Das Ziel, "allen älteren Erwerbstätigen, die dies können und wollen, [zu] ermöglichen auch mindestens bis zum regulären Renteneintrittsalter zu arbeiten", haben SPD, Grüne und FDP im Koalitionsvertrag 2021 vereinbart. Als "reguläres Renteneintrittsalter" oder "Regelaltersgrenze" wird das Alter bezeichnet, mit dem ältere Beschäftigte bei vollen Rentenbezügen in den Ruhestand gehen können. Für die Geburtsjahrgänge ab 1964 liegt es beim 67. Lebensjahr, für die älteren der sogenannten Babyboomer-Jahrgänge etwas darunter. Die meisten Babyboomer, nämlich sieben von zehn, meinen, nicht bis zu ihrer Regelaltersgrenze arbeiten zu können.
Die Debatte über das Eintrittsalter in die gesetzliche Rente findet vor dem Hintergrund einer seit vielen Jahren zunehmenden Erwerbstätigkeit Älterer statt. Während sich bei jüngeren Altersgruppen nur leichte Schwankungen zeigen, hat die Erwerbsbeteiligung der über 55-Jährigen leicht, die der über 60-Jährigen in den vergangenen Jahrzehnten deutlich zugenommen. Dies ist unter anderem auf eine gestiegene Beschäftigungsquote von Frauen auch im höheren Erwerbsalter zurückzuführen, aber auch der Anteil älterer, abhängig erwerbstätiger Männer an der gleichaltrigen Bevölkerung ist gewachsen (Abbildung 1).
Gleichzeitig liegt die Erwerbsbeteiligung Älterer noch immer deutlich unter der von jüngeren Altersgruppen. Ein großer Teil der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer arbeitet demnach nicht bis zur Regelaltersgrenze, sondern scheidet vorzeitig aus dem Arbeitsleben aus. Obwohl sich das Erwerbsverhalten und die Nachfrage der Betriebe in den vergangenen 25 Jahren stark verändert haben, erreicht die Verlängerung des Erwerbslebens nicht alle Beschäftigtengruppen. Viele Ältere wählen einen Übergang in den vorzeitigen Ruhestand, sei es aufgrund langjähriger Beitragszahlungen, Erwerbsminderung, Brückenarbeitslosigkeit oder sogar unter Inkaufnahme von Rentenabschlägen. Auch deswegen konnte das veränderte Erwerbsverhalten die Fachkräftelücke aufseiten der Betriebe nicht schließen. Vielmehr gibt es eine Vielzahl von Regionen und Branchen mit großem Bedarf an Fachkräften – auf nahezu allen qualifikatorischen Ebenen.
In diesem Beitrag fragen wir nach den Gründen für das anhaltend frühe Erwerbsausstiegsalter eines großen Teils der Beschäftigten. Ausgangspunkt sind Konzepte zur Arbeits- und Beschäftigungsfähigkeit im Lebensverlauf. Unter der Beschäftigungsfähigkeit werden individuelle Voraussetzungen für eine generelle Teilhabe am Erwerbsleben summiert, also in gewisser Weise die Passung von Individuum und Arbeitsmarkt.
Das Konzept der Arbeitsfähigkeit (work ability) adressiert die Gestaltungsebene von Erwerbsarbeit und umfasst die Faktoren, die eine Person in einer bestimmten beruflichen Situation in die Lage versetzen, ihre beruflichen Aufgaben erfolgreich zu bewältigen.
Dürfen
Die kontinuierliche Zunahme der Erwerbsquote der älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ist eine Erfolgsgeschichte, die noch vor 20 Jahren kaum denkbar war. Allerdings profitieren nicht alle Arbeitnehmergruppen gleichermaßen von den verbesserten Beschäftigungschancen. Ein genauer Blick zeigt starke Unterschiede nach Geschlecht, Alter und Qualifikationsniveau. Hinzu kommt, dass viele Ältere in Teilzeit oder geringfügig beschäftigt sind. Mit zunehmendem Lebensalter steigt der Anteil derjenigen, die nicht mehr erwerbstätig sind – manche, weil sie nicht mehr wollen oder können, nicht wenige aber auch, weil sie nicht mehr "dürfen".
