Am 1. März 1990, sieben Monate vor der
Staatspartei und Bürgerbewegung
Die neu gegründete Institution wurde kurz "Treuhandanstalt" genannt. An ihrer Gründung waren neben den Regierungsmitgliedern der in Auflösung begriffenen DDR-Staatspartei
Für die PDS/SED wie für die Vertreter der Bürgerbewegung drängte die Frage, was im Falle der deutschen Wiedervereinigung mit dem Volkseigentum der DDR geschehen würde. Angesichts der absehbaren Eingliederung der DDR-
Was geschieht mit dem Volkseigentum?
Der Beschluss zur Gründung der Treuhandanstalt
Das Treuhandgesetz
In enger Kooperation mit der Bundesregierung beschloss die neue DDR-Regierung unter Lothar de Maizière das Externer Link: Treuhandgesetz, das am 17. Juni 1990 von der Volkskammer verabschiedet wurde. Die Privatisierung des volkseigenen Vermögens wurde zum obersten Zweck erhoben. Die Übertragung von Unternehmensanteilen an Städte und Gemeinden sollte in bestimmten Fällen möglich sein.
Mit der Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 wurde die Treuhand eine
Schnelle Privatisierung, hohe Kosten
Unter Rohwedder und seiner Nachfolgerin Birgit Breuel wurde mit entsprechender politischer Vorgabe der Bundesregierung unter Helmut Kohl (CDU) die möglichst rasche Privatisierung des Volkseigentums, dessen Sanierung aber auch die Stilllegung unwirtschaftlicher Betriebe zur Leitlinie der Treuhandanstalt. Anfänglichen Hoffnungen, die Privatisierungserlöse könnten bei der Finanzierung des Wirtschaftsumbau helfen und Milliardeneinnahmen generieren, wurden schon bald enttäuscht und ins Gegenteil verkehrt.
Auf die sehr schnell vollzogene Wirtschafts- und Währungsunion am 1. Juli 1990 folgte kein zweites "Wirtschaftswunder", sondern eine
Bis zu ihrer Auflösung zum 31. Dezember 1994 hatte die Treuhandanstalt mehr als 12.000 ostdeutsche Unternehmen und Unternehmensteile durch Verkauf privatisiert oder kommunalisiert. Mehr als 3.700 wurden stillgelegt. Von 1990 noch rund 4,1 Millionen Arbeitsplätzen in den von der Treuhandanstalt verwalteten Betrieben bestanden Ende 1994 noch rund 1,5 Millionen in den nun privatisierten Unternehmen. Die Kosten der Privatisierungen überstiegen die Einnahmen, die die Treuhandanstalt mit Unternehmensverkäufen erzielte, um ein Vielfaches.
Beschäftigungsentwicklung in Ostdeutschland (ohne Berlin) zwischen 1989 und 2018. Quelle: Arbeitskreis Erwerbstätigenrechnung des Bundes und der Länder (AK ETR 2019) (bpb) Lizenz: cc by-nc-nd/4.0/deed.de
Beschäftigungsentwicklung in Ostdeutschland (ohne Berlin) zwischen 1989 und 2018. Quelle: Arbeitskreis Erwerbstätigenrechnung des Bundes und der Länder (AK ETR 2019) (bpb) Lizenz: cc by-nc-nd/4.0/deed.de
Protest bleibt folgenlos
An der Politik der Treuhandanstalt gab es seit ihrer Einrichtung Kritik. Während Ostdeutsche die Mehrheit des Treuhand-Personals stellten, waren spätestens ab 1993 fast alle Führungspositionen und Beraterposten mit Managerinnen und Managern aus Westdeutschland besetzt. 80 Prozent des ehemals volkseigenen DDR-Produktionsvermögens gingen bis Mitte 1994 an Westdeutsche, 14 Prozent an Ausländerinnen und Ausländer und lediglich sechs Prozent an ehemalige DDR-Bürgerinnen und Bürger. Die meisten Proteste von Arbeiterinnen und Arbeitern gegen die Abwicklung ihrer Betriebe - wie beispielsweise der Hungerstreik von Kumpeln des Kalibergwerks in Bischofferode im Sommer 1993 - blieben folgenlos. Auch etliche Fälle von Wirtschaftskriminalität und Korruption bei Privatisierungen zogen
In Ostdeutschland wurde die Arbeit der Treuhandanstalt häufig als "Ausverkauf" wahrgenommen und mitverantwortlich gemacht für die schweren strukturellen Probleme der ostdeutschen Wirtschaft in den Folgejahren, insbesondere für den Niedergang der Industrie. Inzwischen liegt der Anteil des verarbeitenden Gewerbes an der Bruttowertschöpfung in Ostdeutschland nach Angaben des Externer Link: Jahresberichts der Bundesregierung zum Stand der Deutschen Einheit 2019 wieder über dem Wert von 1991 (18,9 im Jahr 2018 (ohne Berlin) im Vergleich zu 14,8 Prozent), aber nach wie vor unter dem Wert Westdeutschlands (24,4 Prozent im Jahr 2018).
Durchwachsene Bilanz
Die Politik der Treuhandanstalt
Derzeit sind noch nicht alle Fragen zur Geschichte der Treuhand geklärt, auch weil das ca. 45 km umfassende Aktenmaterial der Treuhand erst 2019 geöffnet wurde und seitdem nach und nach durch das Bundesarchiv freigegeben wird. Die Bundestagsfraktionen von Die Linke und AfD stießen im gleichen Jahr einen Externer Link: Untersuchungsausschuss über die Arbeit der Treuhandanstalt nach der Wende an. Dieser ist jedoch von den anderen Fraktionen abgelehnt worden, und die Anträge wurden an den Geschäftsordnungsausschuss überwiesen.