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Fundraising für politische Bildung in der Praxis | Fördermittel und Fundraising für die politische Bildung | bpb.de

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Fundraising für politische Bildung in der Praxis

/ 5 Minuten zu lesen

Im Sommer 2012 haben wir die Akquisos-Abonnenten nach ihren Erfahrungen mit Fundraising für politische Bildungsarbeit befragt. 164 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verschiedener Einrichtung haben teilgenommen und alle Fragen beantwortet. Das Ergebnisse zeigt, Spenden sind inzwischen auch für die politische Bildungsarbeit wichtig. Und: die Investition in ein professionelles Fundraising lohnt sich für große und kleine Einrichtungen.

Das Team von Akquisos möchte sich herzlich bei all denjenigen bedanken, die an der Umfrage teilgenommen haben. Sie haben uns damit geholfen, wertvolle Einblicke in die bislang kaum erforschte Fundraising-Praxis in der politischen Bilungsarbeit zu gewinnen. Wir werden die Ergebnisse und Anregungen aus der Umfrage für unsere weiteres Angebot für Sie berücksichtigen. Wenn Vorschläge oder Fragen zur Umfrage oder dem Angebot von Akquisos haben, schreiben Sie uns an E-Mail Link: fundraising@bpb.de

Zusammenfassung der Ergebnisse



Fundraising gehört für die meisten der befragten Einrichtungen der politischen Bildung inzwischen zum Alltagsgeschäft. Und unsere Umfrage zeigt: Professionalisierung lohnt sich! Die Einrichtungen, die über einen angestellten Fundraiser verfügen und ein klares Konzept haben, sind die erfolgreicheren. Dabei spielt die Größe der Einrichtung hingegen keineswegs die entscheidende Rolle.
Auch wenn politische Bildung ein an Spender oft schwierig zu vermittelndes Thema ist, sind Kleinspender für über die Hälfte der Einrichtungen wichtige Unterstützer. Allerdings: die großen Summen werden immer noch über Stiftungen, Bund und EU akquiriert.
Folglich überwiegen 'klassische' Fundraising-Instrumente wie Anträge und Spendenbriefe per Post und eMail. Dem Online-Fundraising sagen die Befragten keine große Zukunft voraus: Wichtig wird (und bleibt), was große Beträge bringt – so lässt sich die Prognose der Instrumente zusammenfassen.
Die Befragten attestieren sich und ihrer Einrichtung zwar einigen Qualifizierungs- und Unterstützungsbedarf – in den kommenden Jahren systematisches Fundraising aufbauen oder erweitern wollen aber nur ein Drittel.

Die Ergebnisse im Einzelnen


Vorweg: Wer hat teilgenommen?


164 Teilnehmer haben unsere nicht repräsentative Umfrage zu Fundraising in der politischen Bildung vollständig ausgefüllt und Fragen zur Fundraising-Praxis in ihrer Einrichtung und Zukunftsperspektiven beantwortet. Die Umfrage ist nicht repräsentativ, gibt jedoch einen Eindruck zur Nutzung von Fundraising in der politischen Bildung in Deutschland. Teilgenommen haben Einrichtungen unterschiedlicher Größe, die unterschiedlich stark mit ehrenamtlichen Mitarbeitern zusammenarbeiten.


Die meisten der Einrichtungen machen Angebote für Jugendliche und Erwachsene. Mehr als ein Drittel hat Multiplikator/innen, ein Viertel Lehrer/innen als Zielgruppe. Zwei Drittel der Einrichtungen sind eingetragene Vereine. Über 80% der teilnehmenden Einrichtungen sind als gemeinnützig anerkannt.

Nutzung von Fundraisings


Drei Viertel aller Teilnehmer nutzen Fundraising in ihrer Organisation. (127; 76,97%). Die Hälfte davon (65; 51,18%) betreiben bereits seit mehr als 5 Jahren Fundraising, ein knappes Drittel (36; 28,34%) weniger als drei Jahre.

