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Quiz: Was weißt du über Rassismus? | Köln 50667 (2014) | bpb.de

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Rassismus bedeutet ...

Erläuterung

Antwort 2 ist richtig. Rassistinnen und Rassisten teilen Menschen, die individuell und unterschiedlich sind, in vermeintlich einheitliche Gruppen ein. Auf diese Weise konstruieren Rassistinnen und Rassisten Gruppen, deren Mitglieder sie als prinzipiell gleich ansehen. Vermeintliche oder tatsächliche Unterschiede zwischen Personen fassen rassistische Menschen zu scheinbar unveränderlichen und "natürlichen" Gruppenmerkmalen zusammen und erklären diese zum kulturell, religiös oder biologisch bedingten "Wesen" dieser Gruppe. Dabei unterscheiden Rassistinnen und Rassisten zwischen einer "Eigengruppe", zu der sie sich selbst zählen und einer oder mehreren "Fremdgruppen", die sie abwerten und ausgrenzen. Rassismus hat neben einer vereinfachenden Einstellung und einem Überlegenheitsgefühl also auch etwas mit Machtpositionen zu tun, beispielsweise der Macht darüber zu entscheiden, auf welche Weise über bestimmte Gruppen gesprochen wird und wie diese Gruppen in die Gesellschaft eingeschlossen oder ausgeschlossen werden.
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Heute verwenden selbst Neonazis häufig nicht mehr unbedingt den Begriff „Rasse“. Stattdessen benutzen sie auch Worte wie ...

Erläuterung

Rassistinnen und Rassisten sprechen heute häufig nicht mehr von "Rasse", wenn es ihnen darum geht, andere Menschen abzuwerten – sondern von "Kulturen" und "Ethnien". Allerdings vertreten sie nach wie vor eine Ideologie der Ungleichwertigkeit: Sie behaupten, dass es verschiedene unveränderliche "Kulturen", "Kulturkreise" oder "ethnische Gruppen" gäbe, die nicht zusammenpassen und am besten getrennt voneinander leben sollten. Auch hier grenzen Rassistinnen und Rassisten Menschen aus, unterscheiden sie nach "Kulturen", "Kulturkreisen" oder "Ethnien" und schreiben ihnen willkürlich Eigenschaften zu.

RassentheorieWoher kommt die Idee, Menschen in Gruppen zu unterteilen?

Die Idee, dass es Menschengruppen mit verschiedenen und scheinbar "natürlichen" Eigenschaften gibt – die auch unterschiedlich viel wert sind –, entstand in Europa im 15. Jahrhundert. Als die Europäerinnen und Europäer das heutige Lateinamerika eroberten, mussten sie einen Weg finden, um vor sich selbst die Ausbeutung, Versklavung und Ermordung der dort lebenden Menschen zu rechtfertigen. Die These von der grundlegenden Unterschiedlichkeit verschiedener Menschengruppen, die Einteilung von Menschen in Gruppen und die Abwertung von Gruppen, denen die Europäerinnen und Europäer selbst nicht angehörten, diente ihnen dabei als Rechtfertigung für ihr Handeln.

Ab Mitte des 18. Jahrhunderts wurden solche Thesen auch mit Hilfe der damaligen Wissenschaft gestützt. Der schwedische Naturforscher Carl von Linné erfand ein System, das die Menschheit unter anderem anhand ihrer Herkunft und ihrer Hautfarbe einteilte. Willkürlich wies er jeder Gruppe Eigenschaften zu und erklärte diese Eigenschaften für angeboren, ohne eine wissenschaftliche Grundlage dafür zu haben. So beschrieb Linné zum Beispiel mache Gruppen als von Natur aus "hartnäckig" und "fröhlich", andere wiederum als "melancholisch" und "streng". Die Idee, dass es "Rassen" gäbe und diese in "höherwertiger" oder "minderwertiger" unterschieden werden könnten, stammt auch aus dieser Zeit. Im 19. Jahrhundert griffen mehrere europäische Wissenschaftler diese Idee auf und erklärten die "Rasse" der Europäer den anderen "Rassen" für überlegen. Zu den bekanntesten Vertretern gehörten Arthur de Gobineau und Houston Stewart Chamberlain.

An dieses Gedankengut knüpfte die Ideologie des Nationalsozialismus an. Nationalsozialistinnen und Nationalsozialisten hielten die sogenannte "nordische Rasse" – der sie sich selbst zurechneten – für wertvoller als die aus ihrer Sicht "minderwertigen Rassen", zu denen sie beispielsweise jüdische und slawische Menschen oder die Gruppen der Sinti und Roma zählten. Unter dem Vorwand die eigene "Rasse" vor "Verunreinigung" durch andere Gruppen schützen zu müssen, ermordete das nationalsozialistische Regime systematisch Millionen von Menschen, die nicht ihrem "Rassenideal" entsprachen.

Biologinnen und Biologen, Genetikerinnen und Genetiker haben längst nachgewiesen, dass man Menschen nicht in "Menschenrassen" einteilen kann – wir sind uns biologisch und genetisch betrachtet viel zu ähnlich.

