Entwicklung der Auswanderung
Auswanderung ist seit den 1990er Jahren eines der bedeutendsten sozialen Phänomene in Brasilien – wie in Lateinamerika überhaupt.
Ihren Anfang nahmen die Emigrationsströme aus Brasilien mit den ökonomischen Entwicklungen der 1980er Jahre. Bis zur einsetzenden Wirtschaftsrezession war die brasilianische Bevölkerung auch in ökonomisch und politisch schwierigen Zeiten weitgehend im Land geblieben. Erst nach dem Ende der Militärdiktatur 1985 begann sich die Unzufriedenheit der Bevölkerung allmählich in der Abwanderung zu zeigen. Der Regierung Sarney (1985 bis 1990) gelang es nicht, die Staatsverschuldung und die höchste Inflationsrate, die es je in Brasilien gab, unter Kontrolle zu bringen. Nicht aus politischen, sondern aus wirtschaftlichen Gründen verließen in diesem als "verloren" bezeichneten Jahrzehnt viele Hunderttausend ihr Land.
Mit der Enttäuschung über das Anhalten des wirtschaftlichen Stillstands und die Korruptionsaffären des Präsidenten Collor (1990 bis 1992) kam es Mitte der 1990er Jahre zu einer zweiten Auswanderungswelle. Die Zahl der legal in den USA, Japan, Portugal, Italien, Spanien, Deutschland, Kanada und anderen Ländern lebenden Brasilianer wurde 1995 auf über eine Million geschätzt, die sich nach weiteren zehn Jahren bereits mehr als verdoppelt hatte.
65,6 % der zwischen 1990 und 2000 in die USA ausgereisten Südamerikaner waren Brasilianer.