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„Spenden können ein Fundament für die gesamten Einnahmen sein.“ Im Interview: Marie Janoušková über Freundeskreis, Spenden und Sponsoring in der Praxis

/ 3 Minuten zu lesen

Marie Janoušková koordiniert Pragkontakt, das Kontakt-Büro der Brücke/Most-Stiftung in Prag. Das Büro wurde 2007 gegründet, um deutschsprachigen Reisegruppen tiefergehendes Wissen über die tschechische Hauptstadt zu vermitteln.

Weitere Informationen: Externer Link: www.pragkontakt.de

Akquisos: Frau Janoušková, seit gut fünf Jahren besteht Pragkontakt. Ihr Büro gehört zur Brücke/Most-Stiftung. Wie setzt sich Ihr Budget zusammen?
Marie Janoušková: Es gibt eine Grundfinanzierung von der Stiftung, sie liegt bei etwa einem Drittel unserer Gelder. Der Umfang ändert sich jedoch von Jahr zu Jahr, je nachdem, wie es uns gelingt, noch andere Fördermittel zu bekommen. Ein weiteres Drittel sind antragsbasierte Fördermittel, hier kommt ein großer Teil vom Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds sowie von der Stadt Prag. Unsere eigenen Einnahmen setzen sich zusammen aus Teilnehmerbeiträgen und individuellen Spenden. Im Bereich der individuellen Spenden haben wir vor zwei Jahren einen so genannten Freundeskreis gegründet. Für Deutsche, die uns regelmäßig unterstützen wollen, liegt der Jahresbetrag bei 50 Euro. Für Tschechen haben wir uns auf 500 Kronen geeinigt (derzeit rund 20 Euro, Anm. d. Red.), damit dies im richtigen Verhältnis steht. Die Mitglieder drücken durch ihre Beiträge einfach aus, dass ihnen der Gedanke gefällt, Jugendliche aus beiden Ländern zusammenzubringen. Außer regelmäßiger Kommunikation gibt es hier keine Gegenleistung.

Akquisos: Welche größeren Sponsoren haben Sie?
M.J.: Hier bemühen wir uns schon relativ lange, treffen aber ständig auf dieselben Probleme. Deutsche Unternehmen wollen keine deutschen Jugendgruppen unterstützen, die nach Prag fahren. Sie wollen lieber Projekte entwickeln helfen, die vor Ort einen Effekt zeigen – das heißt an dem Ort, aus dem die Gruppe kommt. Beim Sponsoring durch Firmen erzielen wir deswegen nur Teilerfolge. Wir hoffen aber sehr, hier noch den Durchbruch zu schaffen. Aber unser Kern sind die individuellen Spender und Unterstützungsleistungen von Institutionen.

Akquisos: Im Bereich individuelle Spenden haben Sie das Projekt „Gebt uns den Rest“ lanciert. Worum geht es dabei?
M.J.: Auch wenn man das vielleicht als ein „Mini-Fundraising-Projekt“ sehen kann, ist das Geld, das wir dadurch erzielen, nicht zu vernachlässigen. Jede Gruppe erhält am Ende ihres Aufenthalts in Prag von uns eine Schachtel mit der Aufschrift „Gebt uns den Rest“. Auf diese Weise können uns die Teilnehmer die tschechischen Kronen spenden, die sie noch übrig haben. Pro Jahr kommen umgerechnet 800 Euro zusammen. Dieses Fundraising-Projekt haben wir 2009 begründet, d.h. über die vergangenen ca. drei Jahre haben wir hier mit einem kleinen Team immerhin ungefähr 2.000 Euro einnehmen können.

Akquisos: Und das Freundeskreis-Projekt – wie ist da die Entwicklung seit der Gründung vor zwei Jahren?
M.J.: Jeder, der Erfahrung mit dem Fundraising oder kleineren Organisationen hat, wird wissen: Das ist ein Marathonlauf. Bei den Schulungen wurde mir immer gesagt, dass wir uns zuerst in unserem unmittelbaren Umfeld umschauen müssen. Die ersten Mitglieder des Freundeskreises waren daher unsere Familienmitglieder, Freunde und Bekannte, und dann Menschen, die unserer Tätigkeit nahestehen oder uns bei der Entstehung begleitet haben. Erst danach können Menschen gewonnen werden, die weiter entfernt stehen. Aber auch da kommt es meist auf die persönlichen Kontakte an.

Akquisos: Wie war der Weg zu Ihrer heutigen Fundraising-Strategie: Haben Sie zum Beispiel eine Analyse erstellt oder das eigene Profil geschärft?
M.J.: Wir haben nicht „die eine festgelegte“ Strategie. Die einzelnen Kampagnen entstehen nach und nach. Wir hatten auch schon zwei Kampagnen, die keinen Effekt hatten, und haben sie wieder abgesetzt und daraus gelernt. Viele Informationen erhalten wir durch den Austausch mit unseren Kollegen in Deutschland. Aber auch aus der täglichen Arbeit und den Kontakten mit Kollegen hier in Prag erfahren wir Weiteres. Allgemein würde ich aber sagen, dass für keine NGO die Strategie darin bestehen kann, sich nur auf eine Form des Fundraisings zu verlassen. Die Anträge auf Förderung durch Institutionen sind mit großer Unsicherheit behaftet. In einem Jahr erhalten wir Geld von der Stadt Prag, im anderen nicht. Deswegen denke ich: Spenden mögen vielleicht nur ein kleiner Baustein sein, aber dieser kann über die Jahre wachsen und dann ein gutes Fundament für die gesamte Organisation bilden.

Akquisos: Herzlichen Dank für das Gespräch.

Fussnoten