Seit dem Mittelalter sind Sinti und Roma in Europa ansässig. Ihre Ausgrenzung begann in der Frühen Neuzeit mit der Herausbildung der Territorialstaaten. Im 20. Jahrhundert wurden über 500.000 aus "rassischen" Gründen als "Zigeuner" Verfolgte von den Nationalsozialisten in Deutschland und im besetzten Europa ermordet. Nach 1945 wurde die Verfolgung von der Mehrheitsgesellschaft lange verdrängt, Entschädigungsanstrengungen verliefen schleppend. Erst 1982 erkannte die Bundesregierung den Völkermord an; Ende dieses Jahres soll in Berlin das zentrale Mahnmal eingeweiht werden.
Rund 70.000 Sinti und Roma sind deutsche Staatsbürger, in der großen Mehrheit sind sie Katholiken. Mehr als drei Viertel der nationalen Minderheit, so Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, haben indes Diskriminierungserfahrungen gemacht. Nach dem Abschluss des deutsch-kosovarischen "Rückübernahmeabkommens" stehen Roma aus dem ehemaligen Jugoslawien, die während der Bürgerkriege in Deutschland Zuflucht gefunden haben, vor der Abschiebung, darunter viele, die hier geboren und aufgewachsen sind.
Die bis zu zwölf Millionen Sinti und Roma stellen mit einem Altersdurchschnitt von 25 Jahren Europas jüngste Bevölkerungsgruppe. Doch vielerorts gibt die innenpolitische Entwicklung Anlass zur Sorge. In Südosteuropa leben Roma häufig am Rande der Gesellschaft: In den ehemals sozialistischen Staaten geht es ihnen heute schlechter als vor der Zeitenwende 1989/90. Klischees sind langlebig, antiziganistische Ressentiments weit verbreitet. Die EU-Kommission hat jüngst den Mitgliedstaaten aufgetragen, nationale Roma-Strategien zu entwickeln. Die ungarische EU-Ratspräsidentschaft hat die Integration der Roma zum Schwerpunkt erklärt. Der Schlüssel zur gesellschaftlichen Inklusion heißt Bildung.