Von denen, die kein Fundraising betreiben, sagen 26,32% für politische Bildung darf kein Fundraising betrieben werden, weil der Staat für die Finanzierung verantwortlich ist (insgesamt 15,15%). Ebenfalls 26,32% stimmen der Aussage zu, „es ist mir unangenehm, jemanden um Geld anzubetteln“ (insgesamt 18.18%).

Einstellungen und Erwartungen


Über zwei Drittel (67,88%) sind der Ansicht, das kontinuierliches Fundraising einen bedeutenden Beitrag zur Unterstützung der Zivilgesellschaft leistet. Fast drei Viertel (71,52%) glauben, dass es dazu Mitarbeiter braucht, die sich hauptsächlich um das Fundraising kümmern.
Fast zwei Drittel (64,24%) stimmen zu, dass man mit einer langen Anlaufphase rechnen muss, bis sich Fundraising rechnet. Nur 7,27% finden, dass sich Fundraising von Beginn an rechnen muss.

61,24% finden, dass ihre Erwartungen an Fundraising im Großen und Ganzen erfüllt wurden. Ein gutes Viertel (25,99%) sagt, die Erwartungen wurden kaum oder gar nicht erfüllt. 44,88% sagen, dass der Erfolg des Fundraisings innerhalb der Einrichtung unterschiedlich bewertet wird.

Professionalisierung


Die Mehrheit der Fundraising betreibenden Organisationen (59,06%) betreibt keine regelmäßige Evaluierung oder Monitoring der Fundraising-Aktivitäten. Nur 22,05% haben Kriterien zur Messung der Fundraising-Aktivitäten entwickelt.
Von den 127 Fundraising betreibenden Institutionen haben nur 35 ein Fundraising-Konzept entwickelt. Obwohl vermutet werden kann, dass dies die Erwartungen an den Fundraising-Erfolg noch steigert, waren diese Umfrage-Teilnehmer zufriedener mit dem Fundraising-Erfolg ihrer Einrichtung.

Einnahmen durch Fundraising


43,31% (55) nehmen jährlich mehr als 50.000 € durch Fundraising ein, ein Drittel (42; 32,29%) bleibt unter 10.000 €.


Auch wenn größere Einrichtungen tendenziell mehr Mittel akquirieren: Es sind keinesfalls nur große Organisation, die große Summen einnehmen, wie die Grafik zeigt: Auch unter den Einrichtungen mit fünf und weniger festangestellten Mitarbeitern konnten 34% 50.000 € oder mehr akquirieren.


Von den Organisationen die mehr als 50.000 € akquirieren, haben 32.73% einen angestellten Fundraiser, bei den Organisationen die weniger akquirieren, sind es nur 6.94%. Im Schnitt haben 18,11% der teilnehmenden Einrichtung einen angestellten Fundraiser. Am häufigsten kümmert sich jedoch die Leitung selbst.


Kleinspender spielen auch in der politischen Bildungsarbeit eine wichtige Rolle: für 57,48% der Fundraising betreibenden Organisationen sind sie wichtiger Unterstützer. Bei den Einrichtungen, die über 50.000€ einnehmen spielen Stiftungen, Bundes- und EU-Programme (56,36%, 47,27%, 38,18%) jedoch eine größere Rolle, als im Gesamtschnitt (48,03%, 37,01% 26,77%).

Fundrasing-Instrumente


Die eingesetzten Fundraising-Instrumente sind vielfältig. Wie die Unterstützer nahelegen, sind Anträge bei Stiftungen (58.27%) und öffentlichen Einrichtungen (Kommunen 40.16%, Land 48.82%, Bund 43.31%, EU 40.16%) die meistgenutzten Fundraising-Instrumente. Knapp die Hälfte der Einrichtungen hat jedoch bereits Sponsoring zur Unterstützung politischer Bildung genutzt (45,67%).
Im Bereich Spenden sind der klassische Spendenbrief (49,61%) sowie die Spenden-Mail (36.22%) nach wie vor die beliebtesten Instrumente. Aber auch die Spendendose (29,13%) und Benefizveranstaltungen (25,98%) und die gezielte Ansprache von Großspendern (24,41%) wurden in je gut einem Viertel der Einrichtungen genutzt. Knapp ein Fünftel profitierte von Anlass- und Kondolenzspenden sowie Geldauflagen, etwas weniger erzielten Einnahmen aus dem Verkauf von Merchandising-Produkten.