Rassistinnen und Rassisten sprechen heute häufig nicht mehr von "Rasse", wenn es ihnen darum geht, andere Menschen abzuwerten – sondern von "Kulturen" und "Ethnien". Allerdings vertreten sie nach wie vor eine Ideologie der Ungleichwertigkeit: Sie behaupten, dass es verschiedene unveränderliche "Kulturen", "Kulturkreise" oder "ethnische Gruppen" gäbe, die nicht zusammenpassen und am besten getrennt voneinander leben sollten. Auch hier grenzen Rassistinnen und Rassisten Menschen aus, unterscheiden sie nach "Kulturen", "Kulturkreisen" oder "Ethnien" und schreiben ihnen willkürlich Eigenschaften zu. Wenn rassistische Menschen über sich selbst und die Gruppe, der sie sich zurechnen sprechen, sind diese positiv; und negativ, wenn sie über Menschen sprechen, von denen sie sich abgrenzen wollen. Ein typisch rassistisches Vorurteil ist beispielsweise die Ansicht, die sogenannte "islamische Kultur" passe nicht zu einer christlichen "Leitkultur", da sich beide "Kulturen" zu stark voneinander unterscheiden und nicht miteinander vereinbar wären. Das Vorurteil ist falsch, denn Islam und Christentum teilen durchaus viele Gemeinsamkeiten miteinander. Hier zeigt sich deutlich ein Denken, das von Ausgrenzung und Abwertung, Pauschalisierung und Verallgemeinerung geprägt ist. Der Rassismus ist immer noch da – er wird hier nur durch neue Begriffe verschleiert.

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Rassistische Einstellungen gibt es …

Erläuterung

Antwort 1 ist richtig. Rassismus gibt es in allen Bevölkerungsgruppen. Studien belegen, dass rassistische Einstellungen auch über das rechtsextremistische Ursprungsmilieu hinaus weit verbreitet sind und nicht nur bei Rechtsextremistinnen und Rechtsextremen zu finden sind.

AlltagsrassismusWo uns Rassismus überall begegnet

(© RTL2)

"Früher, als ich als Türsteher gearbeitet habe, da hatte ich auch ein paar Kollegen, die haben Leute, wenn sie nicht "typisch deutsch" aussahen, nicht reingelassen oder härter kontrolliert." (Patrick, Köln 50667)

Rassismus und Diskriminierung begegnen uns in unserem Alltag überall. Manchmal ganz offensichtlich, manchmal versteckt und erst auf den zweiten Blick erkennbar.

Das fängt schon bei der Sprache an: Alltägliche Begriffe oder Redewendungen wie zum Beispiel "Das ist doch alles getürkt" sind beleidigend, weil sie – manchmal unabhängig von ihrer ursprünglichen Wortbedeutung – manche Menschen mit einer bestimmten Migrationsgeschichte, Nationalität oder Hautfarbe mit negativen Eigenschaften in Verbindung bringen. Zum Teil sind diese Ausdrücke schon so gängig, dass viele sie gar nicht mehr in Frage stellen. Auch in vielen Witzen finden sich rassistische Vorurteile. Viele kennen wohl Witze, die auf Kosten einer bestimmten Gruppe oder ethnischen Minderheit für Lacher sorgen sollen. Dabei wird häufig vergessen oder ignoriert, dass damit die Würde dieser Menschen massiv verletzt wird. Für die Betroffenen ist das also gar nicht lustig.

Auch in den Medien und in der Werbung werden immer wieder rassistische Vorurteile transportiert. Nur ein Beispiel: Manche Medien sprechen häufig von "Ausländerkriminalität" und erwecken damit den Eindruck, als ob es einen automatischen Zusammenhang zwischen Kriminalität und Ausländerinnen und Ausländern gäbe. Das aber ist falsch. Außerdem bleibt unklar, welche Menschen mit dem Wort "Ausländer" überhaupt gemeint sind. "Ausländerin" oder "Ausländer" im strengen Wortsinn sind Menschen, die keine deutsche Staatsbürgerschaft besitzen. Die von den Medien zitierte Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) unterscheidet aber nicht zwischen Menschen, die in Deutschland leben, hier beheimatet sind, aber keinen deutschen Pass besitzen und Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit, die sich nur kurz in Deutschland aufhalten und dabei eine Straftat begehen. Darüber hinaus führt diese Statistik nur Tatverdächtige auf, nicht die Zahl der tatsächlich Verurteilten. Auch aufgrund hartnäckiger rassistischer Vorurteile landen "Ausländerinnen" oder "Ausländer" unter Umständen schneller auf der Liste potentieller Täterinnen und Täter als vermeintliche "Inländerinnen" und "Inländer". Zu guter Letzt gibt es Vergehen, die überhaupt nur von Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit begangen werden können. Dazu gehören Meldevergehen, Verstöße gegen die Residenzpflicht oder unerlaubte Grenzübertritte.

Im Alltag, in den Medien und in der Werbung werden viele Menschen in ganz unterschiedlichen Bereichen und Situationen rassistisch diskriminiert. Das kann bei der Jobsuche sein, wenn eine Bewerberin oder Bewerber aussortiert wird deren Namen "nicht deutsch genug" klingen, in der Fußgängerzone, wenn das getragene Kopftuch Anlass zu Beleidigungen gibt oder bei der Wohnungsbewerbung, die scheitert, weil die Vermieterin oder der Vermieter nicht an "Ausländer" vermieten will.

Auch in Institutionen, zum Beispiel an Schulen, gibt es jeden Tag rassistische Diskriminierungen. Manche Eltern wollen, dass ihr Kind nur von Weißen Lehrerinnen und Lehrern oder von Lehrerinnen ohne Kopftuch unterrichtet wird. Manchmal bekommen Schülerinnen und Schüler schlechtere Noten, weil ihre Lehrerinnen und Lehrer annehmen, dass sie aufgrund Herkunft, Migrationsgeschichte oder Religion schlechtere Leistungen erbringen.

