Einleitung
Im März 2004 trafen sich im indonesischen Medan 350 Vertreter südostasiatischer Regierungen, nichtstaatlicher Organisationen und der Wissenschaft,
Themen wie Kinderhandel, Kinderprostitution und Kinderpornographie galten bis vor kurzem in vielen Ländern Südostasiens als Tabu und tauchten auf den politischen Agenden nicht auf.
Das Augenmerk richtet sich auf die Philippinen, weil das Land in Südostasien zu den Vorreitern im Kampf gegen CSEC zählt.
Zur Entwicklung von CSEC
Die langfristige Präsenz des US-Militärs auf den Philippinen - zur Kolonialzeit, während der Besatzung und später mit Militärbasen - war ein entscheidender Auslöser für die Verstärkung der Prostitution. Durch den hohen Bedarf an Prostituierten in so genannten "Rest & Recreation"-Etablissements für Soldaten begann der Frauenhandel zu florieren. In den siebziger Jahren entwickelte sich das Land zum Ziel ausländischer Sextouristen und parallel dazu zum Nährboden pädophiler Netzwerke, die Sextouren in einschlägige Gegenden der Philippinen organisierten. Die Tourismuskampagnen unter Präsident Ferdinand Marcos förderten diese Entwicklung.
CSEC betraf zunehmend auch den Missbrauch von Kindern im Bereich der Pornographie. Die steigende Nachfrage nach "unberührten" Prostituierten - mitunter aus Angst vor sexuell übertragbaren Krankheiten - verschärfte den Kinderhandel. Die Landflucht und die zunehmende Arbeitsmigration ins Ausland seit den achtziger Jahren boten Menschenhändlern bessere Möglichkeiten für den externen Handel mit Mädchen und jungen Frauen, die als Haushilfen, Entertainerinnen oder "Mail-Order-Brides" u.a. nach Japan, Europa, Australien oder in die USA "vermittelt" wurden und von denen viele im Sexgeschäft endeten.
Seit den neunziger Jahren bekommt CSEC eine neue Dimension. Im Zeitalter von Internet und Handy ist der Informationsaustausch zwischen der Sexmafia und Pädokriminellen einfacher denn je und kann von staatlichen Autoritäten nur schwer verfolgt werden. Produktion und Vertrieb kinderpornographischen Materials sind durch die neuen Technologien billiger, schneller, effizienter, sicherer und vor allem internationaler geworden.
Obwohl CSEC als ein Problem des Sextourismus wahrgenommen wird, ist der Großteil der Nachfrage lokal bedingt. Die philippinische Gesellschaft ist von Patriarchat und Machismo geprägt. Im täglichen Leben ist "Sex" allgegenwärtig: Neben pornographischem Videomaterial, das in den Städten an jeder Straßenecke erhältlich ist, und einschlägigen Fernsehsendungen sind Gebrauchsgegenstände wie Feuerzeuge, Karaoke-Videos und Boulevardzeitungen übersät mit leicht bekleideten Frauen in eindeutiger Pose. Das dabei vermittelte Frauenbild ist auf Laszivität und Promiskuität reduziert und führt in dem katholisch - bzw. im Süden muslimisch - geprägten Land, in dem der offene Umgang mit Sexualität ein Tabu ist, zu sexueller Konfusion. Während Mädchen zur Keuschheit erzogen werden und bei ihnen Geschlechtsverkehr vor der Ehe als unrein gilt, werden bei jungen Filipinos frühe sexuelle Erfahrungen als "männlich" perzipiert. Die Nachfrage nach käuflichem Sex ist dementsprechend hoch.
Zur Dimension von CSEC
Obwohl es an umfassenden Daten mangelt, weil deren Erhebung aufgrund des klandestinen Charakters von CSEC generell schwierig ist, erlauben aktuelle Fallstudien zu Kinderhandel und Kinderprostitution einen Eindruck über das Ausmaß des Problems.
Kinderhandel zu sexuellen Zwecken
In den Handel mit der Ware Kind sind fast alle gesellschaftlichen Ebenen involviert. Das Spektrum reicht von Eltern, Familienangehörigen und Freunden über lokal, regional und international operierende Schlepper, Agenten, Arbeitgeber, Zuhälter und Syndikate bis hin zu Angehörigen von Polizei, Militär und öffentlicher Verwaltung. Neben der großen Nachfrage nach kommerziellem Sex wird Kinderhandel von einem Zusammenwirken ökonomischer, sozialer und kultureller Faktoren begünstigt.
