Die Stiftung ZEWO ist die schweizerische Zertifizierungsstelle für gemeinnützige, Spenden sammelnde Organisationen und setzt sich für die Förderung von Transparenz im Spendenwesen ein.
Wir sprachen mit Martina Ziegerer, Geschäftsleiterin der Stiftung ZEWO. Weitere Informationen: Externer Link: www.zewo.ch
Akquisos: Fundraising als Akquise von Spendeneinnahmen, Mitgliedsbeiträgen, ehrenamtlichen Engagement usw. Welchen Stellenwert haben diese Aktivitäten im Finanzierungsmix gemeinnütziger Organisationen in der Schweiz?
Martina Ziegerer: Im Durchschnitt stammen 35% der Einnahmen von Hilfswerken mit ZEWO-Gütesiegel aus Spendeneinnahmen. Ebenso groß ist der Beitrag der öffentlichen Hand. Mitgliederbeiträge und Patenschaften sind die drittwichtigste Kategorie und machen 18% der Spendeneinnahmen aus (Hinweis der Redaktion: Für 2009 findet sich eine Spendenstatistik bei „Zewoforum“ 3/2010 (4-5): www.zewo.ch/pdf/zewoforum_3_10_d.pdf).
Akquisos: Und wo sehen Sie die großen Potentiale für die nächsten 10 Jahre?
M.Z.: Zwei Drittel der schweizerischen Haushalte spenden regelmäßig. Sie geben rund 500 Franken pro Jahr und verteilen diese auf 4 bis 5 Hilfswerke. Bei großen Umweltkatastrophen wie zum Beispiel dem Seebeben in Asien oder beim Erdbeben in Haiti gibt es zusätzliche Spenden, so dass insgesamt mehr als 80 Prozent der Haushalte spenden. Ein großes Wachstum ist im Segment der privaten Haushalte also nicht mehr zu erwarten. Hier wird es vielmehr darum gehen, das hohe und stabile Niveau halten zu können. Zudem muss auf die Fundraisingeffizienz geachtet werden. In einem Verdrängungswettbewerb besteht nämlich die Gefahr, dass die Akquisition von Spendengeldern immer teurer wird. Wenn es noch Wachstumsmöglichkeiten gibt, dann eher im Bereich der Firmenspenden und bei institutionellen Geldgebern, wie Vergabe- oder Förderstiftungen oder bei Legaten. Aber hier hat sich der Wettbewerb bereits intensiviert und die Anforderungen der Geldgeber bezüglich Rechenschaftsablage und Legitimierung nehmen zu.
Akquisos: Welche politischen, rechtlichen oder gesellschaftlichen Rahmenbedingungen unterstützen das Fundraising besonders (vielleicht auch im Vergleich zu Deutschland) – welche behindern es?
M.Z.: Die lange humanitäre Tradition, der materielle Wohlstand und der Wille zur Solidarität sind gesellschaftliche Faktoren, die das Fundraising fördern. Dazu kommt die steuerliche Abzugsfähigkeit von Spenden (bis zu 20%). Zudem tragen hohe Branchenstandards und ein glaubwürdiges Gütesiegel dazu bei, die Glaubwürdigkeit und das Vertrauen in den gemeinnützigen Sektor zu erhalten. Hemmend sind übermäßige Regulierungen, die den administrativen Aufwand erhöhen, aggressive Marketingmethoden, die Spenderinnen und Spender verärgern oder auch ein übermäßiger Legitimationsdruck aus Kreisen, die die Arbeit von Hilfswerken grundsätzlich in Frage stellen.
Akquisos: Welche Maßnahmen und Initiativen zur Transparenz der Nonprofit-Organisationen bestehen in der Schweiz?
M.Z.: Wir entwickeln unsere Standards und Methoden kontinuierlich weiter: Mit der Einführung von NPO-spezifischen Standrads zur Rechnungslegung wurde die Aussagekraft der Jahresrechnungen erhöht und standardisiert. Mit dem systematischen Monitoring der Kostenstruktur von Hilfswerken - insbesondere im Hinblick auf den Fundraisingaufwand und den administrativen Aufwand - wird die Effizienz von Hilfswerken im Auge behalten. Neu sollen auch Benchmarks für die Fundraising-Effizienz entwickelt werden. Zudem thematisieren wir die Effektivität der Hilfswerke indem wir die Wirkungsmessung von Projekten und Programmen und deren Ausweis im Leistungsbericht fördern. Dazu haben wir einen Leitfaden für Hilfswerke, die in der Entwicklungszusammenarbeit tätig sind, entwickelt. Er wird demnächst eingeführt und soll dann auch für Organisationen, die im Inland tätig sind, adaptiert werden.
Akquisos: Vielen Dank für das Interview.
Schweiz: „Die Anforderungen der Geldgeber bezüglich Rechenschaftsablage und Legitimierung nehmen zu.“ Martina Ziegerer, Geschäftsleiterin der Stiftung ZEWO
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Unsere Europareise Fundraising führt in dieser Ausgabe in die Schweiz. Das geschätzte Spendenvolumen der Schweizer Privathaushalte betrug vergangenes Jahr 1,2 Milliarden Franken (ca. 914 Mio. Euro).
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