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Europareise Fundraising: Belgien "Alles muss gedoppelt werden – aber man kann es nicht einfach kopieren"

/ 3 Minuten zu lesen

Belgische Flagge (Pablo BD/ flickr.com) Lizenz: cc by-sa/2.0/de

Ilja De Coster ist im Vorstand der 2011 gegründeten Fundraisers Alliance Belgium, Initiator des belgischen Fundraising Day und der belgische Vertreter bei der European Fundraising Association. Akquisos wollte von ihm mehr erfahren über die Besonderheiten und Herausforderungen des Fundraisings in unserem Nachbarland.
Weitere Informationen: Externer Link: http://fundraisersalliance.wordpress.com

Akquisos: Herr De Coster, ist es ein Vor- oder Nachteil in einem kleinen Land wie Belgien Fundraising zu betreiben?

Ich würde sagen beides. Ein Nachteil ist sicherlich, dass in einem kleineren Land die Fixkosten stärker zu Buche schlagen. Beispielsweise sind die Basiskosten bei Direct Mailings bei der Erstellung stets gleich. Sie können aber auf weniger Spender umgelegt werden, was das Mailing weniger profitabel macht. Ich stelle immer mal wieder fest, dass größere internationale Organisationen aus diesem Grund den Weg nach Belgien scheuen. Dazu kommt noch, dass es in Belgien zwei Sprachen und Kulturen gibt. Das macht es noch teurer, weil bei landesweiten Kampagnen alles gedoppelt werden muss. Ein Vorteil ist sicherlich, dass man die Leute in einem kleinen Land eher kennt. Soziale Netzwerke sind auch über das ganze Land einfacher geknüpft. Belgien ist generell ein sehr informelles Land. Persönliche Netzwerke sind sehr wichtig und entsprechend auch das Relationship Fundraising.

Akquisos: Sie sprachen die beiden unterschiedlichen Teile Belgiens an. Gibt es in Bezug auf die Spendenbereitschaft Unterschiede zwischen den Flamen und Wallonen?

In Bezug auf die Spendenbereitschaft nicht direkt. Eher bei den Themen. Der katholisch geprägte flämische Teil spendet mehr für klassische gemeinnützige Themen. Die Wallonen geben etwas mehr für kulturelle Bereiche. Das spiegelt sich am Ende in den Organisationen und ihrem Fundraising wider. Entscheidender ist aber, dass der flämische Teil ökonomisch stärker ist. Dort besteht also ein höheres Spendenpotenzial.

Akquisos: Muss das Fundraising – abgesehen von den Themen – anders aufbereitet werden?

Ja, auch wenn die Unterschiede letztlich nicht überbewertet werden dürfen, kann man nicht einfach eine Kampagne übersetzen und fertig. In beiden Teilen bestehen unterschiedliche kulturelle Hintergründe, es gibt eine eigene Medienlandschaft und auch andere prominente Gesichter. Wenn Sie jemanden in Wallonien einsetzen, kann er in Flandern völlig unbekannt sein. Es sind einfach zwei Zielgruppen.

Akquisos: Wo steht das belgische Fundraising aktuell?

Wie überall ist das große Thema die Professionalisierung. Wenn du Fundraising betreiben willst, dann muss es professionell sein. Das geht nur mit guten Leuten. In Belgien hat der Prozess vielleicht etwas später eingesetzt als in anderen Ländern. Aber in den letzten fünf Jahren hat sich viel getan. Nicht so schnell wie manche hofften. Aber es geht weiter voran.

Akquisos: Woran müssen Sie noch arbeiten?

Was noch fehlt ist das Verständnis der Vorstände fürs Fundraising, also die Integration in die Organisation. Fundraising muss mehr zum Thema werden. Die Einstellung „Der Staat soll sich kümmern“ ist meiner Meinung nach in Belgien im Schnitt stärker verbreitet als in anderen europäischen Ländern. Dies zeigt sich sowohl bei den Spendern als auch bei den Vorständen. Wir erwarten da zu viel und sehen nicht die Notwendigkeit selbst aktiv zu werden.

Akquisos: Vielen Dank für das Gespräch!

Fussnoten