In der Tat werden Ältere in vielen Betrieben zwar beschäftigt, aber seltener wieder oder neu eingestellt. Noch immer setzen Betriebe häufig lieber auf jüngere Bewerberinnen und Bewerber, da sich Investitionen hier vermeintlich länger auszahlen. Ob dieses Kalkül angesichts der hohen Veränderungsdynamik der Arbeitswelt fortbestehen wird, bleibt abzuwarten. Allerdings sinkt mit dem Alter auch die Neigung, eine neue Stelle anzunehmen. Denn mit der Betriebszugehörigkeit steigt in der Regel auch die Entlohnung, und ein Arbeitgeberwechsel ist nicht selten mit Gehaltseinbußen verbunden. Im Gegensatz zu Jüngeren sind Ältere deshalb weniger geneigt, eine Stelle anzunehmen, die zwar berufliche Perspektiven eröffnet, aber mit einer möglicherweise geringeren Entlohnung verbunden ist. Auch finden Ältere nach einem Betriebswechsel häufig nur mit großen Schwierigkeiten eine Stelle, die ihrer bisherigen beruflichen Position und Tätigkeit entspricht. Bei Arbeitsplatzverlust gilt es dann, zwischen einem mit Abschlägen verbundenen vorzeitigen Renteneintritt und einer schlechter entlohnten Stelle abzuwägen.
Der Weiterbildung kommt angesichts technischer und organisatorischer Neuerungen in nahezu allen Betrieben und Verwaltungen eine herausragende Bedeutung zu, um Fähigkeiten und Fertigkeiten an veränderte Bedingungen anzupassen. Das Niveau der beruflichen Weiterbildung ist bis zur Covid-19-Pandemie stark gestiegen. Jedoch gibt es nach wie vor große Defizite bei der Einbeziehung der älteren Erwerbstätigen. Während sich im Zeitraum von 2001 bis 2017 der Anteil der Betriebe, die mindestens einem Beschäftigten die Kosten der Teilnahme an einer Weiterbildung finanzieren, von 18 auf 35 Prozent fast verdoppelt hat, verharrt der Anteil der Betriebe, die auch älteren Beschäftigten ein Weiterbildungsangebot unterbreiten, bei 7 Prozent.
Vor allem kleinere und mittlere Betriebe beziehen ältere Beschäftigte häufig nicht in Weiterbildungen ein. Unterschiede zeigen sich auch je nach Wirtschaftszweig. In einigen Bereichen, wie etwa in der Chemie-, Metall-, und Elektroindustrie gibt es demografiebezogene Tarifvereinbarungen, die betriebliche Maßnahmen zur Erhaltung der Arbeits- und Beschäftigungsfähigkeit Älterer adressieren,
Können
Eine Voraussetzung dafür, bis zur Regelaltersgrenze erwerbstätig zu sein, ist, dies auch zu können. Auf den ersten Blick geht es hier um die Gesundheit. So führt schwere psychische beziehungsweise körperliche Krankheit oder funktionelle Behinderung dazu, dass manche Menschen bereits im mittleren oder gar schon im jungen Alter nicht mehr erwerbstätig sein können und vorzeitig aus dem Erwerbsleben ausscheiden. Andererseits kann es auch die Arbeit sein, die dazu führt, dass manche Menschen nicht mehr erwerbstätig sein können, nämlich dann, wenn die Arbeitsanforderungen nicht mehr mit den Ressourcen der Arbeitenden übereinstimmen. Beide Einflüsse, die Arbeitsanforderungen und die Ressourcen, bestimmen zusammen die Arbeitsfähigkeit der Beschäftigten und damit auch, wie lange sie erwerbstätig sein können.
(© lidA-Studie, eigene Berechnungen.)
(© lidA-Studie, eigene Berechnungen.)
Studienergebnisse legen nahe, dass zahlreiche Arbeitsfaktoren eine Rolle dabei spielen, wie lange Menschen erwerbstätig sein können, jedoch in unterschiedlichem Ausmaß. Besonders einflussreich ist die körperliche Schwere der Arbeit. Bereits im jungen Erwerbsalter gehen Menschen mit schwerer körperlicher Arbeit davon aus, nicht lange erwerbstätig sein zu können.
