginn der Aktion haben wir uns im Team zusammengesetzt und überlegt, welche Fundraisinginstrumente für unsere Ziele geeignet wären. Geld war dabei nur ein Ziel von vielen. Im Vordergrund stand, womit wir die meisten Menschen auf die Straße, also in den öffentlichen Raum, bringen können.

Dann war wichtig, etwas zu finden, was uns selbst liegt. Die Verbindung zu persönlichen Leidenschaften ist eine wesentliche Voraussetzung. Schließlich muss man immer wieder – eigentlich das ganze Jahr über – Menschen von dieser einen Sache überzeugen. Seien es potenzielle Sponsoren, Großspender oder Menschen, die uns in Form von Zeit- oder Sachspenden unterstützen. Und natürlich die Läuferinnen und Läufer selbst. Nur über die eigene Begeisterung und die Lust an der Sache funktioniert das dauerhaft. So wurde es bei uns der Spendenlauf.

Akquisos: Wie vertragen sich Laufen und Demokratie miteinander?

Sehr gut. Das Thema Demokratie ist recht abstrakt. Wir wollten das irgendwie runterbrechen auf eine Form, an der sich möglichst viele Menschen niederschwellig beteiligen können. Viele Menschen laufen bereits in ihrer Freizeit. Andere haben mit Sport weniger am Hut, machen aber trotzdem mit und wachsen über sich hinaus, um noch ein paar Runden mehr zu schaffen. Unsere Strecken sind für jedermann geeignet. Und wer partout nicht laufen will, der feuert die Meute von außen an oder spendet Geld oder beteiligt sich als freiwilliger Helfer oder verbreitet Fotos auf Social Media Kanälen oder wirbt beim Arbeitgeber für Unterstützung oder oder oder… Uns ist es egal, was der oder die einzelne tut, Hauptsache es wird ein riesiges Beteiligungsfest. Denn jeder, der mitmacht, zeigt, dass ihm das Thema Demokratie wichtig ist. Mit dem Lauf sprechen wir insbesondere Menschen an, die sich sonst nicht zivilgesellschaftlich aktiv beteiligen und trotzdem Gesicht zeigen wollen. Zum Beispiel die Berufstätigen oder diejenigen, die sich sonst nicht für gemeinnützige Projektarbeit interessieren oder nicht auf Demonstrationen gehen würden.

Akquisos: Welche Rolle spielen die Zuschauerinnen und Zuschauer?

Sie sind wichtig. Wir wollten von Anfang an, dass der Lauf zentral in der Stadt stattfindet, damit möglichst viele Passanten zufällig vorbeikommen. Außerdem laden wir Gruppen zum Zuschauen ein, zum Beispiel Kinder aus der Kita. Die Kleinen feuern die Sportler mit viel Elan an. Und sie sehen dabei die Vielfalt Halles. Denn am Lauf beteiligen sich zum Beispiel auch Behindertengruppen.

Akquisos: Was gibt es neben der Strecke in Sachen Demokratie und Vielfalt zu erleben?

Es gibt verschiedene Infostände, zum Beispiel der Vereine, denen die Spenden zugutekommen. Aber auch Demokratie-Spiele, Quizze, Werkstätten und ähnliches. Das wird auch immer gut genutzt, steht aber nicht im Vordergrund. Wir wollen, dass die Menschen zahlreich kommen, möglichst lange bleiben und dadurch zeigen, wie wichtig ihnen Vielfalt ist. Besonders beliebt ist unsere "Statement-Wand". Da kann man sich mit einem Promi unter dem Hashtag #hallianzfuervielfalt fotografieren lassen. Das geht dann in die Kanäle und verbreitet sich. Je besser es uns gelingt, dass die Leute drüber reden, umso stärker wird auch die mediale Aufmerksamkeit. Wir wollen, dass alle sehen: Halle (Saale) ist vielfältig!

Nicht zu unterschätzen ist die thematische Auseinandersetzung, die außerhalb des Laufes stattfindet. Wenn ein Schulkind beim Spendenlauf mitmacht und es vielleicht politisch total anders tickende Familienmitglieder bittet: "Unterstütze mich mit 1 Euro pro Runde!", entstehen in den Familien Diskussionen über die beteiligten Projekte, wie wir sie sonst nie initiieren könnten. Die Spenden erfüllen damit noch eine ganz andere Funktion als nur eine finanzielle Unterstützung.

Akquisos: Wie gelingt es der HALLIANZ, mit den Spendern nach dem Lauf im Dialog zu bleiben?

Das kommt darauf an, ob die Spende an die Läufer übergeben oder direkt an uns überwiesen werden. Wir ziehen letzteres vor. Wir möchten, dass die Spenden möglichst direkt von den Spenderinnen und Spendern kommen. Wir bitten dabei immer um die Adresse, weil wir uns auch für die kleinen Spenden bedanken und eine Quittung ausstellen. Die Adressen sind ein ganz wichtiger Punkt in dem Projekt. Damit können wir unterjährig über die Projekterfolge berichten, die durch die Spenden entstehen und die Spender – ebenso wie die Läufer – jedes Jahr wieder anschreiben. Nach dem Motto "Du warst schon mal dabei, mach doch wieder mit". Selbst wer nicht wieder aktiv mitläuft, oder keinen Läufer kennt, spendet häufig nochmals. Wer nicht spendet, kommt zumindest wieder mit dem Thema Demokratie und Vielfalt in Berührung. Fundraising und die Verankerung von Demokratie und Vielfalt gehen aus unserer Sicht sehr gut zusammen.

Akquisos: Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg für den Lauf 2020!

Der 9. HALLIANZ Spendenlauf findet am 18. September 2020, 10 – 18 Uhr im Stadtpark Halle statt. Weitere Informationen: Externer Link: www.hallianz-fuer-vielfalt.de/hallianz-spendenlauf/

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