Der soziale Druck, zum Familieneinkommen beizutragen, der Wunsch nach finanzieller Unabhängigkeit und der Einfluss von Gleichaltrigen, die in die Stadt ziehen, sind soziale Faktoren, die den Kinderhandel begünstigen. Aus kulturellen Werten wie z.B. utang na loob, der ewigen Dankesschuld (gegenüber den Eltern), resultiert die Annahme, dass Kinder außerhalb der Familie arbeiten sollten, um diese zu unterstützen. Utang na loob kann zur Förderung von Kinderhandel führen, und häufig werden Eltern - bewusst oder unbewusst - zu Komplizen von Schleppern. Als Ausgleich für den Arbeitsausfall ihres Kindes zu Hause erhalten sie in der Regel Bargeld - oft in Form eines Kredits, den ihre Kinder später abarbeiten müssen.
Hinzu kommt der Einfluss der Massenmedien. Das Bild vom Leben in der Stadt, wie es durch das Fernsehen und durch Printmedien vermittelt wird, nämlich als Fortschritt und Zugang zu westlichen Konsumartikeln, wirkt auf junge Menschen einladend. Hier setzen Schlepper an, wenn sie Kinder und Jugendliche rekrutieren und mit lukrativen Jobs in den Städten oder in Übersee werben. Dass es sich dabei um falsche Hoffnungen handelt, entdecken die Opfer erst, wenn es zu spät ist. Aus der Obhut ihrer sozialen Gemeinschaft herausgerissen, sind sie auf sich allein gestellt und haben keine Möglichkeit, sich zur Wehr zu setzten.
Neben dem internen Kinderhandel gelten die Philippinen als Empfängerland illegal eingeschleuster Mädchen, die im Sexgeschäft enden, sowie als Senderland für den internationalen Kinderhandel. Ineiner 2002 veröffentlichten Studie schätzt dieNichtregierungsorganisation (NRO) "Asia ACTs"
Kinderprostitution
Daten zur Kinderprostitution basieren auf den Zahlen von Kindern und Jugendlichen, die in den vergangenen Jahren aufgegriffen wurden. Heute gehen offizielle Schätzungen von ca. 100 000 in der Sexindustrie missbrauchten Minderjährigen aus.
Kinderprostitution hat in den Philippinen viele Gesichter. In verschiedenen Studien wurden drei Hauptbereiche identifiziert, in denen Minderjährige in das Sexgeschäft involviert sind.
Im Zusammenhang mit Straßenkindern ist auf eine besondere Facette der Kinderprostitution zu verweisen. In den Touristengebieten und Einkaufszentren Metro Manilas existiert innerhalb von barkadas
Gängige Praxis in Hafenstädten ist es, Besatzungen anlegender Schiffe mit Prostituierten zu versorgen. Die so genannten akyat-barko girls
Kinderpornographie
Der Missbrauch Minderjähriger zur Produktion pornographischer Bilder und Videos hat in den Philippinen erschreckende Dimensionen erreicht. Nach Angaben der "Singapore Straits Times" vom Februar 2003 gehören die Philippinen weltweit zu den Hauptquellen kinderpornographischen Internetmaterials.
Antworten auf das CSEC-Problem
Wichtige Impulsgeber und Katalysatoren im Kampf gegen CSEC in den Philippinen sind Sonderorganisationen der Vereinten Nationen, wie z.B. das Kinderhilfswerk UNICEF und die Internationale Arbeitsorganisation (ILO), die in langjähriger Kooperation mit der Regierung und nichtstaatlichen Organisationen an der Entwicklung und Umsetzung von Programmen zum Schutz von Kindern arbeiten.
Bestandsaufnahmen: Notwendige Voraussetzung zur Bekämpfung kommerzieller sexueller Ausbeutung von Kindern waren umfassende Bestandsaufnahmen zu CSEC, zumal die Datenlage Mitte der neunziger Jahre lediglich auf vereinzelten Berichten lokaler Gruppen basierte und für die Planung konkreter Maßnahmen und Programme unzureichend war. 1997 koordinierte UNICEF zusammen mit dem Bureau of Child and Youth Welfare eine erste systematische Analyse, auf die in den Folgejahren weitere Studien von Regierungsinstitutionen und NRO folgten.
