Im Deutschen Reich betrug 1871/1881 die durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt für Jungen 35,6 Jahre und für Mädchen 38,4 Jahre. Durch die hohe Säuglings- und Kindersterblichkeit starb ein Drittel der Kinder vor Vollendung des 5. Lebensjahres. In den letzten 140 Jahren hat sich die Lebenserwartung bei Geburt in Deutschland mehr als verdoppelt (2016/2018: Jungen: 78,5 Jahre / Mädchen: 83,3 Jahre). Dafür sind viele Faktoren verantwortlich: Fortschritte in der Medizin, im Gesundheitswesen und im Bereich der Hygiene, bessere Ernährung, komfortableres Wohnen, bessere Arbeitsbedingungen sowie höhere Sicherheitsstandards.
Fakten
Im Deutschen Reich betrug 1871/1881 die durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt für Jungen 35,6 Jahre und für Mädchen 38,4 Jahre. Aufgrund der damals hohen Säuglings- und Kindersterblichkeit lag die weitere durchschnittliche Lebenserwartung schon für 5-jährige Jungen bei 49,4 Jahren und für 5-jährige Mädchen bei 51,0 Jahren. Das Alter von 60 Jahren erreichten in dieser Zeit allerdings nur rund 31 Prozent der Männer und 36 Prozent der Frauen.
Seit 1871/1881 hat sich die Lebenserwartung bei Geburt deutlich mehr als verdoppelt: 2016/2018 lag die durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland bei Geburt für Jungen bei 78,5 Jahren und für Mädchen bei 83,3 Jahren. Viele Faktoren haben die Lebenserwartung in Deutschland in den vergangenen 140 Jahren steigen lassen: Fortschritte in der Medizin, im Gesundheitswesen und im Bereich der Hygiene, bessere Ernährung, komfortableres Wohnen, bessere Arbeitsbedingungen sowie höhere Sicherheitsstandards bzw. Maßnahmen zur Unfallprävention.
2016/2018 konnte ein 60-jähriger Mann im Durchschnitt damit rechnen, dass er noch knapp 22 Jahre lebt (fernere Lebenserwartung). Rund 140 Jahre zuvor waren es lediglich 12 Jahre und auch 1970/1972 nur 15 weitere Lebensjahre. Bei den 60-jährigen Frauen lag die fernere Lebenserwartung 2016/2018 bei gut 25 weiteren Lebensjahren – 1871/1881 waren es weniger als 13. Nach Vorausberechnungen des Statistischen Bundesamtes wird sich die fernere Lebenserwartung auch in Zukunft erhöhen. Unter der Voraussetzung, dass die Lebenserwartung moderat ansteigt, können im Jahr 2060 die dann 60-jährigen Männer durchschnittlich noch 26 und die 60-jährigen Frauen noch 29 weitere Lebensjahre erwarten.
Die Entwicklung der Lebenserwartung in Ostdeutschland verlief bis Mitte der 1970er-Jahre ähnlich wie in Westdeutschland. Allerdings lag die Lebenserwartung der Jungen bei der Geburt in der ersten Hälfte der 1970er-Jahre in Ostdeutschland höher als in Westdeutschland – 1970/72 war es gut ein Jahr. Die Lebenserwartung der Mädchen war in beiden Teilen Deutschlands etwa gleich hoch. Nach 1977 stagnierte die Lebenserwartung in Ostdeutschland zunächst und stieg dann bis Ende der 1980er-Jahre deutlich langsamer als in Westdeutschland. 1991/1993 war die Lebenserwartung bei der Geburt in Ostdeutschland bei Jungen um 3,2 Jahre und bei Mädchen um 2,3 Jahre geringer als in Westdeutschland.
Da die Lebenserwartung in Ostdeutschland seit der Wiedervereinigung im Durchschnitt stärker gestiegen ist als die in Westdeutschland, hat sich die Lebenserwartung in Ost- und Westdeutschland stetig angenähert. Bis 2006/2008 ist die Differenz bei der Lebenserwartung für Männer auf 1,3 Jahre zurückgegangen und hat sich mittlerweile auf diesem Niveau stabilisiert (2016/2018: West: 78,7 Jahre / Ost: 77,4 Jahre). Bei den Frauen ist seit der Sterbetafel 2012/2014 kaum noch eine Differenz feststellbar. Seit der Sterbetafel 2014/2016 ist die Lebenserwartung bei Geburt der Frauen in Ostdeutschland sogar marginal höher (Ost/West: 83,3 Jahre).
Etwas größere Unterschiede bei der Lebenserwartung finden sich auf der Ebene der einzelnen Bundesländer: Die bundesweit höchste Lebenserwartung wurde im Berichtszeitraum 2016/2018 erneut für Baden-Württemberg ermittelt: Die durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt betrug dort für Jungen 79,7 Jahre und für Mädchen 84,1 Jahre. Die niedrigste Lebenserwartung hatten neugeborene Jungen hingegen in Sachsen-Anhalt (76,3 Jahre) und neugeborene Mädchen im Saarland (82,1 Jahre). Die Differenz bei der Lebenserwartung zwischen den Geschlechtern zugunsten der Mädchen ist mit 6,4 Jahren in Mecklenburg-Vorpommern am größten und in Hessen mit 4,3 Jahren am geringsten.
Begriffe, methodische Anmerkungen oder Lesehilfen
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Bei der Lebenserwartung ist zwischen der durchschnittlichen Lebenserwartung bei der Geburt und der ferneren Lebenserwartung zu unterscheiden. Die fernere Lebenserwartung beschreibt, wie viele Lebensjahre beispielsweise eine 60-jährige Person im Durchschnitt noch vor sich hat. Die Summe aus erreichtem Alter und fernerer Lebenserwartung liegt immer höher als die durchschnittliche Lebenserwartung bei der Geburt, da bei Letzterer auch die Personen eingerechnet werden, die die jeweilige Altersgrenze der ferneren Lebenserwartung nicht erreicht haben.
Die aktuellen Sterbetafeln des Statistischen Bundesamtes sind sogenannte Periodensterbetafeln. Sie basieren auf Daten zu den Gestorbenen und der Bevölkerung nach Einzelaltersjahren im Betrachtungszeitraum. Es handelt sich hierbei um eine Momentaufnahme der Sterblichkeitsverhältnisse der gesamten Bevölkerung für den jeweiligen Zeitraum (aktuell die Jahre 2016 bis 2018).
Die Angaben zur Lebenserwartung beziehen sich in den Jahren 1871/1881, 1901/1910 und 1932/34 auf den jeweiligen Gebietsstand des Deutschen Reiches. Die Angaben beziehen sich generell auf einen Dreijahresdurchschnitt, 1871/1881 und 1901/1910 aber auf einen Zehnjahresdurchschnitt.
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