DDR im Fastfood-Restaurant
Die Besucherinnen und Besucher einer McDonald’s Filiale in Freiburg wurden im Oktober 2010 Teil einer ungewöhnlichen Aktion der Landeszentrale für politische Bildung zum 20-jährigen Jubiläum der Deutschen Einheit. Kurze Zwangs- und Irritationsmomente, ausgelöst durch Mitarbeitende der Landeszentrale, veranschaulichten die Repression, die in der DDR weite Teile des gesellschaftlichen, politischen und privaten Lebens prägte. Im Restaurant wurden die Besucher beispielsweise platziert, statt sich ihren Tisch frei aussuchen zu dürfen. Die Terrasse war für "Parteimitglieder" reserviert, normale Gäste mussten sich fügen. Kundinnen wurden bei ihren Privatgesprächen belauscht und später mit "belastenden Aussagen" konfrontiert. Die Besucherinnen und Besucher des Drive-In-Schalters wurden von einem vermeintlichen McDonald‘s-Mitarbeiter nach ihrer Bestellung befragt und bekamen als Antwort nur "ham wa nich", wie es in der DDR häufig üblich war, weil Mangelwirtschaft herrschte. Diese und weitere Irritationen wurden später erklärt und aufgelöst, Grundgesetze und Informationsmaterialien wurden verteilt. Die Aktion wies humorvoll, aber am eigenen Leibe erfahrbar auf typische Situationen in der DDR hin und gleichzeitig auf den Wert von Demokratie und Freiheit. Dr. Michael Wehner nennt diese Aktion einen "Bildungsüberfall". Er "sollte die Menschen zum Nachdenken und zur Auseinandersetzung mit dem ‚anderen Deutschland‘ und seinem autoritären System anregen, die Kunden sozusagen 'subversiv und schnell bilden'"
100 Jahre nach dem 1. Weltkrieg: "14 Aktionen zu ‘14" in Freiburg
Schaufenster eines Schuhgeschäftes mit Erinnernungsstücken an den Ersten Weltkrieg (© Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg, Außenstelle Freiburg)
Schaufenster eines Schuhgeschäftes mit Erinnernungsstücken an den Ersten Weltkrieg (© Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg, Außenstelle Freiburg)
Anlässlich des 100. Jahrestages des Beginns des ersten Weltkrieges (bzw. des Attentats von Sarajevo) veranstaltete die Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg am Samstag, 28. Juni 2014 14 Aktionen in der Freiburger Innenstadt. Die Bürgerinnen und Bürger wurden dazu einladen, sich mit den Auswirkungen des Krieges auf ihre Stadt auseinanderzusetzen. Zu den Aktionen gehörte zum Beispiel ein Original-Soldaten-Stiefel aus dem ersten Weltkrieg, der im Schaufenster eines Schuhladens platziert wurde. Daneben fanden sich Postkarten mit Hintergrundinformationen zur Aktion und zur Lage in der Stadt während des 1. Weltkrieges. In Drogerie-Filialen wurden in den Seifenregalen Info-Postkarten ausgelegt, die erklärten, dass während des Krieges Seife und Waschmittel knapp waren, und wie sich dies unter anderem auf den Geruch in der Stadt auswirkte. An der Kasse bekamen die Kundinnen und Kunden Postkarten mit kleinen Seifenproben geschenkt. Eine weitere Aktion wurde gemeinsam mit der Jugend des Deutschen Roten Kreuzes durchgeführt: Passanten konnten sich täuschend echte Kriegsverletzungen mit Kunstblut und Profi-Schminke erstellen lassen und so als Kriegsversehrte durch die Stadt ziehen. Dies führte zu Diskussionen: Einige Bürgerinnen und Bürger verwehrten sich gegen diese Art der Auseinandersetzung mit der Geschichte. An einem zentralen Ort im Stadtzentrum war ein Infopunkt aufgebaut, an dem die Landeszentrale Publikationen und Informationen zum Thema bereit hielt und das Gespräch mit den Bürgern suchte. Die Aktionen erreichten nicht nur die unmittelbar Beteiligten, sie fanden auch ein großes Echo in den Medien und sorgten für viel Gesprächsstoff. Es konnten Partner aus der lokalen Wirtschaft gewonnen werden, die sich finanziell und organisatorisch an der Aktion beteiligten. Deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden ebenfalls für die Themen und Inhalte des Projekts sensibilisiert.