Für manche Menschen beginnt die Ausgrenzung im Alltag schon, wenn sie neue Leute kennenlernen: Immer wieder müssen sie dann die Frage "Woher kommst du?" beantworten, auch wenn sie in Deutschland geboren und aufgewachsen sind. Möglicherweise geht es den Betroffenen dann manchmal wie Tim aus "Köln 50667": zwar hat Tim, wie der Vater seiner Freundin Patricia sagt, "einen richtig deutschen Namen" - aber nach Meinung des Vaters sehe Tim nicht so aus, wie er sich einen "richtigen Deutschen" vorstellt. Mit diesem Verhalten grenzt er Tim aus und vermittelt ihm: "Du bist nicht normal – du bist hier fremd – du gehörst nicht dazu" – und das ist Rassismus, von dem im Alltag viele Menschen betroffen sein können.

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Was ist eine beliebte Strategie von Rechtsextremen, um ihre rassistische Propaganda im Netz zu verbreiten?

Erläuterung

Antwort 3 ist richtig. Ob on- oder offline, eine beliebte Strategie von rassistischen und rechtsextremen Menschen ist der Start von Kampagnen gegen beispielsweise den Bau von Moscheen oder die Unterbringungen von Asylbewerberinnen und Asylbewerbern. Auf Facebook haben solche Gruppen manchmal zahllose Mitglieder. Das zeigt, wie weit Rassismus und rechtsextreme Einstellungen nach wie vor auch in der Mitte unserer Gesellschaft verbreitet sind – auch wenn den Mitgliedern teilweise nicht bewusst ist, dass sie eine rassistische oder rechtsextreme Kampagne unterstützen. Denn Rassistinnen und Rassisten, Rechtsextremistinnen und Rechtsextreme verbreiten ihre Hetze in diesen Gruppen meist nicht offen, sondern geben vor, sich für das Wohl der Gemeinschaft einzusetzen. Da hilft es nur, genau in der Gruppenbeschreibung und im Impressum nachzulesen, wer hinter der Kampagne steckt.

Rechte Propaganda im NetzWie macht sich Rassismus im Netz bemerkbar?

Für Rechtsextremistinnen und Rechtsextreme sind die sozialen Netzwerke Facebook, YouTube, Tumblr und Twitter ein wichtiges Mittel, um Menschen im Internet mit rassistischer und rechtsextremer Propaganda anzusprechen.

Als Tim und Patricia von "Köln 50667" von Neonazis angegriffen werden, filmen die Angreifer ihren Überfall und stellen das Video auf Facebook ein. Durch das Video demütigen sie Tim erneut, aber es geht auch darum, Facebook als Raum zu erobern, in dem Rassismus möglich ist. Im Netz geben sich Rechtsextreme und Neonazis aber oft nicht offen zu erkennen, sondern treten beispielsweise als "besorgte" Bürgerinnen und Bürger auf, die mit einer Petition Stimmen gegen die Errichtung von Unterkünften für Asylbewerbende sammeln, als vermeintliche Naturschützerinnen und Naturschützer oder als scheinbar gänzlich unpolitische "Witzbolde", die rassistische Witze im Netz verbreiten. In all diesen Fällen wird menschenfeindliche, rassistische und rechtsextreme Propaganda mit dem Ziel verteilt, Zustimmung für deren Inhalte zu erhalten.

Ob on- oder offline, eine beliebte Strategie von rassistischen und rechtsextremen Menschen ist der Start von Kampagnen gegen beispielsweise den Bau von Moscheen oder die Unterbringungen von Asylbewerberinnen und Asylbewerbern. Auf Facebook haben solche Gruppen manchmal zahllose Mitglieder. Das zeigt, wie weit Rassismus und rechtsextreme Einstellungen nach wie vor auch in der Mitte unserer Gesellschaft verbreitet sind – auch wenn den Mitgliedern teilweise nicht bewusst ist, dass sie eine rassistische oder rechtsextreme Kampagne unterstützen. Denn Rassistinnen und Rassisten, Rechtsextremistinnen und Rechtsextreme verbreiten ihre Hetze in diesen Gruppen meist nicht offen, sondern geben vor, sich für das Wohl der Gemeinschaft einzusetzen. Da hilft es nur, genau in der Gruppenbeschreibung und im Impressum nachzulesen, wer hinter der Kampagne steckt. Auch die Wortwahl gibt Auskunft über die wahren Motive: Wenn zum Beispiel in Posts von "Asylbetrügern" statt von Flüchtlingen die Rede ist, sollte man stutzig werden: hier geht es den Verfasserinnen und Verfassern wohl eher darum, ihre rassistischen Ideen zu verbreiten, als ihre Sorgen auszudrücken.

Rassistische und rechtsextreme Menschen docken in den sozialen Medien auch oft an Themen an, die besonders emotional oder von vielen Menschen diskutiert werden. Sie vereinnahmen Themen wie die Sorge vor Kindesmissbrauch oder den Einsatz für Umweltschutz, um ins Gespräch zu kommen und sich einzumischen. So diskutieren sie beispielsweise in Facebook-Gruppen mit, die sich gegen den Bau von Atomkraftwerken oder gegen das Abholzen von Wäldern einsetzen. Dass es um rechte Propaganda geht, erkennt nur, wer genau hinschaut und nachliest: Dann fällt nämlich auf, dass mit Umweltschutz vor allem der Schutz der deutschen Heimat und der deutschen Natur gemeint ist.

