Der Biblische Zoo / The Tisch Family Zoological Gardens in Jerusalem
Externer Link: www.jerusalemzoo.org
In Jerusalem sprachen wir mit Nicole Wexler, Entwicklungsleiterin des Zoos, maßgebliche Fundraising-Verantworliche und mit Shai Ben Ami, Leiter für Bildungsprojekte im Aquarium des Biblischen Zoos.
The Tisch Family Zoological Gardens in Jerusalem, auch bekannt als der Biblische Zoo, befindet sich im Jerusalemer Stadtteil Malha. Berühmt ist der Zoo für seine afrikanischen und asiatischen Wildtiere, von denen viele in der Bibel genannt werden.
Der Zoo ist mit 70.000 Besucherinnen und Besuchern pro Jahr eine der beliebtesten (kostenpflichtigen) touristischen Attraktionen in Israel. "Familien und Schulklassen aus allen Bevölkerungsgruppen Israels und des Westjordanlandes und mit allen religiösen und kulturellen Hintergründen besuchen den Zoo. Das macht ihn zu einem besonderen Bildungs-, Erlebnis- und Begegnungsort für alle Menschen der Region", sagt Nicole Wexler. "Dies liegt auch daran, dass der Zoo wohl das Unpolitischste ist, was Jerusalem zu bieten hat." Im Jahr 2017 wurde ein Aquarium in der Nähe des Zoos eröffnet. Die Kosten wurden zu großen Teilen aus Spendenmitteln finanziert. Ziele des Zoos und des Aquariums sind neben der Bildung und der Bewusstseinsschärfung für die Bedrohung der Artenvielfalt und der Natur auch die Erhaltung bedrohter Arten durch Aufzucht von Jungtieren, die später in die Freiheit entlassen werden.
Finanzierung und Fundraising
Spendertafel im Eingang des Zoos (© Katharina Reinhold)
Spendertafel im Eingang des Zoos (© Katharina Reinhold)
Spenden spielten seit der Gründung des Zoos 1940 und besonders seit dem Umzug auf das aktuelle Gelände 1992 eine wichtige Rolle in der Finanzierung. Davon zeugen zahlreiche Spendentafeln und Plaketten, die am Zooeingang sowie an allen Gebäuden, Bänken und der Zoo-Bimmelbahn angebracht sind. Sie tragen die Namen der Spenderinnen und Spender. Diese wurden jedoch lange Zeit nur punktuell bei Gelegenheit angesprochen. Erst seit 2011 baut der Zoo sein Fundraising strategisch fundiert über unterschiedliche Fundraisingkanäle auf. "Die ganze Organisation, alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen dabei einbezogen werden. Sie müssen den Enthusiasmus für den Zoo weitertragen und die Besucher inspirieren", sagt Entwicklungsleiterin Nicole Wexler. "Fundraising ist ein Teamsport, von den Tierpflegern bis zur Marketing- und PR-Abteilung müssen alle zusammenarbeiten. Wenn ich durch gute Beziehungen zu den Pflegern mit einer Großspenderin hinter die Kulissen im Löwenkäfig gehen kann, wird das für sie sicher unvergesslich sein und eine besonders nachhaltige Verbindung zum Zoo aufbauen".
Es gibt einen Freundeskreis, der den Zoo unterstützt und der vor allem aus israelischen Spenderinnen und Spendern besteht (jährlicher Mindest-Beitrag 2000 NIS/ 470 Euro). Die Mitglieder werden zu besonderen Veranstaltungen wie Gala-Dinner oder Familienevents eingeladen, bei denen zum Beispiel Tiere in die Freiheit entlassen werden.
Der Zoo erhält seit vielen Jahren relativ große Spendensummen über die Jerusalem Foundation, die Spenden sammelt und an Organisationen in Jerusalem weiterverteilt. Seit kurzem werden zudem über eine internationale Online-Spendenplattform ("Global Giving") Spenden eingesammelt, vor allem aus dem Ausland und hier schwerpunktmäßig aus den jüdischen Communities in den USA (etwa 80% der gesamten Spendeneinnahmen). "Das Aufnahmeverfahren für die Plattform war sehr aufwändig, aber es lohnt sich!" sagt Wexler. So wird auch das in Israel eher untypische "Kleinspender"-Fundraising nach und nach aufgebaut. Online-Kommunikation ist ohnehin ein wichtiger Faktor im Fundraising des Zoos. Das Team ist in sozialen Netzwerken sehr aktiv, produziert Videos, Posts, bietet Informationen. Zudem wird der E-Mail-Verteiler für Interessierte und potenzielle Spenderinnen und Spender kontinuierlich aufgebaut. In Postings und Mailings werden regelmäßig Neuigkeiten aus dem Zoo, Fotos oder Videos verbreitet. Es gibt noch eine besondere Herausforderung: Bisher fehlt eine professionelle Spendendatenbank. Vieles ist "Handarbeit".
Auch Corporate Sponsorships spielen inzwischen eine wichtige Rolle – zuletzt besonders bei der Planung und Finanzierung des Aquariums. Im Gegenzug bieten der Zoo und das Aquarium das Anbringen von Logos in den Ausstellungsräumen oder an den Gehegen an, außerdem exklusive Events für die Angehörigen der Firmen und ihre Familien. Wichtig sind dem Zoo dabei stets auch der Bildungsaspekt und die Förderung eines Umweltbewusstseins.
Eine wichtige Säule in der Arbeit des Zoos sind über 100 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer, die nicht nur mitarbeiten, sondern auch als Multiplikatoren für das Fundraising fungieren. "Sehr beliebt sind natürlich auch unsere Tierpatenschaften", sagt Nicole Wexler. "Dabei hat man die Wahl zwischen acht Arten, die auch im Zoo aufgezogen werden, von Wüstenschildkröten bis zu Arabischen Antilopen". Eine Patenschaft ist für 50 bis1000 US-Dollar zu haben, die Paten erhalten ein Zertifikat, regelmäßige Updates über ihr Tier und ein kleines Geschenk. Für etwas höhere Summen kann man Tieren des Zoos Namen geben. Für einen Flamingo liegen die Kosten bei 2500 Dollar, für einen asiatischen Löwen bei 100.000 Dollar.
Was fällt auf?
Auf dem Gelände des Zoos und auch am Ausgang finden sich keine Spenden-Boxen, die ansonsten in Israel omnipräsent sind und die in auch in deutschen Zoos häufig aufgestellt sind. Warum? Entwicklungsleiterin Nicole Wexler sagt schmunzelnd: "Niemand vom Aufsichtspersonal hat sich bisher bereiterklärt, für die Boxen die Verantwortung zu übernehmen – aber wir arbeiten dran! Wir überlegen außerdem, ob wir an einigen besonders beliebten Stellen im Zoo Automaten aufstellen, wo man direkt mit Kreditkarte für ein bestimmtes Projekt oder Tier spenden kann".