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Bankenkonzentration
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Die 25 größten Banken der Welt konnten ihren Anteil an der Bilanzsumme der 1.000 größten Banken im Zeitraum zwischen 1997 und 2008 von 28 auf 45 Prozent erhöhen.
Fakten
Die Konzentration im Bankensektor ist seit Mitte der 1990er-Jahre deutlich vorangeschritten. Nach Angaben des Fachmagazins 'The Banker' konnten die 25 größten Banken der Welt ihren Anteil an der Bilanzsumme der 1.000 größten Banken im Zeitraum zwischen 1997 und 2008 von 28 auf 45 Prozent erhöhen.
Dementsprechend nahm in den meisten europäischen Ländern sowie in den USA und Japan die Anzahl der Kreditinstitute ab. Besonders deutlich war diese Entwicklung in Deutschland (minus 43 Prozent zwischen 1997 und 2007) und Frankreich (minus 37 Prozent). Hingegen fiel beispielsweise in der Schweiz, die schon länger einen stark konzentrierten Bankensektor aufweist, der Rückgang der Anzahl der Institute vergleichsweise niedrig aus. Nur wenige Ausnahmefälle, wie zum Beispiel Griechenland, wo sich die Anzahl der Banken seit 1997 erhöht hat, weichen vom Gesamttrend ab.
Durch Größenvorteile (economies of scale) konnten insbesondere die großen Banken von der Globalisierung profitieren und entsprechend expandieren. Neben diesem "organischen" Wachstum haben aber auch Fusionen und Übernahmen (M&As – 'mergers and acquisitions') den Konzentrationsgrad im Bankensektor erhöht. Zwischen 1990 und 2007 kam es weltweit zu mehr als 14.000 Übernahmen und Zusammenschlüssen (davon mehr als 6.000 allein in den USA). Das Volumen der M&A-Transaktionen belief sich dabei auf 3,6 Billionen US-Dollar weltweit bzw. 1,6 Billionen US-Dollar in den USA.
In Bezug auf den Konzentrationsgrad im Bankensektor bestehen große Unterschiede zwischen den Staaten. Im Jahr 2007 entfielen auf die fünf größten Banken in der Schweiz 80 Prozent der gesamten Bilanzsumme. In den USA (2003: 24 Prozent) und in Deutschland (2007: 22 Prozent) war der entsprechende Konzentrationsgrad (CR5) auffallend niedrig. In den USA durften bis zum Jahr 2000 viele Banken nur regional begrenzt tätig sein, was eine stärkere Konzentration lange Zeit verhinderte. Der niedrige Konzentrationsgrad in Deutschland erklärt sich aus der vergleichsweise großen Bedeutung der zumeist regional tätigen Sparkassen und Genossenschaftsbanken.
In der Finanzkrise ist die Größe von Banken und damit auch die Konzentration des Bankensektors zu einem viel diskutierten Thema geworden, da der Konkurs von Großbanken als Systemrisiko eingestuft wurde. Einzelne Banken gelten als "too big to fail", also als zu groß, um eine Zahlungsunfähigkeit riskieren zu können. Die größten Banken waren es auch, die besonders stark von der Finanzkrise betroffen waren: Während die 1.000 größten Banken, nach Angaben von The Banker, im Jahr 2008 einen Gewinn von 115 Milliarden US-Dollar erwirtschafteten, belief sich der Gesamtverlust der 25 größten Banken im selben Jahr auf 32,4 Milliarden US-Dollar.
Datenquelle
European Central Bank (ECB): EU Banking Structures Report 2003, 2008; Bank for International Settlements (BIS): 74th Annual Report, 2004; Jacob A. Bikker, Laura Spierdijk: Measuring and Explaining Competition in the Financial Sector, Tjalling C. Koopmans Research Institute: Discussion Paper Series 09/01; Kevin Davis: Banking Concentration, Financial Stability and Public Policy, Reserve Bank of Australia 2009; The Banker: Top 1000 World Banks 2008
Begriffe, methodische Anmerkungen oder Lesehilfen
In der im Schaubild angegebenen Anzahl der Kreditinstitute sind Tochterunternehmen nicht eingerechnet.
Der Konzentrationsgrad CR5 bezeichnet den Anteil der Bilanzsumme der fünf größten Banken an der gesamten Bilanzsumme aller Banken des jeweiligen Staates. Die Bilanzsumme von Banken enthält als Hauptposten auf der Aktivseite die ausgereichten Kredite, daneben den Besitz an Wertpapieren und sonstige Finanz- und andere Vermögensbestände.
Tabelle: Bankenkonzentration
Anteil der jeweils fünf größten Banken an der gesamten Bilanzsumme (CR5), 1997, 2003 und 2007
Konzentrationsgrad CR5* | |||
1997 | 2003 | 2007 | |
Estland | – | 99,2 | 95,7 |
Niederlande | 79 | 84,2 | 86,3 |
Belgien | 54 | 83,5 | 83,4 |
Finnland | 88 | 81,2 | 81,2 |
Litauen | – | 81,0 | 80,9 |
Schweiz | 73 | 80,0 | 80,0 |
Malta | – | 77,7 | 70,1 |
Slowakei | – | 67,5 | 68,2 |
Portugal | 46 | 62,7 | 67,8 |
Griechenland | 56 | 66,9 | 67,7 |
Lettland | – | 63,1 | 67,2 |
Tschechische Republik | – | 65,8 | 65,7 |
Zypern | – | 57,2 | 64,8 |
Dänemark | 70 | 66,6 | 64,2 |
Schweden | 59 | 53,8 | 61,0 |
Slowenien | – | 66,4 | 59,5 |
Bulgarien | – | 52,3 | 56,7 |
Rumänien | – | 55,2 | 56,3 |
Ungarn | – | 52,1 | 54,1 |
Frankreich | 40 | 46,7 | 51,8 |
Polen | – | 52,0 | 46,6 |
Irland | 41 | 44,4 | 46,1 |
Österreich | 48 | 44,2 | 42,8 |
Japan | 39 | 42,0 | – |
Spanien | 45 | 43,1 | 41,0 |
Großbritannien | 24 | 32,8 | 40,7 |
Italien | 31 | 27,5 | 33,1 |
Luxemburg | 23 | 31,8 | 27,9 |
USA | 21 | 24,0 | – |
Deutschland | 17 | 21,6 | 22,0 |
* Anteil der Bilanzsumme der jeweils fünf größten Banken an der Bilanzsumme aller Banken des jeweiligen Staates.
Quelle: European Central Bank (ECB): EU Banking Structures Report 2003, 2008; Bank for International Settlements (BIS): 74th Annual Report, 2004
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