Die beispielhaft skizzierten Arbeitsfaktoren treten nicht zufällig und isoliert auf, sondern oft kombiniert: Wo körperlich schwere Arbeit ausgeführt wird, sind oft der Einfluss bei der Arbeit und das Vertrauen in die Vorgesetzten gering, zudem wird hier häufiger in Nacht- und Schichtarbeit gearbeitet. Hier kumulieren also Risiken, die dazu führen, dass Beschäftigte oft nicht länger erwerbstätig sein können.
Deutlich wird dies beim Blick auf Berufsgruppen (Abbildung 2). Insbesondere ältere Beschäftigte in der Pflege, der Reinigung, der Nahrungsmittelherstellung, der Metallerzeugung und dem Metallbau, aber auch im Verkauf und in der Erziehung, geben an, nicht lange erwerbstätig sein zu können. Dabei handelt es sich vorwiegend um Berufe mit körperlich und/oder psychisch besonders fordernden Tätigkeiten. Menschen mit solchermaßen belastenden Arbeitsbedingungen wissen schon sehr früh in ihrem Berufsleben, dass sie kaum eine Chance haben, die heutige Regelaltersgrenze in guter Gesundheit zu erreichen. Für viele von ihnen ist bereits die heutige Regelaltersgrenze von 66/67 Jahren infrage zu stellen.
(© lidA-Studie, eigene Berechnungen.)
(© lidA-Studie, eigene Berechnungen.)
Andererseits gibt es Berufsgruppen, bei denen Erwerbstätige angeben, deutlich länger erwerbstätig sein zu können als die zuvor genannten. Dies sind oft – aber nicht immer – Personen mit nicht-körperlichen Tätigkeiten, die über viel Entscheidungsspielraum bei ihrer Arbeit verfügen. Sie finden sich besonders in akademischen Berufen, etwa bei Ärzten, Ingenieurinnen, Juristen, Wissenschaftlerinnen und in der Unternehmensführung. Es gibt gute Gründe anzunehmen, dass bei solchen Arbeitsbedingungen die Arbeit eher gesundheitsförderlich ist – auch im höheren Erwerbsalter. Für so manche von ihnen wäre eine Regelaltersgrenze von 68 Jahren oder darüber zumutbar.
Deutlich wird, dass die Arbeitsqualität maßgeblich dazu beiträgt, wie lange Menschen erwerbstätig sein können. Fragt man Erwerbstätige, unter welchen Bedingungen sie möglicherweise länger arbeiten würden, nennen sie vor allem bessere Arbeitsbedingungen: weniger körperliche Belastung, weniger Stress, flexiblere Arbeitszeiten, mehr Wertschätzung durch Vorgesetzte und eine bessere Entlohnung. Wie viele ältere Beschäftigte in Deutschland unter welchen Bedingungen arbeiten und wer sie sind, zeigt eine Typisierung der Arbeitsqualitätsprofile der erwerbstätigen Babyboomer-Generation in Deutschland:
Fast jede/r fünfte ältere Beschäftigte (19 Prozent) gehört zur Gruppe Poor Quality, in der sich vorwiegend manuell Tätige finden. Bei allen Aspekten der Arbeitsqualität schneiden sie im Vergleich zu den anderen Gruppen am ungünstigsten ab; die Ausnahme ist die Arbeitsintensität, wo sie durchschnittliche Werte erreichen.
Die große Gruppe der Relaxed Manual (30 Prozent), ebenfalls vorwiegend manuell Tätige, gleicht im Arbeitsqualitätsprofil in Teilen dem der Poor Quality, weist aber positive Werte für das soziale Arbeitsumfeld auf, und die Arbeitsintensität ist am niedrigsten von allen Gruppen.
Die Gruppe der Strained non-Manual (16 Prozent) zeigt ein Profil auf, das komplementär zu dem der Relaxed Manual ist. Hier finden sich vorwiegend nicht-manuell Beschäftigte. Die sozialen Indikatoren sind ungünstig ausgeprägt, ebenfalls die berufliche Perspektive. Die Arbeitsintensität ist die höchste aller Gruppen.
