Im Zeitraum 1990-1992 lag die Zahl der unterernährten Menschen weltweit bei einer Milliarde. Bis 2014-2016 sank die Zahl auf 795 Millionen. Zwei Drittel der Hungernden im Zeitraum 2014-2016 lebten in Asien (64,4 Prozent), 29,3 Prozent entfielen auf das subsaharische Afrika. Mehr als die Hälfte der 795 Millionen Unterernährten lebte in nur vier Staaten: Indien (24,5 Prozent), China (16,8 Prozent), Pakistan (5,2 Prozent) und Äthiopien (4,0 Prozent). Der Anteil der unterernährten Bevölkerung an der Weltbevölkerung lag im Durchschnitt der Jahre 2014-2016 bei 10,9 Prozent. Bezogen auf die einzelnen Regionen war der Anteil in Afrika am höchsten (20,0 Prozent). Im selben Zeitraum war in drei Staaten etwa die Hälfte der Bevölkerung unterernährt: Haiti (53,4 Prozent), Sambia (47,8 Prozent) sowie in der Zentralafrikanischen Republik (47,7 Prozent). Neben den hungernden Menschen leiden weltweit rund 1,2 Milliarden an Mangelernährung. Dabei ist die Hauptursache von Hunger und Mangelernährung nicht die mangelnde Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln, sondern vor allem Armut.
Fakten
Bei vielen sozialen Problemen ist es schwer zu bestimmen, wie groß der Zusammenhang zwischen dem Problem und der Globalisierung ist. Für viele soziale Probleme finden sich Ursachen auf lokaler Ebene und auch der Einfluss nationalstaatlicher Entscheidungen ist groß. Trotzdem kann auch ein geographisch klar einzugrenzendes Problem ein globales Problem darstellen. Dies gilt vor allem dann, wenn angemessene Lösungen nur auf globaler Ebene gefunden werden können.
Eines der größten globalen Probleme ist die Unterernährung bzw. der Hunger. Laut dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) sterben jeden Tag etwa 8.000 Kinder an den Folgen von Hunger und Mangelernährung – das sind mehr als 2,9 Millionen Kinder pro Jahr. Hunger und Mangelernährung verursachen damit die Hälfte aller Sterbefälle von Kindern weltweit.
Insgesamt ist die Zahl der Unterernährten seit den 1990er-Jahren rückläufig. Nach Angaben der Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO) lag die Zahl der Unterernährten im Zeitraum 1990 bis 1992 bei einer Milliarde (1,01 Mrd.). Zehn Jahre später hungerten knapp 930 Millionen Menschen, 20 Jahre später – also im Zeitraum 2010 bis 2012 – waren es noch gut 820 Millionen. Nach Berechnungen der FAO liegt die Zahl der Unterernährten im Zeitraum 2014 bis 2016 bei 794,6 Millionen. Bezogen auf die absoluten Zahlen hat China mit Abstand den größten Anteil am Rückgang der Zahl der Unterernährten – zwischen 1990-92 und 2014-16 sank hier die Zahl um 155,2 Millionen.
Von den rund 795 Millionen hungernden Menschen im Zeitraum 2014 bis 2016 lebten fast zwei Drittel in Asien (64,4 Prozent) und 29,3 Prozent entfielen auf das subsaharische Afrika. In Lateinamerika und der Karibik sowie in Ozeanien lebten 4,3 bzw. 0,2 Prozent der Unterernährten. Der Rest – 1,8 Prozent – entfiel auf die ökonomisch entwickelten Staaten. Im Zeitraum 2014 bis 2016 lebte laut der FAO mehr als die Hälfte der 795 Millionen hungernden Menschen in nur vier Staaten: Indien (24,5 Prozent), China (16,8 Prozent), Pakistan (5,2 Prozent) und Äthiopien (4,0 Prozent). Darauf folgten Bangladesch (3,3 Prozent), Indonesien, Tansania, die Philippinen, Nigeria sowie Nordkorea (1,3 Prozent).
Der Anteil der unterernährten Bevölkerung an der Weltbevölkerung lag im Durchschnitt der Jahre 2014 bis 2016 bei 10,9 Prozent. Anders formuliert war jede neunte Person von Hunger betroffen. Im Zeitraum 1990 bis 1992 war es allerdings noch fast jeder Fünfte (18,6 Prozent). Bezogen auf die einzelnen Regionen war der Anteil der Unterernährten an der Gesamtbevölkerung im Zeitraum 2014 bis 2016 in Afrika am höchsten (20,0 Prozent). Innerhalb Afrikas lag der entsprechende Wert in Zentralafrika (41,3 Prozent) und Ostafrika (31,5 Prozent) weit über dem Durchschnitt. In drei Staaten war im Zeitraum 2014 bis 2016 etwa die Hälfte der Bevölkerung unterernährt: Haiti (53,4 Prozent), Sambia (47,8 Prozent) sowie in der Zentralafrikanischen Republik (47,7 Prozent). In vier weiteren Staaten lag der Wert bei mehr als einem Drittel: Namibia (42,3 Prozent), Nordkorea (41,6 Prozent), Tschad (34,4 Prozent) und Simbabwe (33,4 Prozent).