In den sozialen Medien und Netzwerken gibt es außerdem viele Gruppen und Seiten, die rassistische Witze verbreiten. Diese werden als "harmloser" Humor verkauft und so gerechtfertigt. Aber wer rassistische Witze teilt, lässt Menschen zu Opfern von Rassismus werden, nimmt ihnen ihre Würde, grenzt sie aus und demütigt sie. An menschenverachtenden Witzen ist also nichts lustig und das kann man den Verfasserinnen und Verfassern auch deutlich zu verstehen geben, beispielsweise indem man Facebook auffordert, diese Seite oder Gruppe zu sperren.

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Welcher Begriff ist eine Selbstbezeichnung von Menschen, die von Rassismus betroffen sind?

Erläuterung

Antwort 2 ist richtig. Bei dem Ausdruck "People of Color" bzw. "Person of Color" handelt es sich um eine Selbstbezeichnung von Menschen, die sich nicht als Weiß definieren und die sich durch die Verwendung des Begriffs gegen Fremdzuschreibungen der Mehrheitsgesellschaft zur Wehr setzen. Indem sie selbst und in Eigenverantwortung die Begriffe und Bezeichnungen auswählen, mit denen sie selbst über sich sprechen und mit denen über sie gesprochen wird, stärken Angehörige der Minderheitengesellschaften ihre eigene Position im Diskurs über Rassismus.

DefinitionsmachtWer entscheidet, was rassistisch ist?

(© RTL2)

"Ey ich könnte echt kotzen, wie tief die Vorurteile in den Köpfen der Leute stecken. Und die meisten checken es noch nicht mal." (Tim, Köln 50667)

"Das ist doch nicht rassistisch, oder zumindest nicht so gemeint!" – Manche Menschen haben diesen Satz schon sehr oft gehört. Manchmal ergänzt durch "Stell dich nicht so an" oder "Sei doch nicht so übersensibel". Wer aber kann eigentlich entscheiden, was rassistisch ist und was nicht? Wer darf darüber urteilen, ob und wie sehr eine Verletzung schmerzt? Wer sich den Kopf stößt, tut sich weh. Wer nur zusieht, weiß nicht, wie sehr die Beule wirklich schmerzt. Warum soll das bei Rassismus anders sei? Denn im Prinzip ist es genau dasselbe: Ob und wie stark jemand von Rassismus betroffen ist, entscheiden eben immer auch diejenigen, die von Rassismus betroffen sind.

Um die Machtverhältnisse zu beschreiben, die zwischen der Mehrheitsgesellschaft und der diskriminierten Minderheit existieren, haben von Rassismus Betroffene die Selbstbezeichnung "People of Color" (PoC) sowie die Begriffe "Weiß" und "Schwarz" eingeführt. Diese Ausdrücke beziehen sich nicht nur auf die Hautfarbe, sondern auf die soziale Zugehörigkeit und der damit verbundenen Machtposition von Menschen, die entweder als Angehörige der Mehrheitsgesellschaft von Rassismus profitieren oder als Angehörige der Minderheit durch Rassismus benachteiligt sind. Bei dem Ausdruck "People of Color" bzw. "Person of Color" handelt es sich um eine Selbstbezeichnung von Menschen, die sich nicht als Weiß definieren und die sich durch die Verwendung des Begriffs gegen Fremdzuschreibungen der Mehrheitsgesellschaft zur Wehr setzen. Indem sie selbst und in Eigenverantwortung die Begriffe und Bezeichnungen auswählen, mit denen sie selbst über sich sprechen und mit denen über sie gesprochen wird, stärken Angehörige der Minderheitengesellschaften ihre eigene Position im Diskurs über Rassismus. Es muss allerdings angemerkt werden, dass die hier vorgestellten Begrifflichkeiten nicht von allen, die sich wissenschaftlich oder zivilgesellschaftlich mit Rassismus auseinandersetzen oder auch Personen, die von Rassismus betroffen sind, so genutzt werden.

Für die Weiße Mehrheitsgesellschaft kann es unangenehm sein, sich mit dem Thema Rassismus auseinanderzusetzen. Denn diejenigen, die zur Mehrheitsgesellschaft gehören, sind von Rassismus häufig nicht betroffen. Manchmal fehlt dann die Sensibilität dafür, dass ein Verhalten oder eine Aussage rassistisch sind. Es ist eben sehr viel seltener der Fall, dass Mitglieder der Mehrheitsgesellschaft bei der Arbeits- oder Wohnungssuche benachteiligt werden, die Sprachkompetenz angezweifelt oder kommentiert wird oder sie auf ihre vermeintliche Herkunft oder Migrationsgeschichte angesprochen werden.

Wer zur Weißen Mehrheitsgesellschaft gehört, hat auch oft mehr Macht – zum Beispiel, um darüber zu bestimmen, wer als zugehörig zu einer Gesellschaft gilt. Diese Macht dehnt sich aber eben auch auf die Verwendung und Einschätzung von Sprache aus: Mitglieder der Mehrheitsgesellschaft können leichter bestimmen, dass rassistische Äußerungen nur "scherzhaft" gemeint seien und es daher keinen Grund gäbe, gegen sie anzugehen. Für Mitglieder der Mehrheitsgesellschaft ist es also oft in vielerlei Hinsicht leichter: Sie besitzen Privilegien und profitieren von der Gesellschaft, wie sie aktuell ist – im Unterschied zu Mitgliedern der Minderheitengesellschaft, die sich Teilhabe und Gleichberechtigung häufig mühsam erkämpfen müssen.

