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Europareise Fundraising: Ungarn "Spenden muss normaler werden – dafür brauchen wir Fundraising!"

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Europareise Fundraising: Ungarn (János Balázs/flickr.com) Lizenz: cc by-sa/2.0/de

Anikó Németh arbeitet seit 2011 als Programmkoordinatorin bei Demokratikus Jogok Fejlesztéséért Alapítvány (Foundation for Development of Democratic Rights, DemNet Hungary). DemNet wurde vor fast 20 Jahren vom amerikanischen Entwicklungsdienst USAid gegründet, um in Ungarn die Zivilgesellschaft nach der Wende zu entwickeln. Das Projekt lief nach wenigen Jahren aus, doch die Mitarbeiter/-innen haben beschlossen weiter zu machen.

Weitere Informationen: Externer Link: www.demnet.hu/en

Akquisos: Frau Németh, DemNet fördert aktiv die Entwicklung des Fundraisings in Ungarn. Wie kam es dazu?

A.N.: Wir waren mal Partner eines europäischen Projektes mit mehreren Ländern wie Polen, Tschechien, Slowakei und Ungarn. Gemeinsam wollten wir die Fundraisingkapazitäten von Organisationen entwickeln, die sich mit internationaler Zusammenarbeit beschäftigen. Dabei haben wir festgestellt, dass es für fast alle NGOs in Ungarn interessant war. Sie haben kaum Wissen und Erfahrung beim Thema Fundraising. Stattdessen sind sie sehr von Ausschreibungen abhängig. Sie können nur solche Projekte machen, für die sie staatliche oder EU-Gelder bekommen. Dadurch bestimmen oft die Förderer die Projektziele und nicht die NGO.

Diese Gelder sind dann wiederum zweckgebunden und dürfen nicht dafür genutzt werden, die Organisation selbst weiterzuentwickeln. Verwaltungskosten sind von den Förderungen fast ausgeschlossen.

Deshalb haben wir ein Projekt mit dem österreichischen Fundraising Verband und Polen erarbeitet. Herausgekommen ist ein Leonardo da Vinci Innovationstransferprojekt. Wir übersetzen und adaptieren österreichische Fundraising-Trainingskonzepte. Von März bis Juni hatten wir ein Pilottraining für zwei Gruppen. Da haben wir das einfach mal ausprobiert.

Akquisos: Wie ist das Training angenommen worden?

Sehr gut. Das Pilottraining war für 24 Teilnehmerinnen und Teilnehmer angelegt, es haben sich aber 200 beworben. Es war zwar gratis, aber die Teilnehmenden mussten zwei Mal pro Woche über zwölf Wochen anwesend sein. Das war eine Voraussetzung, da wir das Feedback der Teilnehmenden brauchten. Trotzdem wollten so viele mitmachen. Ähnlich erging es uns mit unserer Fundraising-Konferenz im letzten Jahr. Wir hatten nur Platz für 90-100 Personen, aber weit mehr Anmeldungen.

Akquisos: Es gibt aber bestimmt schon Organisationen, die Fundraising betreiben. Wie sehen deren Kampagnen aus?

Ja, größere, vor allem internationale Organisationen betreiben Fundraising in Ungarn. Denn die kennen es von ihren Mutterorganisationen. Aber das sind unterm Strich nur wenige Organisationen. Kampagnen gibt es kaum. In Ungarn können alle Steuerpflichtigen 1% ihrer Steuern an NGOs spenden. Sie geben bei der Steuererklärung an, an welche NGO das Geld fließen soll und 1% der Steuerlast wird vom Finanzamt direkt abgeführt. Viele NGOs machen also im Frühling vor den Steuererklärungen eine Kampagne und das ist dann ihr Fundraising. Es gibt wenige durchgehende Kampagnen, wo man das ganze Jahr etwas über die Organisationen hört und darüber informiert wird, was sie machen. Nur ganz wenige NGOs machen Mailings. Es gibt auch nur eine einzige Fundraising-Mailing-Agentur in Ungarn. Aber die bekommt langsam immer mehr Kunden. Es entwickelt sich.

Akquisos: Wie viele Ungarinnen und Ungarn machen von der 1%-Regel Gebrauch?

Das ist weniger als die Hälfte der steuerpflichtigen Bevölkerung. Es fehlt an der Kommunikation von und mit den Organisationen. Daher ist es schwierig zu entscheiden, wo das Geld hingehen soll. Es gab auch Spendenskandale mit zweckentfremdeten Spendengeldern, die zu einem Vertrauensproblem führten. Außerdem sind die Ungarinnen und Ungarn noch nicht ans Spenden gewöhnt. Aber wenn mehr NGOs Fundraising betreiben, werden sie mehr spenden und es wird normaler.

Akquisos: Was wünschen Sie sich für die zivilen Organisationen in Ungarn und deren Fundraising?

Für die Organisationen wünsche ich mir, dass sie ein bisschen unabhängiger arbeiten können und dadurch stärker werden. Fundraising ist ein wichtiger Schritt, um sich von Projektförderern zu lösen. Ich wünsche mir, dass viele Organisationen ihre Befürchtungen ablegen und einfach mit dem Fundraising anfangen. Man hört immer: "Ja, das funktioniert in Großbritannien oder den USA, aber nicht in Osteuropa". Aber die Leute spenden auch hier. Sie spenden nur weniger, weil sie gar nicht erst gefragt werden. Außerdem haben wir im Pilottraining gemerkt, dass viele Angst hatten, dass Fundraising zu kompliziert ist. Aber es eigentlich einfach und logisch. Man muss nur eben anfangen, sonst geht es nicht!

Akquisos: Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg für Ihre Bemühungen um das ungarische Fundraising!

Fussnoten