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Geschichten erzählen in Spendenbriefen der politischen Bildung Emotionen schaffen ohne zu überwältigen

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Geschichten erzählen (© sandrobrezger/www.photocase.de)

"In gemütlicher Runde saßen wir zum Ausklang des Abends noch im Kaminzimmer zusammen. Die Jugendlichen aus Polen stimmten plötzlich ein Lied an, die Franzosen schlossen sich an und schließlich sangen auch die Deutschen mit. Es wurde ein unvergesslicher Abend, der uns sehr verbunden hat", berichtet die 14-jährige Sofie, die im September an einer Jugendbegegnung in unserem Haus teilgenommen hat.

"Erzählen Sie eine Geschichte! Werden Sie emotional!" – so heißt es in allen Ratgebern und Fortbildungen zum Thema Spendenbrief und Mailing. Denn Geschichten erzeugen Bilder in den Köpfen und sorgen für eine stärkere Identifikation mit dem Spendenzweck oder der Organisation. Emotionen führen zu Handlungen, also zum Spenden. Fakten und Zahlen hingegen erzeugen eher eine Nüchternheit und Distanz.

Wenn es um Spenden für Katastrophenopfer oder für die Entwicklungszusammenarbeit geht, ist dies recht gut nachvollziehbar. Wird uns ein hungerndes Kind persönlich vorgestellt, haben wir Mitgefühl und wollen gern helfen. Aber wie passen Geschichten und Gefühle mit politischer Bildung zusammen? Traditionell stehen politische Bildner/-innen Emotionen im Rahmen ihrer Arbeit eher skeptisch gegenüber. Spätestens seit dem Beutelsbacher Konsens (1976) gilt für viele das "Überwältigungsverbot" – es besagt, dass man Lernende bzw. Teilnehmende von Bildungsmaßnahmen nicht "überrumpeln" und im Sinne einer bestimmten Meinung beeinflussen darf.

Der politische Bildner und Autor Sascha Meinert ist der Ansicht, dass Geschichten auch für die politische Bildung ein großes Potenzial darstellen. "Wie in der Bildungslandschaft im Allgemeinen, findet auch in der politischen Bildung die Bedeutung narrativer Kompetenzen in der Praxis jedoch zu wenig Berücksichtigung. Der Fokus liegt nach wie vor meist auf der Vermittlung von Sach- und Faktenwissen sowie argumentativen Zugängen." (Meinert 2012) Er hebt die Bedeutung von Geschichten für verschiedene Bereiche der politischen Bildung hervor, etwa für das Lernen, aber auch für die Entwicklung von Empathie: "Die Arbeit an und mit Geschichten fördert Kreativität, sie erweitert die Fähigkeit zu Empathie und unser Perspektiven-Repertoire. Wir lernen, die Welt mit 'anderen Augen‘ zu sehen."(ebd.)

Doch welche Geschichten können in Spendenbriefen für Institutionen und Organisationen der politischen Bildung erzählt werden? Ähnlich wie es in der Alumni-Arbeit von Universitäten und Stipendienprogrammen geschieht, können Bildungseinrichtungen zum Beispiel auch an positive oder prägende Erlebnisse der ehemaligen Seminarteilnehmenden anknüpfen und Erinnerungen wachrufen. Ebenso kann bei den Leserinnen und Lesern ein Verantwortungsgefühl für die junge Generation geweckt werden. Dabei eignen sich Zitate sehr gut für Geschichten. Neben dem oben angeführten soll dies noch ein weiteres (fiktives) Beispiel veranschaulichen:

"Die persönliche Begegnung mit Frau Suková und ihr Bericht über das Leben im Konzentrationslager waren eindrucksvoller und bedrückender als alles, was ich bisher über den Nationalsozialismus und den Holocaust gelesen oder gesehen habe. Ich werde sicher noch oft daran denken", sagte Mario, 16, nach einem Zeitzeugengespräch in unserer Gedenkstätte.

Dass Kinder und Jugendliche als Hauptpersonen in Geschichten stärkere Emotionen hervorrufen als Erwachsene, ist bekannt. Wenn eine Institution als Zielgruppe nur Erwachsene hat, lassen sich jedoch auch hier gute Geschichten finden. Auch an die angenehme Atmosphäre oder die schöne Landschaft am Tagungsort kann erinnert werden – ebenso wie an überraschende Erkenntnisse oder lustige Begebenheiten.

Dabei sollte die Geschichte unbedingt sinnvoll in den Erzählfluss des Briefes eingebettet sein und eine Verbindung zum konkreten Spendenzweck haben. So kann die Bindung der ehemaligen Teilnehmenden an die Bildungsinstitution verstärkt und die Spendenbereitschaft erhöht werden. Beim Erzählen sollte jedoch mit Klischees und Bildern stets vorsichtig und reflektiert umgegangen werden – um Überwältigung und ethische Grenzgänge zu vermeiden. Denn diese können sich negativ auf das Bild der Institution auswirken.

Quellenangabe: Interner Link: Sascha Meinert: Narrative für eine Nachhaltige Entwicklung. Herausforderungen und Zugänge für die politische Bildung, Bonn 2012

Fussnoten