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Rassismus bedeutet ...

Erläuterung
Antwort 2 ist richtig. Rassistinnen und Rassisten teilen Menschen, die individuell und unterschiedlich sind, in vermeintlich einheitliche Gruppen ein. Auf diese Weise konstruieren Rassistinnen und Rassisten Gruppen, deren Mitglieder sie als prinzipiell gleich ansehen. Vermeintliche oder tatsächliche Unterschiede zwischen Personen fassen rassistische Menschen zu scheinbar unveränderlichen und "natürlichen" Gruppenmerkmalen zusammen und erklären diese zum kulturell, religiös oder biologisch bedingten "Wesen" dieser Gruppe. Dabei unterscheiden Rassistinnen und Rassisten zwischen einer "Eigengruppe", zu der sie sich selbst zählen und einer oder mehreren "Fremdgruppen", die sie abwerten und ausgrenzen. Rassismus hat neben einer vereinfachenden Einstellung und einem Überlegenheitsgefühl also auch etwas mit Machtpositionen zu tun, beispielsweise der Macht darüber zu entscheiden, auf welche Weise über bestimmte Gruppen gesprochen wird und wie diese Gruppen in die Gesellschaft eingeschlossen oder ausgeschlossen werden.

Heute verwenden selbst Neonazis häufig nicht mehr unbedingt den Begriff „Rasse“. Stattdessen benutzen sie auch Worte wie ...

Erläuterung
Rassistinnen und Rassisten sprechen heute häufig nicht mehr von "Rasse", wenn es ihnen darum geht, andere Menschen abzuwerten – sondern von "Kulturen" und "Ethnien". Allerdings vertreten sie nach wie vor eine Ideologie der Ungleichwertigkeit: Sie behaupten, dass es verschiedene unveränderliche "Kulturen", "Kulturkreise" oder "ethnische Gruppen" gäbe, die nicht zusammenpassen und am besten getrennt voneinander leben sollten. Auch hier grenzen Rassistinnen und Rassisten Menschen aus, unterscheiden sie nach "Kulturen", "Kulturkreisen" oder "Ethnien" und schreiben ihnen willkürlich Eigenschaften zu.

RassentheorieWoher kommt die Idee, Menschen in Gruppen zu unterteilen?

Die Idee, dass es Menschengruppen mit verschiedenen und scheinbar "natürlichen" Eigenschaften gibt – die auch unterschiedlich viel wert sind –, entstand in Europa im 15. Jahrhundert. Als die Europäerinnen und Europäer das heutige Lateinamerika eroberten, mussten sie einen Weg finden, um vor sich selbst die Ausbeutung, Versklavung und Ermordung der dort lebenden Menschen zu rechtfertigen. Die These von der grundlegenden Unterschiedlichkeit verschiedener Menschengruppen, die Einteilung von Menschen in Gruppen und die Abwertung von Gruppen, denen die Europäerinnen und Europäer selbst nicht angehörten, diente ihnen dabei als Rechtfertigung für ihr Handeln.

Ab Mitte des 18. Jahrhunderts wurden solche Thesen auch mit Hilfe der damaligen Wissenschaft gestützt. Der schwedische Naturforscher Carl von Linné erfand ein System, das die Menschheit unter anderem anhand ihrer Herkunft und ihrer Hautfarbe einteilte. Willkürlich wies er jeder Gruppe Eigenschaften zu und erklärte diese Eigenschaften für angeboren, ohne eine wissenschaftliche Grundlage dafür zu haben. So beschrieb Linné zum Beispiel mache Gruppen als von Natur aus "hartnäckig" und "fröhlich", andere wiederum als "melancholisch" und "streng". Die Idee, dass es "Rassen" gäbe und diese in "höherwertiger" oder "minderwertiger" unterschieden werden könnten, stammt auch aus dieser Zeit. Im 19. Jahrhundert griffen mehrere europäische Wissenschaftler diese Idee auf und erklärten die "Rasse" der Europäer den anderen "Rassen" für überlegen. Zu den bekanntesten Vertretern gehörten Arthur de Gobineau und Houston Stewart Chamberlain.

An dieses Gedankengut knüpfte die Ideologie des Nationalsozialismus an. Nationalsozialistinnen und Nationalsozialisten hielten die sogenannte "nordische Rasse" – der sie sich selbst zurechneten – für wertvoller als die aus ihrer Sicht "minderwertigen Rassen", zu denen sie beispielsweise jüdische und slawische Menschen oder die Gruppen der Sinti und Roma zählten. Unter dem Vorwand die eigene "Rasse" vor "Verunreinigung" durch andere Gruppen schützen zu müssen, ermordete das nationalsozialistische Regime systematisch Millionen von Menschen, die nicht ihrem "Rassenideal" entsprachen.

Biologinnen und Biologen, Genetikerinnen und Genetiker haben längst nachgewiesen, dass man Menschen nicht in "Menschenrassen" einteilen kann – wir sind uns biologisch und genetisch betrachtet viel zu ähnlich.

