Seit der Liberalisierung des grenzüberschreitenden Kapitalverkehrs sind die Währungsreserven und der Handel mit Devisen stark gestiegen: Erstere auf das 26-Fache, letzterer auf das 42-Fache seit Beginn der 1980er-Jahre. 2016 lag der Bestand an Währungsreserven bei 10.717 Milliarden US-Dollar und der Devisenhandel betrug 5.067 Milliarden US-Dollar pro Handelstag. Damit lag der Devisenhandel weit über dem Betrag, der für die Abwicklung von grenzüberschreitenden Handels- und Direktinvestitionsströmen erforderlich wäre. Mehr als die Hälfte des Devisenhandels entfällt auf das Vereinigte Königreich, also in erster Linie die Londoner City (2016: 36,9 Prozent) und auf die USA (19,5 Prozent). Die internationalen Währungsreserven werden überwiegend in US-Dollar gehalten (2016: 51,3 Prozent), wobei auf die ökonomisch entwickelten Staaten nur noch etwa ein Drittel der Währungsreserven entfällt.
Fakten
Seit dem Zerfall der Weltwährungsordnung von Bretton Woods in der ersten Hälfte der 1970er-Jahre und der anschließenden Liberalisierung des grenzüberschreitenden Kapitalverkehrs sind die Währungsreserven und der Handel mit Devisen stark gestiegen: Erstere auf das 26-Fache, letzterer auf das 42-Fache seit Beginn der 1980er-Jahre. Der Umfang des Devisenhandels – der überwiegend nicht als Kassa- sondern als Terminhandel stattfindet – betrug von Beginn an ein Vielfaches des Betrages, der für die Abwicklung von grenzüberschreitenden Handels- und Direktinvestitionsströmen (einschließlich der Sicherung dieser Ströme gegen Wechselkursschwankungen) erforderlich wäre.
In den Jahren 1992 bis 1998 wechselten an jedem Handelstag Devisen in nahezu der gesamten Höhe der Währungsreserven den Besitzer. Dies deutet darauf hin, dass der Devisenhandel zu erheblichen Teilen aus der Spekulation mit Aktien, Anleihen, Derivaten, Währungen und anderen Vermögensgegenständen resultiert, für die eine Preis- oder Kursänderung erwartet wird. Der Rückgang des Devisenhandels zwischen 1999 und 2001 ist vor allem auf die Einführung der Europäischen Währungsunion und den damit verbundenen Ersatz von zwölf Währungen durch den Euro zurückzuführen. Zwischen 2001 und 2007 nahmen sowohl die Währungsreserven als auch der Handel mit Devisen stärker zu, als in den Phasen davor. Bis 2013 setzte sich das Wachstum beider betrachteten Größen fort, allerdings im abgeschwächten Tempo. Zwischen 2013 und 2016 reduzierte sich der Bestand an Währungsreserven von 11.686 auf 10.717 Milliarden US-Dollar und der Devisenhandel fiel von 5.357 auf 5.067 Milliarden US-Dollar pro Handelstag.
Die internationalen Währungsreserven werden traditionellerweise überwiegend in US-Dollar gehalten. Ende 2016 entfiel auf den US-Dollar mit 51,3 Prozent mehr als die Hälfte aller Währungsreserven. Der Euro hat sich mit einem Anteil von 15,0 Prozent als Alternative zum US-Dollar fest etabliert. Das britische Pfund und der Yen hatten mit 3,4 bzw. 3,1 Prozent die nächsthöheren Anteile an den Reserven (bei 21,4 Prozent der Reserven war 2016 die Währung statistisch nicht erfasst). Stabilität suchende Zentralbanken haben ein Interesse daran, ihre Währungsreserven zu diversifizieren. Mehrere Staaten, die ihre Währung bisher an den US-Dollar gekoppelt hatten, binden sich inzwischen an einen Währungskorb.
Im Lauf der Zeit nahm der Anteil der ökonomisch sich entwickelnden Staaten und der GUS an den Währungsreserven stetig zu. Entfiel 1995 rund ein Drittel der Währungsreserven auf diese Staatengruppe (32,7 Prozent), war es 2005 schon gut die Hälfte (51,6 Prozent). Seit 2010 entfallen etwa zwei Drittel der Währungsreserven auf die ökonomisch sich entwickelnden Staaten und die GUS (2014: 66,6 Prozent). Insbesondere die aufstrebenden Exportnationen haben ein Interesse daran, den eigenen Wechselkurs in bestimmten Bandbreiten zu stabilisieren und Währungsspekulationen abzuwehren.
Die führende Position im Devisenhandel hält relativ unangefochten das Vereinigte Königreich, also in erster Linie die Londoner City. Hier konzentrierten sich im April 2016 gut ein Drittel (36,9 Prozent) des weltweiten Devisenhandels. Mit großem Abstand folgten die USA (19,5 Prozent), Singapur (7,9 Prozent), Hongkong (6,7 Prozent), Japan (6,1 Prozent), Frankreich (2,8 Prozent), die Schweiz (2,4 Prozent), Australien (1,9 Prozent) sowie Deutschland (1,8 Prozent). Die verbleibenden 14,0 Prozent entfielen auf 43 weitere Staaten.
Begriffe, methodische Anmerkungen oder Lesehilfen
Bei den Währungsreserven handelt es sich um Bestände verschiedener weltweit gehandelter Währungen (US-Dollar, Yen, britisches Pfund, Schweizer Franken, bis 1999 DM und französischer Franc, nach 1999 Euro).
Beim Devisenhandel erhebt die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIS – Bank for International Settlements) alle drei Jahre die Umsätze pro Handelstag. Um diese in Jahresumsätze umzurechnen, müssen sie mit der Zahl der Handelstage pro Jahr (ca. 250) multipliziert werden.
Beim Terminhandel werden Kauf-/Verkaufsgeschäfte vereinbart, bei denen die Leistungen erst zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen sollen. Der Vertragsabschluss und die Vertragserfüllung liegen also zeitlich auseinander. Beim Kassahandel werden die Verträge sofort oder sehr kurzfristig erfüllt.
GUS – Gemeinschaft Unabhängiger Staaten / CIS – Commonwealth of Independent States