Als "sich schnell ausbreitende, gefährliche Infektionskrankheit" definiert der Duden den Begriff "Seuche"; seine Herkunft liegt im mittelhochdeutschen siuche beziehungsweise im althochdeutschen siuhhī, was Krankheit, Siechtum bedeutet. Nicht alle Infektionskrankheiten werden gleichermaßen mit dem Begriff assoziiert; für die alljährliche Grippewelle etwa wird er eher selten verwendet. Als "klassische" Seuchen sind im europäischen kollektiven Gedächtnis beispielsweise Pest und Cholera verankert; aktuell ist es vor allem die Ebola-"Seuche" in Westafrika, über die gesprochen wird. "‚Seuchen‘", so der Historiker Malte Thießen, seien offenbar "der naheliegendste Bezugspunkt für kollektive Ängste, gesellschaftliche Diskurse und politische Maßnahmen".
Wie gesellschaftlich sensibel und hochpolitisch der Umgang mit ansteckenden Krankheiten ist, zeigte sich in Deutschland zuletzt in der sogenannten Impfdebatte, die durch hohe Masernfallzahlen insbesondere in Berlin angefacht wurde. Angesichts der "Impfmüdigkeit" eines Teils der Bevölkerung sprechen sich einige Politiker bereits für eine Impfpflicht aus, sollten verstärkte Aufklärung und Beratung die Impfquoten nicht steigen lassen. Der kollektive Schutz durch Immunisierung vor Infektionskrankheiten ("Herdenimmunität") steht hier der persönlichen Freiheit in Gestalt des Rechts auf körperliche Unversehrtheit gegenüber.
Global gesehen, leiden vor allem ärmere Länder unter den Ausbrüchen von Infektionskrankheiten, die dort zu den Haupttodesursachen zählen. Das hohe Gut Gesundheit ist höchst ungleich verteilt; gerade in Entwicklungsländern fehlen oft notwendige Ressourcen, um Seuchen dauerhaft zu bekämpfen. Neben unzureichender Ernährung und Hygiene herrscht Mangel an wirksamen Impfstoffen und Medikamenten. Und auch die internationale Kooperation bei der Seuchenbekämpfung läuft selten reibungslos ab, wie die verzögerten Hilfsmaßnahmen bei der Ebolafieberepidemie gezeigt haben.