Rassistinnen und Rassisten sprechen heute häufig nicht mehr von "Rasse", wenn es ihnen darum geht, andere Menschen abzuwerten – sondern von "Kulturen" und "Ethnien". Allerdings vertreten sie nach wie vor eine Ideologie der Ungleichwertigkeit: Sie behaupten, dass es verschiedene unveränderliche "Kulturen", "Kulturkreise" oder "ethnische Gruppen" gäbe, die nicht zusammenpassen und am besten getrennt voneinander leben sollten. Auch hier grenzen Rassistinnen und Rassisten Menschen aus, unterscheiden sie nach "Kulturen", "Kulturkreisen" oder "Ethnien" und schreiben ihnen willkürlich Eigenschaften zu. Wenn rassistische Menschen über sich selbst und die Gruppe, der sie sich zurechnen sprechen, sind diese positiv; und negativ, wenn sie über Menschen sprechen, von denen sie sich abgrenzen wollen. Ein typisch rassistisches Vorurteil ist beispielsweise die Ansicht, die sogenannte "islamische Kultur" passe nicht zu einer christlichen "Leitkultur", da sich beide "Kulturen" zu stark voneinander unterscheiden und nicht miteinander vereinbar wären. Das Vorurteil ist falsch, denn Islam und Christentum teilen durchaus viele Gemeinsamkeiten miteinander. Hier zeigt sich deutlich ein Denken, das von Ausgrenzung und Abwertung, Pauschalisierung und Verallgemeinerung geprägt ist. Der Rassismus ist immer noch da – er wird hier nur durch neue Begriffe verschleiert.

Rassistische Einstellungen gibt es …

Erläuterung
Antwort 1 ist richtig. Rassismus gibt es in allen Bevölkerungsgruppen. Studien belegen, dass rassistische Einstellungen auch über das rechtsextremistische Ursprungsmilieu hinaus weit verbreitet sind und nicht nur bei Rechtsextremistinnen und Rechtsextremen zu finden sind.

AlltagsrassismusWo uns Rassismus überall begegnet

(© RTL2)

"Früher, als ich als Türsteher gearbeitet habe, da hatte ich auch ein paar Kollegen, die haben Leute, wenn sie nicht "typisch deutsch" aussahen, nicht reingelassen oder härter kontrolliert." (Patrick, Köln 50667)

Rassismus und Diskriminierung begegnen uns in unserem Alltag überall. Manchmal ganz offensichtlich, manchmal versteckt und erst auf den zweiten Blick erkennbar.

Das fängt schon bei der Sprache an: Alltägliche Begriffe oder Redewendungen wie zum Beispiel "Das ist doch alles getürkt" sind beleidigend, weil sie – manchmal unabhängig von ihrer ursprünglichen Wortbedeutung – manche Menschen mit einer bestimmten Migrationsgeschichte, Nationalität oder Hautfarbe mit negativen Eigenschaften in Verbindung bringen. Zum Teil sind diese Ausdrücke schon so gängig, dass viele sie gar nicht mehr in Frage stellen. Auch in vielen Witzen finden sich rassistische Vorurteile. Viele kennen wohl Witze, die auf Kosten einer bestimmten Gruppe oder ethnischen Minderheit für Lacher sorgen sollen. Dabei wird häufig vergessen oder ignoriert, dass damit die Würde dieser Menschen massiv verletzt wird. Für die Betroffenen ist das also gar nicht lustig.

Auch in den Medien und in der Werbung werden immer wieder rassistische Vorurteile transportiert. Nur ein Beispiel: Manche Medien sprechen häufig von "Ausländerkriminalität" und erwecken damit den Eindruck, als ob es einen automatischen Zusammenhang zwischen Kriminalität und Ausländerinnen und Ausländern gäbe. Das aber ist falsch. Außerdem bleibt unklar, welche Menschen mit dem Wort "Ausländer" überhaupt gemeint sind. "Ausländerin" oder "Ausländer" im strengen Wortsinn sind Menschen, die keine deutsche Staatsbürgerschaft besitzen. Die von den Medien zitierte Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) unterscheidet aber nicht zwischen Menschen, die in Deutschland leben, hier beheimatet sind, aber keinen deutschen Pass besitzen und Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit, die sich nur kurz in Deutschland aufhalten und dabei eine Straftat begehen. Darüber hinaus führt diese Statistik nur Tatverdächtige auf, nicht die Zahl der tatsächlich Verurteilten. Auch aufgrund hartnäckiger rassistischer Vorurteile landen "Ausländerinnen" oder "Ausländer" unter Umständen schneller auf der Liste potentieller Täterinnen und Täter als vermeintliche "Inländerinnen" und "Inländer". Zu guter Letzt gibt es Vergehen, die überhaupt nur von Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit begangen werden können. Dazu gehören Meldevergehen, Verstöße gegen die Residenzpflicht oder unerlaubte Grenzübertritte.

Im Alltag, in den Medien und in der Werbung werden viele Menschen in ganz unterschiedlichen Bereichen und Situationen rassistisch diskriminiert. Das kann bei der Jobsuche sein, wenn eine Bewerberin oder Bewerber aussortiert wird deren Namen "nicht deutsch genug" klingen, in der Fußgängerzone, wenn das getragene Kopftuch Anlass zu Beleidigungen gibt oder bei der Wohnungsbewerbung, die scheitert, weil die Vermieterin oder der Vermieter nicht an "Ausländer" vermieten will.

Auch in Institutionen, zum Beispiel an Schulen, gibt es jeden Tag rassistische Diskriminierungen. Manche Eltern wollen, dass ihr Kind nur von Weißen Lehrerinnen und Lehrern oder von Lehrerinnen ohne Kopftuch unterrichtet wird. Manchmal bekommen Schülerinnen und Schüler schlechtere Noten, weil ihre Lehrerinnen und Lehrer annehmen, dass sie aufgrund Herkunft, Migrationsgeschichte oder Religion schlechtere Leistungen erbringen.

