Durch Neufunde und Neubewertungen bereits bekannter Gasvorkommen nahmen – trotz des parallel steigenden Verbrauchs – die Erdgas-Reserven seit 1980 um rund 160 Prozent zu. Zum Beispiel können in Zeiten hoher Rohstoffpreise teure Fördertechniken zum Einsatz kommen und entsprechend den Reservebestand erhöhen. Unabhängig vom Einsatz teurer und neuer Technik bleiben der Mittlere Osten und Europa/Eurasien die Regionen mit dem höchsten Anteil an den weltweiten Gasreserven: 2014 lag der Anteil zusammen bei 73,7 Prozent.
Fakten
Die weltweiten Erdgas-Reserven erhöhten sich nach Angaben des Energiekonzerns British Petroleum (BP) zwischen 1980 und 2014 von 71,6 auf 187,1 Billionen Kubikmeter. Obwohl der jährliche Gasverbrauch parallel von 1.436 auf 3.393 Milliarden Kubikmeter zunahm (plus 136,3 Prozent), reduzierten sich die Erdgas-Reserven im gesamten Zeitraum von 1980 bis 2014 lediglich zweimal (2008/2009 um rund 700 Mrd. Kubikmeter und 2011/2012 um rund 400 Mrd. Kubikmeter). Die Steigerung der Erdgas-Reserven ist dabei sowohl auf Neufunde als auch auf Neubewertungen zurückzuführen. Neubewertungen erfolgen insbesondere dann, wenn durch neue Techniken bekannte, aber bisher nicht zu fördernde Ressourcen gefördert werden können oder wenn steigende Gaspreise den Einsatz teurer Techniken ermöglichen.
Im Jahr 2014 verfügten der Mittlere Osten (42,7 Prozent) sowie Europa und Eurasien (31,0 Prozent) über die mit Abstand größten Anteile an den weltweiten Erdgas-Reserven – dabei lag allein der Anteil der Staaten der ehemaligen Sowjetunion bei 29,2 Prozent. Auf den asiatisch-pazifischen Raum und Afrika entfielen 8,2 beziehungsweise 7,6 Prozent der Erdgas-Reserven des Jahres 2014, gefolgt von Nordamerika sowie Mittel- und Südamerika mit Anteilen von 6,5 und 4,1 Prozent.
Bezogen auf die einzelnen Staaten verfügte 2014 Iran über den höchsten Anteil an den weltweiten Erdgas-Reserven (18,2 Prozent). Darauf folgten Russland (17,4 Prozent), Katar (13,1 Prozent) und – seit 2008 zunehmend relevant – Turkmenistan (9,3 Prozent). Der Anteil der USA an den weltweiten Gasreserven (2014: 5,2 Prozent) liegt seit 2010 durchgehend über dem von Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten (2014: 4,4 bzw. 3.3 Prozent) – zwischen 1988 und 2006 war der Anteil der USA noch durchgehend niedriger. Diese Entwicklung ist insbesondere darauf zurückzuführen, dass steigende Rohstoffpreise das sogenannte Fracking für die Unternehmen wirtschaftlich sinnvoll machen und dadurch bekannte Ressourcen als Reserven bewertet und gefördert werden können.
Werden die Erdgas-Reserven des Jahres 2014 in Beziehung zum Verbrauch desselben Jahres gesetzt, dauert es unter sonst gleichbleibenden Bedingungen und ohne Neufunde beziehungsweise Neubewertungen noch 55,1 Jahre bis die Reserven komplett aufgebraucht sind. 1980 lag dieser Wert mit 49,9 Jahren zwar noch niedriger, aber seit dem bisherigen Höchstwert von 62,5 Jahren im Jahr 2001 ist der Wert klar gesunken.
Könnten die einzelnen Regionen lediglich auf die eigenen Reserven des Jahres 2014 zurückgreifen, würde es – wiederum ausgehend von dem Verbrauch desselben Jahres – nur 12,8 Jahre dauern, bis ganz Nordamerika ohne Gas auskommen müsste. Im asiatisch-pazifischen Raum wären es 22,5 Jahre, in Mittel- und Südamerika 45,1 Jahre. Europa und Eurasien kämen, vor allem wegen der russischen Erdgas-Reserven, 57,5 Jahre mit ihren Reserven aus – bei der EU allein sind es jedoch lediglich 3,9 Jahre. Wie beim Erdöl könnte der Mittlere Osten am längsten auf die eigenen Reserven zurückgreifen – 171,6 Jahre –, bei Afrika wären es immerhin noch 117,8 Jahre.
Begriffe, methodische Anmerkungen oder Lesehilfen
Zu den Erdgas-Reserven zählen die nachgewiesenen Vorkommen, die unter den derzeitigen wirtschaftlichen und technischen Bedingungen künftig gefördert werden können.
Von den Reserven sind grundsätzlich die Ressourcen zu unterscheiden. Ressourcen sind zum einen die nachgewiesenen, aber derzeit technisch und/oder wirtschaftlich nicht gewinnbaren Mengen an Energierohstoffen, zum anderen die nicht nachgewiesenen, aber geologisch möglichen, künftig gewinnbaren Mengen an Energierohstoffen.
OECD – Organisation for Economic Co-operation and Development (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung)
Hydraulic Fracturing (deutsch: hydraulische Risserzeugung), kurz auch Fracking genannt, ist eine seit Jahrzehnten bekannte, aber erst seit wenigen Jahren in großem Umfang angewandte Technik zur Erschließung unterirdischer Lagerstätten. Sie wird angewendet, um die Durchlässigkeit von Gesteinen zu steigern und dadurch die Förderung von Erdgas, Erdöl und geothermischer Energie zu verbessern oder in manchen Fällen überhaupt erst zu ermöglichen. Dazu wird das Gestein durch Einpressen einer Flüssigkeit unter hohem Druck aufgebrochen. Die durch Fracking technisch förderbaren nicht-konventionellen Öl- und Gasressourcen sind regional anders verteilt als konventionelle Öl- und Gasressourcen.
Informationen zur Endlichkeit des Rohstoffs Erdöl finden Sie