Jede/r dritte Beschäftigte gehört zur Gruppe der Smooth Running (33 Prozent). Dieses Profil ist charakterisiert durch nicht-körperliche, in jeder Hinsicht günstige Arbeitsexposition. Einzige Ausnahme ist die Arbeitsintensität, die leicht überdurchschnittlich ist.
Die Gruppe der High Flying ist mit 3 Prozent eine sehr kleine. Hier sind die Arbeitsqualitätsindikatoren sehr günstig ausgeprägt. Das extrem hohe Haushaltseinkommen dieser Gruppe sticht hervor und unterscheidet sie von den Smooth Running. Zu beachten ist die erhöhte Arbeitsintensität.
"Schlechte Arbeit" ist demnach in Deutschland nach wie vor weit verbreitet: So kann man die Arbeitsbedingungen von den 19 Prozent aller erwerbstätigen Babyboomer in der Gruppe Poor Quality als umfassend schlecht bezeichnen, die der 16 Prozent der Gruppe der Strained non-Manual als schlecht. Es überrascht nicht, dass in ersterer nur 21 Prozent meinen, noch bis zu ihrem Regelrentenalter arbeiten zu können, während dies in der Gruppe der High Flying jede/r Zweite angibt (Abbildung 3).
Wollen
Neben dem bis zum Rentenalter arbeiten "Können" ist auch das "Wollen", also die Motivation zur Erwerbstätigkeit im höheren Erwerbsalter, abhängig vom individuellen Gesundheitszustand.
Daneben spielen persönliche Faktoren, wie die Lebenssituation der Partnerin beziehungsweise des Partners, Verantwortlichkeiten für Familienangehörige oder auch das soziale Umfeld eine entscheidende Rolle. Im Vergleich zu skandinavischen Ländern lässt sich in Deutschland eine anhaltende "Ausstiegskultur" beobachten. So ist der Wunsch, vor dem Rentenalter aus dem Erwerbsleben auszuscheiden, unter älteren Erwerbstätigen weit verbreitet, und Anreize zum vorzeitigen Erwerbsaustritt, wie etwa Altersteilzeitmodelle, werden häufiger genutzt als Möglichkeiten zum längeren Verbleib. Dabei ist der Wunsch nach vorzeitigem Austritt ein guter Prädiktor für das tatsächliche Ausscheiden: Mehr als die Hälfte der Beschäftigten mit Frühausstiegsplänen setzt diese auch um.
Schließlich wird die Motivation, ein Beschäftigungsverhältnis bis zum Rentenalter aufrechtzuerhalten, von den beiden grundlegenden Dimensionen der Erwerbsarbeit gespeist: der materiellen Notwendigkeit, einer Erwerbsarbeit nachzugehen, sowie der inhaltlich-expressiven Seite der konkreten Tätigkeit. Hierbei sind Rahmenbedingungen, wie die Sicherheit des Beschäftigungsverhältnisses, die Länge und Lage der Arbeitszeit sowie Möglichkeiten der Teilzeit- oder Vollzeitarbeit, ebenso relevant wie die soziale Integration und arbeitsplatzspezifische Anforderungen, der Spaß an der Arbeit und die Erfahrung der Selbstwirksamkeit.
Mit Blick auf die Gestaltung der ausgeübten Tätigkeiten ist das soziale Gefüge des Arbeitsprozesses beziehungsweise des Betriebs zentral für die Erwerbsmotivation. Neben der sozialen Integration durch Kolleginnen und Kollegen tragen hierbei Führungskräfte sowohl durch eine alter(n)sgerechte Arbeitsgestaltung als auch und vielmehr noch durch die Förderung einer wertschätzenden Arbeitskultur zur Arbeitsmotivation auch im höheren Erwerbsalter bei.
Bedeutsam ist darüber hinaus der Handlungsspielraum von Beschäftigten. Mit dem Alter gewinnt der Handlungsspielraum an Bedeutung, da eine größere Autonomie es Beschäftigten ermöglicht, ihre Stärken besser einzubringen und mögliche (auch altersbedingte) Einschränkungen zu kompensieren.