Für manche Menschen beginnt die Ausgrenzung im Alltag schon, wenn sie neue Leute kennenlernen: Immer wieder müssen sie dann die Frage "Woher kommst du?" beantworten, auch wenn sie in Deutschland geboren und aufgewachsen sind. Möglicherweise geht es den Betroffenen dann manchmal wie Tim aus "Köln 50667": zwar hat Tim, wie der Vater seiner Freundin Patricia sagt, "einen richtig deutschen Namen" - aber nach Meinung des Vaters sehe Tim nicht so aus, wie er sich einen "richtigen Deutschen" vorstellt. Mit diesem Verhalten grenzt er Tim aus und vermittelt ihm: "Du bist nicht normal – du bist hier fremd – du gehörst nicht dazu" – und das ist Rassismus, von dem im Alltag viele Menschen betroffen sein können.

Was ist eine beliebte Strategie von Rechtsextremen, um ihre rassistische Propaganda im Netz zu verbreiten?

Erläuterung
Antwort 3 ist richtig. Ob on- oder offline, eine beliebte Strategie von rassistischen und rechtsextremen Menschen ist der Start von Kampagnen gegen beispielsweise den Bau von Moscheen oder die Unterbringungen von Asylbewerberinnen und Asylbewerbern. Auf Facebook haben solche Gruppen manchmal zahllose Mitglieder. Das zeigt, wie weit Rassismus und rechtsextreme Einstellungen nach wie vor auch in der Mitte unserer Gesellschaft verbreitet sind – auch wenn den Mitgliedern teilweise nicht bewusst ist, dass sie eine rassistische oder rechtsextreme Kampagne unterstützen. Denn Rassistinnen und Rassisten, Rechtsextremistinnen und Rechtsextreme verbreiten ihre Hetze in diesen Gruppen meist nicht offen, sondern geben vor, sich für das Wohl der Gemeinschaft einzusetzen. Da hilft es nur, genau in der Gruppenbeschreibung und im Impressum nachzulesen, wer hinter der Kampagne steckt.

Rechte Propaganda im NetzWie macht sich Rassismus im Netz bemerkbar?

Für Rechtsextremistinnen und Rechtsextreme sind die sozialen Netzwerke Facebook, YouTube, Tumblr und Twitter ein wichtiges Mittel, um Menschen im Internet mit rassistischer und rechtsextremer Propaganda anzusprechen.

Als Tim und Patricia von "Köln 50667" von Neonazis angegriffen werden, filmen die Angreifer ihren Überfall und stellen das Video auf Facebook ein. Durch das Video demütigen sie Tim erneut, aber es geht auch darum, Facebook als Raum zu erobern, in dem Rassismus möglich ist. Im Netz geben sich Rechtsextreme und Neonazis aber oft nicht offen zu erkennen, sondern treten beispielsweise als "besorgte" Bürgerinnen und Bürger auf, die mit einer Petition Stimmen gegen die Errichtung von Unterkünften für Asylbewerbende sammeln, als vermeintliche Naturschützerinnen und Naturschützer oder als scheinbar gänzlich unpolitische "Witzbolde", die rassistische Witze im Netz verbreiten. In all diesen Fällen wird menschenfeindliche, rassistische und rechtsextreme Propaganda mit dem Ziel verteilt, Zustimmung für deren Inhalte zu erhalten.

Ob on- oder offline, eine beliebte Strategie von rassistischen und rechtsextremen Menschen ist der Start von Kampagnen gegen beispielsweise den Bau von Moscheen oder die Unterbringungen von Asylbewerberinnen und Asylbewerbern. Auf Facebook haben solche Gruppen manchmal zahllose Mitglieder. Das zeigt, wie weit Rassismus und rechtsextreme Einstellungen nach wie vor auch in der Mitte unserer Gesellschaft verbreitet sind – auch wenn den Mitgliedern teilweise nicht bewusst ist, dass sie eine rassistische oder rechtsextreme Kampagne unterstützen. Denn Rassistinnen und Rassisten, Rechtsextremistinnen und Rechtsextreme verbreiten ihre Hetze in diesen Gruppen meist nicht offen, sondern geben vor, sich für das Wohl der Gemeinschaft einzusetzen. Da hilft es nur, genau in der Gruppenbeschreibung und im Impressum nachzulesen, wer hinter der Kampagne steckt. Auch die Wortwahl gibt Auskunft über die wahren Motive: Wenn zum Beispiel in Posts von "Asylbetrügern" statt von Flüchtlingen die Rede ist, sollte man stutzig werden: hier geht es den Verfasserinnen und Verfassern wohl eher darum, ihre rassistischen Ideen zu verbreiten, als ihre Sorgen auszudrücken.

Rassistische und rechtsextreme Menschen docken in den sozialen Medien auch oft an Themen an, die besonders emotional oder von vielen Menschen diskutiert werden. Sie vereinnahmen Themen wie die Sorge vor Kindesmissbrauch oder den Einsatz für Umweltschutz, um ins Gespräch zu kommen und sich einzumischen. So diskutieren sie beispielsweise in Facebook-Gruppen mit, die sich gegen den Bau von Atomkraftwerken oder gegen das Abholzen von Wäldern einsetzen. Dass es um rechte Propaganda geht, erkennt nur, wer genau hinschaut und nachliest: Dann fällt nämlich auf, dass mit Umweltschutz vor allem der Schutz der deutschen Heimat und der deutschen Natur gemeint ist.