Online-Spenden akquirierten bisher ein Drittel (33,07%) aller Einrichtungen. Auch für die Zukunft sehen die Befragten nicht, das Online-Fundraising wesentlich mehr Gewicht bekommt: Nur gut 36% glauben, Online-Fundraising werde wichtig oder sehr wichtig.


Insgesamt korrespondiert die bisherige Nutzung mit den Prognosen zur Entwicklung der Relevanz der verschiedenen Instrumente. Als wichtigste Instrumente bzw. Förderquellen sehen die Befragten auch für die Zukunft Förderstiftungen und öffentliche Geber. Im Vergleich zur bisherigen Nutzung für die Zukunft deutlich wichtiger eingeschätzt werden überdies nur Großspenden sowie Legat- und Erbschaftsmarketing.

Outsourcing


Nur 1/3 sind bereit, bestimmte Dienstleistungen im Fundraising an Dritte (z.B. eine Agentur) abzugeben oder haben Sie dies bereits getan. Als Gründe für ein Outsourcing werden noch am häufigsten neue Ideen (21.82%), die Expertise (15.76%) und die Professionalität (13.94%) Dritter genannt, die in der eigenen Organisation in Bezug auf Fundraising nicht vorhanden sind.
Häufigste Gegenargumente sind die Kosten des Outsourcings (42.42% - und das bei den großen Einrichtungen) und der Wunsch, die Kontrolle über die eigenen Fundraising-Aktivitäten zu behalten (37.58%). Weitere Gründe: das geringe Potenzial lohnte ein Outsourcing nicht (33.94%) und die Befürchtungen, zum Spender abzuschrecken, da der Eindruck entstünde, es würde zu viel Geld dafür ausgegeben (32.12%) und zum anderen, dass die Botschaften durch Externe nicht angemessen transportiert würden (30.30%). Nur 8.48% begründen dies damit, dass es in ihrer Einrichtung bereits ausreichend Kapazitäten und Expertise gibt.

Qualifizierung


Fast ¾ aller Befragten (73.33%) haben sich bereits im Fundraising in irgendeiner Form weiterqualifiziert (4/5 sind es, betrachtet man nur die Fundraising betreibenden Einrichtungen). Am häufigsten geschah dies durch eintägige Seminare, gefolgt von mehrtägigen Seminaren oder Konferenzen. Eine berufsbegleitende Weiterqualifikation mit Abschluss/Zertifikat haben 16,97% absolviert.


Zur weiteren Unterstützung des Fundraisings benötigen gut die Hälfte der Befragten mehr Personal (49.70%) mehr Expertise z.B. zu Methoden, Instrumenten, Fördermittel, potenziellen Spendern und Sponsoren) (55.15%) und vor allem eine professionelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zur Optimierung der gesamten Außendarstellung (56.36%).
Ein knappes Dritteln wünscht sich mehr Verständnis für Fundraising und Unterstützung durch die übrigen Mitarbeiter und Ehrenamtlichen meiner Einrichtung (31.52%).

Ausblick


In Bezug auf den weiteren Fundraising-Erfolg sind die Befragten verhalten optimistisch: Die meisten halten die punktuelle aber gezielte Ansprache potenzieller Spender und Sponsoren für einzelne Projekte für erfolgversprechend (69.09%). In den kommenden Jahren systematisches Fundraising aufbauen oder erweitern wollen nur ein Drittel (33.94%).


Auswertung: Christine Wetzel, Referentin für Fundraising der bpb

Fussnoten