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Shoah | Der Filmkanon | bpb.de

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Shoah

Andreas Busche

/ 2 Minuten zu lesen

(© absolut Medien)

Frankreich 1985
Dokumentation

Kinostart: 1986 (BRD)
Verleih: /
Regie: Claude Lanzmann
Drehbuch: Claude Lanzmann
Darsteller/innen: Claude Lanzmann, Raul Hilberg, Simon Srebnik, Abraham Bomba, Henrik Gawkowski, Rudolf Vrba, Filip Müller u. a.
Kamera: Dominique Chapuis, Jimmy Glasberg, William Lubtchansky
Laufzeit: 566 Min
Sprachfassung: OmU
Format: 35mm, Farbe/Schwarz-Weiß
Preise: Auswahl: Internationale Filmfestspiele Berlin 1986: FIPRESCI Preis, Caligari Filmpreis; César 1986: Ehrenpreis; BAFTA 1987: Flaherty Documentary Award
FSK: ab 12 J.
Altersempfehlung: ab 15 J.
Klassenstufen: ab 10. Klasse
Themen: Holocaust, (Deutsche) Geschichte, Trauma, Schuld, Individuum (und Gesellschaft)
Unterrichtsfächer: Sozialkunde/Gemeinschaftskunde, Ethik, Geschichte, Religion

Zwölf Jahre arbeitete der französische Publizist und Filmemacher Claude Lanzmann an seiner neunstündigen Dokumentation Shoah über die systematische Vernichtung der europäischen Juden im sogenannten Dritten Reich. Lanzmann verzichtete dabei bewusst auf Archivaufnahmen und konzentrierte sich auf die Zeugenschaft von Menschen, die die Vernichtungslager Chelmno, Auschwitz, Belzec oder Treblinka überlebt haben. Für den Film kehrten sie über 30 Jahre später an die Orte zurück, an denen das Unaussprechliche geschah. Den Aussagen der Überlebenden stellte Lanzmann Interviews mit ehemaligen SS-Angehörigen gegenüber. So liefert Shoah nicht nur ein detailliertes Bild von den Grausamkeiten, die sich in den Lagern abspielten. Die Dokumentation beschreibt auch erstmals die logistischen Abläufe in den Todesfabriken, denen sechs Millionen Juden zum Opfer fielen.

Charakteristisch ist der journalistische Stil: Viele der Interviews zeigen Lanzmann zusammen mit seinen Gesprächspartnern/innen. Es geht ihm jedoch nicht um den Akt des Sprechens selbst. Der Regisseur möchte die Erfahrung lebendig halten, nicht nur für die Opfer der Nazi-Verbrechen, sondern vor allem für die nachfolgenden Generationen. Hierzu greift er auch ganz bewusst auf Inszenierungsmittel zurück, zum Beispiel wenn er einen ehemaligen Lokführer der Todestransporte in einem fahrenden Zug berichten lässt. Doch auch die Landschaft, in der sich die Lager befanden, fungiert als stummer Zeuge. Indem Shoah wiederholt die leere, scheinbar unberührte Natur zeigt, liefert Lanzmann ein eindringliches Bild für die Unvorstellbarkeit des Genozids.

Shoah zählt zu den erschütternsten Dokumenten des 20. Jahrhunderts. Wegen seiner eindringlichen Schilderungen eignet sich der Film hervorragend für die Auseinandersetzung mit dem Holocaust. Darüber hinaus wirft er auch philosophische Fragen auf. Im Unterricht kann anhand von Lanzmanns Werk diskutiert werden, inwiefern Augenzeugenschaft zur Vermittlung von Geschichtsbildern beiträgt. Welchen Anteil hat die Erinnerung, im Gegensatz zur wissenschaftlichen Forschung, an der Geschichtsschreibung? Dabei interessiert besonders, nach welchen Kriterien Lanzmann seine Gesprächspartner/innen auswählte. Ferner stellt sich die Frage, was Lanzmann durch seinen Verzicht auf Archivbilder aus den Lagern bewirkt. Aufgrund seiner außergewöhnlichen filmischen Qualität bietet Shoah vielseitige Ansätze für die pädagogische Arbeit, auch hinsichtlich der formalen Mittel eines Dokumentarfilms.

Informationen und Materialien:

Interner Link: bpb.de: Dossier Filmkanon: Shoah

Interner Link: bpb.de: DVD: Shoah

bpb.de: DVD mit V+Ö-Lizenz: Shoah

Externer Link: Judentum.net: Interview mit Claude Lanzmann

Externer Link: Zeugen der Shoah

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Fussnoten

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Andreas Busche arbeitet seit fünfzehn Jahren als freier Journalist und Filmkritiker in Berlin, war zwischenzeitig als Filmrestaurator in Holland tätig und ist derzeit verantwortlicher Redakteur von Externer Link: www.kinofenster.de