Mit der Verwendung dieses Begriffes wird der Vorschlag von Christian Lindmeier (2018) aufgegriffen, der fordert, die Sonderpädagogik in eine »Pädagogik bei Nicht/Behinderung« zu transformieren. Der Gewinn dieser Perspektive liegt darin, Behinderung und Nichtbehinderung in ihrer gegenseitigen Abhängigkeit zu thematisieren. Behinderung wird dabei als sozial hergestellt verstanden, was bedeutet, dass diese Herstellung nicht in allen Situationen relevant ist. Die Pädagogik bei Nicht/Behinderung setzt sich daher auch immer damit auseinander, was sie selbst zu einem solchen Herstellungsprozess beiträgt. Sie denkt die Ambivalenz aus Anerkennung von Differenz und ihre zugleich adressierende Wirkung mit: Die Anerkennung einer Behinderung hilft dabei, Inklusions- und Exklusionsprozesse zu reflektieren oder notwendige Ressourcen zuzuweisen, zugleich bringt diese Anerkennung auch die Festschreibung einer Behinderung mit sich.
Literatur:
Lindmeier, Christian (2018): Differenz, Inklusion, Nicht/Behinderung. Grundlinien einer diversitätsbewussten Pädagogik. Stuttgart.