Zwischen 1990-92 und 2014-16 hat sich die Zahl der Hungernden in zehn Staaten mehr als verdoppelt. An der Spitze stand dabei der Irak, wo sich die Zahl sogar knapp versechsfachte (Faktor 5,7 bzw. plus 470,4 Prozent). Darauf folgten Sambia (plus 173,1 Prozent), Tansania (plus 163,8 Prozent) und Madagaskar (plus 146,0 Prozent). Auch bei den Staaten, in denen der Anteil der unterernährten Bevölkerung an der Gesamtbevölkerung am stärksten gewachsen ist, steht der Irak an erster Stelle: Zwischen 1990-92 und 2014-16 erhöhte sich der Anteil von 7,9 auf 22,8 Prozent und hat sich damit fast verdreifacht (plus 189,7 Prozent). Auch in Nordkorea (plus 78,4 Prozent), Swasiland (plus 68,6 Prozent), Sambia (plus 41,4 Prozent) sowie in Tansania (plus 32,9 Prozent) nahm der Anteil der unterernährten Bevölkerung an der Gesamtbevölkerung stark zu.
Viele Menschen in den ökonomisch sich entwickelnden Staaten haben keine Möglichkeit, sich ausgewogen zu ernähren. Grundnahrungsmittel wie Reis, Mais oder Weizen enthalten zwar genug Energie, aber nicht das ganze Spektrum an Nährstoffen, die ein Mensch benötigt. Mangelernährung wird deshalb oft als 'versteckter Hunger' bezeichnet. Nach Angaben des BMZ leiden neben den genannten 795 Hungernden weltweit rund 1,2 Milliarden Menschen an Mangelernährung – vor allem an Jod-, Vitamin-A-, Eisen- sowie Zinkmangel.
Das BMZ stellt dabei fest, dass die Hauptursache von Hunger und Mangelernährung nicht die mangelnde Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln ist, sondern vor allem Armut. Den betroffenen Menschen fehlt das Geld für gesunde Nahrung. Armut bzw. Ernährungsunsicherheit resultiert aus einer Reihe von strukturellen Problemen des ländlichen Raums, die durch Naturkatastrophen, Epidemien, politische Krisen und Konflikte noch verschärft werden.
Die wichtigsten – häufig miteinander zusammenhängenden – Faktoren, die zu Hunger und Mangelernährung führen, sind:
Armut, denn Hunger ist in erster Linie kein Produktions-, sondern ein Einkommensproblem.
schlechte politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen durch eine hohe Verschuldung, Korruption sowie ausbleibende Investitionen in den Bereichen Landwirtschaft, Bildung, Gesundheit und Infrastruktur.
unfaire Wettbewerbsbedingungen aufgrund von Agrarsubventionen der ökonomisch entwickelten Staaten. Die Subventionen reichen zum Teil soweit, dass sie in den ärmeren Staaten heimische Produkte verdrängen.
Protektionismus der ökonomisch entwickelten Staaten, insbesondere für Agrarprodukte. Zudem wird häufig versucht, durch nicht-tarifäre Handelshemmnisse (vor allem Produktstandards, Quotenregelungen und Marktzugangsgenehmigungen) den Marktzugang zu erschweren.
unzureichender Zugang zu produktiven Ressourcen (zum Beispiel Maschinen oder Dünge- und Pflanzenschutzmittel).
unklare Bodenrechtsverhältnisse und ungleiche Verteilung des Bodens. Hinzu kommt das sogenannte 'Land Grabbing'-Problem: Private Investoren aus den ökonomisch entwickelten Staaten und den Schwellenländern, aber auch staatliche Akteure, sichern sich mittels langfristiger Pacht- oder Kaufverträge große Agrarflächen in den ärmeren Staaten, um dort Nahrungsmittel oder Energiepflanzen (Biosprit) für den Export anzubauen.
die Umweltzerstörung: Die Nahrungsmittelproduktion ist durch Schädigung von Ackerflächen (Überweidung, falsche Bewässerung, ungeeignete Anbaumethoden) sowie durch die fortschreitende Wüstenbildung in den Trockenzonen gefährdet. Jährlich werden etwa 12 Millionen Hektar Land endgültig zerstört.
der Klimawandel bzw. die Verschiebung von Regenzeiten oder sogar Klimazonen sowie die Verringerung von Niederschlagsmengen. Insbesondere das überlieferte bäuerliche Wissen verliert in Zeiten des Wandels an Wert.
die Nutzung von Agrarflächen für die Kraftstoffproduktion. Einerseits wird hierdurch die Anbaufläche für Nahrungsmittel verringert, andererseits beschleunigt die zunehmende Biokraftstoffproduktion die ohnehin steigenden Nahrungsmittelpreise.
der mangelhafte Gesundheitszustand vieler Menschen, der Arbeitskraft und Wissen entzieht und gleichzeitig den Nährstoff- und Energiebedarf steigert. Insbesondere AIDS verschärft das Problem der ausreichenden Versorgung mit Nahrungsmitteln.
bewaffnete Konflikte, die insbesondere bei Flüchtlingen zu Nahrungsmangel führen. Zudem werden Boden, Luft und Wasser verschmutzt und die Infrastruktur zerstört. Minen und Blindgänger behindern noch Jahrzehnte nach einem Krieg die Feldarbeit und den Wiederaufbau.
Naturkatastrophen (Vulkanausbrüche, Erdbeben, Stürme und Überschwemmungen), die Felder und Ernten zerstören. Die Produktivität der kleinbäuerlichen Betriebe ist dadurch oft über Jahre eingeschränkt. Wird durch eine Naturkatastrophe eine Wirtschaftskrise ausgelöst, kann sie auch in städtischen Gebieten zu sinkenden Einkommen und zu Hunger führen.
Begriffe, methodische Anmerkungen oder Lesehilfen
Laut der Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO) hungert ein Mensch, wenn er über einen Zeitraum von einem Jahr weniger Essen zur Verfügung hat, als er für seine tägliche Mindestversorgung benötigt. Die Begriffe 'Hunger' und 'Unterernährung' werden synonym verwendet.
Zur Zusammensetzung der einzelnen Regionen nach Staaten siehe:
Externer Link: http://unstats.un.org/unsd/methods/m49/m49.htm