Es gibt verschiedene Gründe, warum Initiativen, Vereine oder Stiftungen ihre Arbeit beenden oder radikal verändern. Zur Veranschaulichung stellen wir einige aktuelle Beispiele aus dem Spektrum zivilgesellschaftlichen Engagements und politischer Bildung vor.
Wenn der Satzungszweck fehlt
Anfang März 2018 löste sich der Verein 'Bürgeraktion die bessere Lösung', der gegen den Bau der Autobahn 94 im bayerischen Isental gekämpft hatte, nach fast 40 Jahren auf. "Er hat keine Berechtigung mehr, die Bauarbeiten sind zu weit fortgeschritten. Die Trasse zu verhindern, ist uns nicht gelungen, damit ist unser Vereinszweck sinnlos geworden", sagte der Vorsitzende Joachim Wild.
Ganz anders sind die Gründe für eine Vereinsauflösung in Pohlheim im hessischen Landkreis Gießen. "Mission erfüllt. Kirche gerettet“, stellte dort der Vorsitzende des Fördervereins zur Rettung der alten Kirche Watzenborn-Steinberg, Karl-Heinz Schäfer, fest.
Wenn das Engagement fehlt
Viele langjährig bestehende Vereine oder Netzwerke lösen sich auf, weil sie nicht mehr genügend Mitglieder haben, weil diese keine Zeit haben, sich ehrenamtlich einzubringen oder weil sich niemand findet, der die Vorstandsposten übernehmen möchte.
Die Mitglieder des Vereins Friedensmuseum Brücke von Remagen e.V. entschieden sich im August 2018, ihren Verein aufzulösen, weil sich kein Nachfolger für den bisherigen Vorsitzenden und Vereinsgründer fand. Die Brücke wurde berühmt durch ihre überraschende Einnahme durch die Amerikaner am 7. März 1945, die ein wichtiger Schritt hin zum Ende des Zweiten Weltkriegs war ("das Wunder von Remagen"). Anfang der 1980er-Jahre eröffnete in den Brückentürmen das Friedensmuseum. Die Stadt Remagen soll nun die Brückentürme am Rhein und das Museum übernehmen.
'Nachruf/ Auflösung' lautet die Überschrift der offiziellen Bekanntmachung des Endes des Jugendbildungsnetzwerks EKLAT in Sachsen. Es bestand von 2008-2014 mit dem Ziel, linker politischer Bildungsarbeit in Sachsen eine strukturelle Basis zu geben, die Akteure zu vernetzen, sich auszutauschen, fortzubilden und zu unterstützen sowie gemeinsam nach stabileren Finanzierungsmöglichkeiten zu suchen. Nach etwa fünf Jahren stellten die aktiven Mitglieder ihre Unzufriedenheit darüber fest, "dass sich die Erwartungen, die wir ursprünglich mit der Gründung eines linken Jugendbildner_innen-Netzwerkes verbunden haben, so gut wie nicht erfüllt haben".
Wenn das Geld fehlt
Die Brücke/Most Stiftung in Dresden schloss im August 2017 aus finanzieller Not ihre Bildungs- und Begegnungsstätte in Dresden und zog sich bis Ende 2017 aus der operativen Projektarbeit zurück. Dies bedeutete das Ende der politischen Bildungsangebote, der internationalen Jugendarbeit, der Bildungsreisen und vieler internationaler Begegnungs- und Kulturprojekte. Der Politikwissenschaftler Helmut Köser hatte die Stiftung im August 1997 ins Leben gerufen. Zu dieser Zeit seien die deutsch-tschechischen Beziehungen hochgradig belastet gewesen. „Mein Gedanke war, einen Weg zu finden, der diese historischen Belastungen überwindet. Eine Brücke, auf der man offen und unvoreingenommen aufeinander zugeht", so Köser im August 2017.
Die Stiftung finanzierte ihre Projekte aus Fördermitteln und Zinserträgen. Letztere hatten sich seit der Finanzkrise 2008 stark reduziert, von zuvor 240.000 auf nur noch 100.000 Euro jährlich. Auch öffentliche und private Projektfördermittel seien weniger geworden, die Ausgaben hätten sich hingegen aufgrund von Preissteigerungen erhöht, so Peter Baumann, ehemaliges geschäftsführendes Vorstandsmitglied.
Der bittere Einschnitt bedeutete jedoch nicht das Ende der Brücke/Most-Stiftung. Mit einer Satzungsänderung bereitete die Stiftung sich darauf vor, ab 2018 vorübergehend nur noch fördernd tätig zu sein, sich also von einer operativen in eine Förderstiftung umzuwandeln. Die Stipendien für Studierende an der Dresdner Musikhochschule Carl-Maria von Weber sollten weiterhin vergeben und die Deutsch-Tschechischen Kulturtage unterstützt werden.