Seit mehr als zwei Jahrzehnten besteht international ein Trend zu sinkenden Unternehmenssteuersätzen. Durch niedrige Unternehmenssteuern sollen mobiler gewordene Unternehmen gehalten und angezogen werden bzw. soll sich die Attraktivität des eigenen Staates für Investitionen erhöhen und Steuerflucht vermieden werden. Entsprechend reduzierte sich der durchschnittliche Unternehmenssteuersatz weltweit zwischen 1999 und 2016 von 32,7 auf 23,6 Prozent. Allerdings hat die globale Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 den Abwärtstrend bei den Unternehmenssteuersätzen verlangsamt, in den Jahren 2013 bis 2016 stagnierte die durchschnittliche Steuerbelastung sogar.
Fakten
Spätestens seit Mitte der 1990er-Jahre besteht international ein Trend zu sinkenden Unternehmenssteuersätzen. Den Auftakt machte Mitte der 1980er-Jahre das Vereinigte Königreich. Dort wurden die Unternehmenssteuersätze unter Margaret Thatcher zwischen 1982 und 1986 von 52 auf 35 Prozent gesenkt. Darauf folgten in den späten 1980er- und frühen 1990er-Jahren radikale Steuersenkungen in den nordeuropäischen Ländern. Dänemark reduzierte seine Unternehmenssteuersätze 1987 von 50 auf 30 Prozent (2016: 22 Prozent), Schweden und Norwegen folgten 1992 mit einer Senkung von 51 auf 25 Prozent (2016: 22 Prozent) bzw. von 52 auf 28 Prozent (2016: 25 Prozent). Ein Jahr später folgte Finnland und reduzierte die Steuern von 43 auf 25 Prozent (2016: 20 Prozent). Auch in Irland setzte 1993 eine Steuerreduzierung ein, die sich allerdings über mehrere Jahre zog – bis 2003 sank der Steuersatz von 40 auf 12,5 Prozent (durchgehend bis 2016). Island senkte die Steuern zwar erst 2002, die Reduzierung von 30 auf 18 Prozent und weiter auf 15 Prozent in den Jahren 2008/2009 führte allerdings zu einem der niedrigsten Unternehmenssteuersätze in Nordeuropa. Allerdings stieg der Steuersatz in Island in Folge der Finanz- und Wirtschaftskrise wieder und lag im Zeitraum 2011 bis 2016 bei 20 Prozent.
Weltweit reduzierte sich der durchschnittliche Unternehmenssteuersatz nach Analysen des Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmens KPMG zwischen 1999 und 2016 von 32,7 auf 23,6 Prozent – das entspricht einem Rückgang um 27,7 Prozent. Dabei sank der durchschnittliche Unternehmenssteuersatz in der Europäischen Union (minus 35,3 Prozent) schneller als in den Regionen Asien (minus 30,8 Prozent; vor 2006: Asien-Pazifik) und Lateinamerika (minus 5,3 Prozent; vor 2006: Lateinamerika und Karibik). Allerdings hat die globale Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 den Abwärtstrend bei den Unternehmenssteuersätzen verlangsamt, in den Jahren 2013 bis 2016 stagnierte die durchschnittliche Steuerbelastung sogar.
In den Jahren 1999 bis 2011 fiel in Deutschland der Steuersatz von 52,3 auf 29,4 Prozent (minus 43,8 Prozent) und damit stärker als im Durchschnitt der EU (minus 33,5 Prozent). Seitdem ist der Steuersatz in Deutschland aber jedes Jahr minimal gestiegen und lag 2016 bei 29,7 Prozent. Die niedrigsten Unternehmenssteuersätze der EU hatten im Jahr 2016 Bulgarien (10 Prozent), Irland und Zypern (jeweils 12,5 Prozent), die baltischen Staaten Lettland und Litauen (jeweils 15 Prozent) sowie die osteuropäischen Staaten Rumänien (16 Prozent), Slowenien (17 Prozent), Polen, die Tschechische Republik und Ungarn (jeweils 19 Prozent).
Da sich der Trend sinkender Unternehmenssteuersätze in sehr vielen Staaten beobachten lässt, wird oft vor einem schädlichen Steuerwettbewerb gewarnt, bei dem sich die Staaten gegenseitig unterbieten. Wachstumssteigerungen und höhere Investitionen in Niedrigsteuerstaaten werden in diesem Zusammenhang als entgangene Einnahmen anderer Staaten interpretiert ('race to the bottom'). Gegen dieses Argument wird angeführt, dass der Wettbewerb um niedrigere Steuerbelastungen das ökonomische Wachstum so stark steigert, das letztlich alle davon profitieren ('win-win-situation').
Da die Unternehmenssteuersätze nicht in allen Staaten gesunken sind, findet sich auch die Annahme, dass sich die Steuersätze lediglich in Staatengruppen annähern, die sich in Bezug auf ihre ökonomischen Voraussetzungen ähnlich sind. Nach dieser Annahme sind beispielsweise die Unternehmenssteuersätze in den USA oder Brasilien stabil, weil die unmittelbare Konkurrenz zu anderen Staaten aufgrund der Größe und regionalen Bedeutung dieser Ökonomien geringer ist bzw. die Unternehmen aus wirtschaftlichen Gründen auf diesen Märkten aktiv sein müssen.
Begriffe, methodische Anmerkungen oder Lesehilfen
Die Unternehmenssteuersätze der einzelnen Staaten können nicht unmittelbar miteinander verglichen werden, da sich die Steuerbasis in den einzelnen Staaten unterscheidet.