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"Inklusion macht das Fundraising persönlicher" Im Interview: Silke Georgi von den SOZIALHELDEN

/ 4 Minuten zu lesen

Silke Georgi (© SOZIALHELDEN)

Die SOZIALHELDEN sind ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in Berlin. Seit der Gründung vor zehn Jahren wurden getreu dem Motto "einfach mal machen" verschiedene Projekte zum Thema Inklusion mit Elan und Kreativität in die Tat umgesetzt. Entstanden sind bspw. die "Wheelmap", eine Online-Karte zum Suchen, Finden und Markieren rollstuhlgerechter Orte oder das Projekt "Leidmedien" (s. Interner Link: Politische Bildung und Inklusion). Ziel ist es, die Menschen für gesellschaftliche Probleme zu sensibilisieren und zum Umdenken zu bewegen.
Weitere Informationen unter: Externer Link: www.sozialhelden.de

Silke Georgi ist seit Januar 2014 für das Fundraising der SOZIALHELDEN zuständig. Sie stand uns Rede und Antwort über die Chancen für das Fundraising inklusiver Projekte.

Akquisos: Frau Georgi, wie sieht der Fundraising-Mix der SOZIALHELDEN aus?

Silke Georgi: Das traditionelle Fundraising bestand bisher hauptsächlich aus öffentlichen Geldern, beispielsweise vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales und der EU, sowie einer Förderung durch Stiftungen wie der Aktion Mensch und Unternehmensspenden. Jetzt möchten wir an unsere Community gehen und die Menschen, die uns bereits ideell verbunden sind, auch als Spender gewinnen. Dafür müssen wir das, was wir tun, greifbar und verständlich machen. Wir entwickeln also Geschichten, die wir erzählen können, damit sich die Leute besser damit identifizieren können. Unser Vorteil ist der Zeitpunkt: Die SOZIALHELDEN gibt es seit zehn Jahren und die Wheelmap wird demnächst 500.000 Orte haben. Das sind gute Anlässe für unsere Spendenaktion. Wir wollen den Erfolg zeigen und die Leute bitten, uns zu unterstützen, damit dieser weiter ausgebaut werden kann.

Akquisos: Wie gelingt es Ihnen, Ihre Arbeit greifbarer zu machen?

S.G.: Was gut bei uns läuft, weil es so konkret ist, ist unser Projekt 1001 Rampe für Deutschland. Dabei spenden die Leute 100€, für die eine Rampe gekauft wird. Diese wird an Orte gegeben, um Eingänge rollstuhlgerecht zu gestalten. Die Spender wissen so genau, was sie bewirkt haben.

Akquisos: Was ist sonst noch wichtig, damit das Fundraising funktioniert?

S.G.: Alle, also das gesamte Team, müssen dahinter stehen. Nicht nur theoretisch. Sie müssen Fundraising fühlen, leben und mit vorantreiben. Unser Gründer Raul Krauthausen hat ein riesiges Netzwerk und ist so unser Hauptfundraiser dadurch, dass er dauernd unterwegs ist und redet und Menschen trifft. Er schafft es, konkret zu vermitteln, was wir brauchen und ist dabei gleichzeitig charmant und authentisch. Es hilft, so jemanden an der Spitze zu haben. Aber das Team ist ebenso gefordert. Auch wenn unsere Wheelmap-Projektleitung oder unser Mann für PR und Öffentlichkeitsarbeit unterwegs sind, sind sie mit Fundraising beschäftigt. Fundraising betrifft alle.

Akquisos: Was ist der Grund dafür, dass Sie zusätzlich zu den Fördergeldern Ihre Community um Spenden bitten?

S.G.: Das Geld ist dann projektungebunden. Wir können es viel flexibler einsetzen. Zum anderen hoffen wir, langfristig einen relevanten Anteil an Dauerspendern zu gewinnen. Damit wird unsere Arbeit und Finanzierung viel planbarer. Bei Anträgen weiß man nie, ob sie erfolgreich sind. Und klar, wir möchten auch unsere Gesamtfinanzen erhöhen.

Akquisos: Ist es für Sie einfacher, Menschen mit oder ohne Behinderung für Spenden zu gewinnen?

S.G.: Ich denke, das ist nicht so relevant. Die Botschaft ist so klar. Das Thema Inklusion spricht viele Leute an, die nicht selbst betroffen sind, aber jemanden im Freundes- oder Bekanntenkreis kennen. Wir bekommen sehr viel Zuspruch auch durch Menschen ohne Behinderung. Sie fangen durch unsere Arbeit an umzudenken. Da ist ein großes Potenzial.

Akquisos: Sie waren bei unterschiedlichen NGOs als Fundraiserin tätig. Das Thema Inklusion ist neu für Sie. Sehen Sie für die Fundraisingarbeit Besonderheiten?

S.G.: Gemessen an den Themen, die ich vorher hatte (Flüchtlinge, Integration, Abrüstung), ist es etwas leichter. Jeder ist irgendwie davon betroffen. Raul Krauthausen sagt dazu immer, es gibt behinderte und noch-nicht-behinderte Menschen. Alle werden älter und in ihrer Mobilität eingeschränkt. Oder sie waren Kinder und mussten im Kinderwagen über Barrieren geschoben werden. Das macht Fundraising für die politische Bildung bestimmt auch einfacher. Das Thema politische Bildung ist ja doch sehr abstrakt. In Verbindung mit Inklusion wird es persönlicher und konkreter. Inklusion zeigt, was den Unterschied macht, was es einer einzelnen Person und der Gesellschaft insgesamt bringen kann.

Akquisos: Ist das auch ein Vorteil im Bereich der Unternehmensspenden? Ist ein inklusiver Ansatz einfacher zu vermitteln als die reine politische Bildung?

S.G.: Ja, am Ende arbeiten in Unternehmen auch nur Menschen. In Einzelfällen denken sie vielleicht globaler, aber in der Mehrzahl packt man die auch am besten mit Geschichten. So wird es verständlicher. Inklusion ist näher an ihrer Lebenswirklichkeit. Die reine politische Bildung ist bei Stiftungen und Förderern gut zu platzieren. Denn da sind Menschen, die es gewohnt sind, globaler und strategischer zu denken.

Akquisos: Viel Erfolg für Ihre Spendenaktion und Danke für das Gespräch!

Neben der Durchführung eigener Projekte unterstützt der Verein auch andere Organisationen beim Fundraising. Mit Hilfe einer speziell entwickelten Box, die in Supermärkten neben den Pfandrückgabestationen angebracht wird, können Organisationen auf niederschwellige Art und Weise Spenden, nämlich die Pfandbons, einsammeln. Im Schnitt kommen 1.000€ pro Jahr und Box für die Organisation zusammen.
Mehr Informationen unter: Externer Link: http://pfandtastisch-helfen.de/

Fussnoten