In den sozialen Medien und Netzwerken gibt es außerdem viele Gruppen und Seiten, die rassistische Witze verbreiten. Diese werden als "harmloser" Humor verkauft und so gerechtfertigt. Aber wer rassistische Witze teilt, lässt Menschen zu Opfern von Rassismus werden, nimmt ihnen ihre Würde, grenzt sie aus und demütigt sie. An menschenverachtenden Witzen ist also nichts lustig und das kann man den Verfasserinnen und Verfassern auch deutlich zu verstehen geben, beispielsweise indem man Facebook auffordert, diese Seite oder Gruppe zu sperren.

Welcher Begriff ist eine Selbstbezeichnung von Menschen, die von Rassismus betroffen sind?

Erläuterung
Antwort 2 ist richtig. Bei dem Ausdruck "People of Color" bzw. "Person of Color" handelt es sich um eine Selbstbezeichnung von Menschen, die sich nicht als Weiß definieren und die sich durch die Verwendung des Begriffs gegen Fremdzuschreibungen der Mehrheitsgesellschaft zur Wehr setzen. Indem sie selbst und in Eigenverantwortung die Begriffe und Bezeichnungen auswählen, mit denen sie selbst über sich sprechen und mit denen über sie gesprochen wird, stärken Angehörige der Minderheitengesellschaften ihre eigene Position im Diskurs über Rassismus.

DefinitionsmachtWer entscheidet, was rassistisch ist?

(© RTL2)

"Ey ich könnte echt kotzen, wie tief die Vorurteile in den Köpfen der Leute stecken. Und die meisten checken es noch nicht mal." (Tim, Köln 50667)

"Das ist doch nicht rassistisch, oder zumindest nicht so gemeint!" – Manche Menschen haben diesen Satz schon sehr oft gehört. Manchmal ergänzt durch "Stell dich nicht so an" oder "Sei doch nicht so übersensibel". Wer aber kann eigentlich entscheiden, was rassistisch ist und was nicht? Wer darf darüber urteilen, ob und wie sehr eine Verletzung schmerzt? Wer sich den Kopf stößt, tut sich weh. Wer nur zusieht, weiß nicht, wie sehr die Beule wirklich schmerzt. Warum soll das bei Rassismus anders sei? Denn im Prinzip ist es genau dasselbe: Ob und wie stark jemand von Rassismus betroffen ist, entscheiden eben immer auch diejenigen, die von Rassismus betroffen sind.

Um die Machtverhältnisse zu beschreiben, die zwischen der Mehrheitsgesellschaft und der diskriminierten Minderheit existieren, haben von Rassismus Betroffene die Selbstbezeichnung "People of Color" (PoC) sowie die Begriffe "Weiß" und "Schwarz" eingeführt. Diese Ausdrücke beziehen sich nicht nur auf die Hautfarbe, sondern auf die soziale Zugehörigkeit und der damit verbundenen Machtposition von Menschen, die entweder als Angehörige der Mehrheitsgesellschaft von Rassismus profitieren oder als Angehörige der Minderheit durch Rassismus benachteiligt sind. Bei dem Ausdruck "People of Color" bzw. "Person of Color" handelt es sich um eine Selbstbezeichnung von Menschen, die sich nicht als Weiß definieren und die sich durch die Verwendung des Begriffs gegen Fremdzuschreibungen der Mehrheitsgesellschaft zur Wehr setzen. Indem sie selbst und in Eigenverantwortung die Begriffe und Bezeichnungen auswählen, mit denen sie selbst über sich sprechen und mit denen über sie gesprochen wird, stärken Angehörige der Minderheitengesellschaften ihre eigene Position im Diskurs über Rassismus. Es muss allerdings angemerkt werden, dass die hier vorgestellten Begrifflichkeiten nicht von allen, die sich wissenschaftlich oder zivilgesellschaftlich mit Rassismus auseinandersetzen oder auch Personen, die von Rassismus betroffen sind, so genutzt werden.

Für die Weiße Mehrheitsgesellschaft kann es unangenehm sein, sich mit dem Thema Rassismus auseinanderzusetzen. Denn diejenigen, die zur Mehrheitsgesellschaft gehören, sind von Rassismus häufig nicht betroffen. Manchmal fehlt dann die Sensibilität dafür, dass ein Verhalten oder eine Aussage rassistisch sind. Es ist eben sehr viel seltener der Fall, dass Mitglieder der Mehrheitsgesellschaft bei der Arbeits- oder Wohnungssuche benachteiligt werden, die Sprachkompetenz angezweifelt oder kommentiert wird oder sie auf ihre vermeintliche Herkunft oder Migrationsgeschichte angesprochen werden.

Wer zur Weißen Mehrheitsgesellschaft gehört, hat auch oft mehr Macht – zum Beispiel, um darüber zu bestimmen, wer als zugehörig zu einer Gesellschaft gilt. Diese Macht dehnt sich aber eben auch auf die Verwendung und Einschätzung von Sprache aus: Mitglieder der Mehrheitsgesellschaft können leichter bestimmen, dass rassistische Äußerungen nur "scherzhaft" gemeint seien und es daher keinen Grund gäbe, gegen sie anzugehen. Für Mitglieder der Mehrheitsgesellschaft ist es also oft in vielerlei Hinsicht leichter: Sie besitzen Privilegien und profitieren von der Gesellschaft, wie sie aktuell ist – im Unterschied zu Mitgliedern der Minderheitengesellschaft, die sich Teilhabe und Gleichberechtigung häufig mühsam erkämpfen müssen.