Wege zu einem langen Arbeitsleben
Weiterarbeiten "wollen", "können" und "dürfen" sind nicht unabhängig voneinander zu betrachten. So scheint für viele Beschäftigte das Wollen getrieben zu sein vom Können, denn Krankheit und Erschöpfung spielen eine große Rolle beim Wunsch nach einem frühzeitigen Erwerbsausstieg. Dabei ist plausibel: Menschen mit schlechter Gesundheit wollen und können nicht so lange arbeiten wie diejenigen mit guter Gesundheit. Es gibt aber eine Ausnahme, eine Gruppe von Erwerbstätigen, bei der viele Risiken zusammenkommen: ein geringes Einkommen, schlechte Arbeitsbedingungen und eine schlechte Gesundheit. Etwa 15 Prozent aller erwerbstätigen Babyboomer gehören dazu.
Damit nicht nur Beschäftigte in hoch qualifizierten Tätigkeiten, sondern das Gros aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer inklusive derer mit einfachen, aber versorgungsrelevanten Tätigkeiten gesund bis zum gesetzlichen Renteneintrittsalter arbeiten dürfen, können und wollen, ist ein Bündel abgestimmter Maßnahmen erforderlich. Entscheidend ist ein Wandel von Arbeitsbedingungen, die Öffnung von Weiterbildungschancen für benachteiligte Gruppen, der Abbau der Barrieren bei der Wiederbeschäftigung Älterer sowie eine Kultur der Anerkennung der Arbeitsleistung, die einfache Tätigkeiten und herausfordernde Tätigkeiten dort respektiert, wo sie nicht verändert werden können.
Die Förderung von Arbeits- und Beschäftigungsfähigkeit kann dazu beitragen, das Können, Wollen und Dürfen zu erhöhen. Insbesondere müssen die aufgezeigten Mobilitätsbarrieren überwunden werden. Im Koalitionsvertrag des Jahres 2021 wird Weiterbildung explizit genannt und die Absicht bekundet, eine sichere Beschäftigungsbiografie zu ermöglichen. Um die angestrebte Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft zu ermöglichen, aber auch um die Erwerbsbiografien bis an die Regelaltersgrenze heranzuführen, müssen die mit einem Arbeitsplatzwechsel verbundenen Beschäftigungs- und Einkommensrisiken sozial abgesichert werden.
Der betriebliche Arbeits- und Gesundheitsschutz bildet das Fundament für gesunde Arbeit. Idealerweise integriert ein systematisches betriebliches Personalmanagement sowohl Maßnahmen zum Arbeits- und Gesundheitsschutz, etwa durch eine betriebliche Gesundheitsförderung, als auch eine positive, vertrauensvolle Unternehmenskultur, etwa durch gute Führung. Es stützt sich auf validierte Instrumente wie Altersstruktur-, Qualifikationsbedarfs- und Kompetenzanalysen sowie die Gefährdungsbeurteilung. Dadurch ist es mit der Arbeitsgestaltung und der Organisations- und Personalentwicklung verbunden. In Klein- und Kleinstbetrieben unterstützen Sozialversicherungen und Kammern ein systematisches Personalmanagement.
Der Förderung des Lernens kommt als Kernelement von betrieblichen Strategien zum Erhalt der Arbeits- und Beschäftigungsfähigkeit herausragende Bedeutung zu. Auch Erwerbsunterbrechungen und Betriebs- oder Tätigkeitswechsel sollten nicht länger mit Dequalifizierungsrisiken behaftet sein. Lernen und Kompetenzerfahrungen können wichtige Selbstwirksamkeitserfahrungen vermitteln und dadurch Betriebe und Beschäftigte stärken. Betriebe sollten auch Älteren diese Erfahrungen ermöglichen und ihnen mehr Chancen bieten. Dies erlaubt den Beschäftigten nicht nur, mit der Dynamik des Wandels der Arbeit Schritt zu halten, sondern kann auch helfen, eigene Interessen und Neigungen zu verfolgen. Erreicht betriebliche Weiterbildung und Lernbegleitung durch funktionierende Strukturen und Führungskräfte einen größeren Teil der Beschäftigten, werden diese materielle und persönliche Anerkennung erfahren und sind eher geneigt, bis zum Renteneintrittsalter erwerbstätig zu sein.