Wer einen Verein oder eine Stiftung gründet, um die politische Bildung zu stärken, steckt voller Elan. Die Ziele sind klar vor Augen, die Mission formuliert und mit voller Tatkraft beginnt die Arbeit der Beteiligten. Die Anfangsjahre sind „Findungsjahre“, aber nach einiger Zeit wird klar, wo die Reise hingeht: Die Organisation etabliert sich auf solidem Niveau oder wächst. Doch längst nicht jede Gründung ist eine dauerhafte Erfolgsgeschichte. Manchmal wird schnell deutlich, dass es nicht so läuft wie erwartet, bei anderen stellt sich erst nach Jahrzehnten die Frage, ob es noch weitergehen kann.
Die Ursachen für ein (drohendes) Ende sind vielfältig. Ein Thema kann an Relevanz verlieren (der Ausstieg aus der Atomkraft ist irgendwann vollzogen), die Konkurrenzsituation ist zu groß (Flüchtlingsinitiativen), es wird zu wenig investiert (Personal, Mittelbeschaffung), die Strukturen bleiben ehrenamtlich (was nur bei einer geringen Größe auf Dauer funktioniert), Ehrenamtliche „überaltern“, Kosten steigen (drastische Mieterhöhungen für notwendige Räumlichkeiten), Finanzkrise oder Niedrigzinsphasen senken die Einnahmen, gesetzliche Änderungen greifen in das operative Geschäft ein…
Zusammengefasst lassen sich drei Säulen ausmachen, die ein Ende besiegeln: Fehlende Finanzmittel, fehlendes Engagement oder ein obsoleter Satzungszweck. Meist gehen diese miteinander einher. Aber wenn nur eine dieser drei Säulen unabwendbar wegbricht, ist die Organisation handlungsunfähig. Das echte „Ende“ ist jedoch oftmals in weiter Ferne. Wenn etwas mit Herzblut begonnen wurde und einer guten Sache dient, fällt es den Beteiligten meist schwer, sich davon endgültig zu trennen. Während Gründer/-innen in der Geschäftswelt ein nicht florierendes Unternehmen aufgeben müssen, um anderweitig Geld zu verdienen, können Vereine auf ewig weiterbestehen, wenn sie keine nennenswerten Kosten verursachen.
Stiftungen müssen es sogar. "Es gibt viel zu viele Stiftungen, die seit Jahrzehnten und teilweise seit Jahrhunderten bestehen und weder leben noch sterben können", stellte Marcus Lutter, Professor für Europäisches Wirtschaftsrecht an der Universität Bonn, bereits 2007 gegenüber dem Magazin brand eins fest. Die Niedrigzinsphase der letzten Jahre hat die Situation radikal verschlimmert. Dass Beteiligte in dieser Situation keine Lust mehr haben, Energie in solch eine Stiftung zu stecken, ist verständlich. „Ich will nicht mehr, ist jedoch kein Grund für eine Stiftungsauflösung“, erklärt Dr. Verena Staats, Mitglied der Geschäftsleitung beim Bundesverband Deutscher Stiftungen e.V. „Es muss der Tatbestand der Unmöglichkeit gegeben sein. Aber den Stiftungszweck können Sie oft auch noch mit 200 Euro erfüllen. Die reichen zum Beispiel noch für eine Buchspende.“ Im Bildungsbereich ist das mehr als vorstellbar. Sogenannte notleidende Stiftungen haben ein echtes Problem, wenn die Satzung eine Umwandlung in eine Verbrauchstiftung (
Vereine aufzulösen ist deutlich einfacher. Dass sich viele Vereine dennoch bis zum bitteren Ende aufrechterhalten, liegt nicht nur am Herzblut der Gründungsmitglieder und der Hoffnung auf Besserung, sondern manchmal auch an Vorständen, die nicht für ein Ende verantwortlich sein möchten, sei der Gestaltungsrahmen auch noch so begrenzt.
„Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende“ lautet ein bekanntes Sprichwort. Doch zwischen vorschnellem Aufgeben und zu lange an der ursprünglichen Idee festhalten liegen im gemeinnützigen Sektor oft Jahre. Egal, wie gut es einmal war, die Gegebenheiten verändern sich und wenn das Ende gekommen ist, ist es sinnvoll einen echten Schlusspunkt zu setzen. Und sei er noch so schmerzvoll, er setzt Energien frei für Neues.
Schlusspunkt
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