Bewusstseinsschaffende Maßnahmen: Dass die systematische Bekämpfung von CSEC nur unter Einbeziehung der Öffentlichkeit erfolgen kann und einen Bewusstseinsbildungsprozess in der breiten Bevölkerung voraussetzt, haben Regierung und Zivilgesellschaft relativ früh erkannt. 1996 erklärte Präsident Fidel Ramos in der Proklamation 731 die zweite Woche im Februar zur "Nationalen Bewusstseinswoche zur Prävention von sexuellem Missbrauch und sexueller Ausbeutung von Kindern". Seither organisieren verschiedene Sektoren jährlich Aufklärungskampagnen, um die Sensibilität der Bevölkerung für Kindesmissbrauch und CSEC zu wecken.
Bilaterale Abkommen: Zur Bekämpfung von CSEC im Tourismus schlossen die Philippinen 1997 Anti-Pädophilie-Abkommen mit Australien und Großbritannien, die den Informationsaustausch zwischen den Polizeibehörden bei der Untersuchung von Sexualdelikten regeln. Seither wurde die bilaterale Kooperation mit weiteren Staaten intensiviert - so zuletzt mit den USA, die 2003 ein Gesetz zur Auslieferung und Anklage von Personen verabschiedeten, die sich im Ausland der CSEC schuldig gemacht haben.
Aktionsplan gegen CSEC: Im November 2000 beschloss das Council for the Welfare of Children den in Kooperation mit UNICEF erstellten und auf fünf Jahre angelegten "Aktionsplan gegen die kommerzielle sexuelle Ausbeutung von Kindern 2000 - 2004". Vor dem Hintergrund eines multisektoralen Ansatzes, der CSEC als ein soziales Phänomen kategorisiert, das alle Ebenen der Gesellschaft betrifft, wurde besonderer Wert darauf gelegt, an seiner Entwicklung und Umsetzung neben Regierungsinstitutionen, Gemeinden und NRO auch Kinder- und Jugendvertreter zu beteiligen. Fokus des Aktionsplans sind die Bereiche Prävention, Schutz, Genesung und Reintegration, deren Maßnahmen und Inhalte breit gefächert sind, um den Akteuren einen möglichst großen Handlungsspielraum zu gewähren. Darüber hinaus sieht er den Aufbau beständiger Monitoringstrukturen und systematische Bestandsaufnahmen vor, welche die Grundlage von strategischen Planungen weiterer Maßnahmen bilden sollen.
Im Zentrum der Präventionsmaßnahmen steht die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für Kindesmissbrauch und CSEC. Langfristiges Ziel ist es, dass die Gemeinschaft einen aktiven Beitrag zur Prävention leistet und Fälle von Kindesmissbrauch den zuständigen Regierungsinstitutionen, Gemeindebüros oder NRO meldet. Dazu wurden z.B. 24-stündige Hotlines und Kriseninterventionszentren eingerichtet. Zur Bekämpfung von CSEC im Tourismus wurde das Tourismusministerium mit der Entwicklung von Modulen zum Schutz von Kindern betraut, die zur Bewusstseinsstärkung innerhalb der Branche beitragen sollen.
Die Schutzmaßnahmen vor CSEC umfassen die Einrichtung von Auffangstationen und Heimen sowie die Etablierung von Mediationsprogrammen für problematische Familien zum Schutz von Kindern und Frauen vor häuslicher Gewalt und Missbrauch. Zu den Bereichen Genesung und Reintegration gehört der Aufbau von Therapiezentren und die Entwicklung von Trainingsprogrammen für die Weiterbildung von Sozialarbeitern und Psychologen in neuen Therapiemaßnahmen. Landesweite "Quick Response Teams" - bestehend aus Sozialarbeitern, Polizeibeamten, Gemeindeführern, Ärzten, Psychologen und Anwälten - sollen darüber hinaus medizinische, psychologische sowie rechtliche Unterstützung für sozial benachteiligte CSEC-Opfer gewährleisten. Auch kooperieren Sozial- und Justizministerium bei Zeugenschutzprogrammen, um die Rechte und den Schutz der Opfer und ihrer Familien zu wahren.
Partizipation von Kindern und Jugendlichen: Der Partizipation von Kindern und Jugendlichen bei der Entwicklung und Durchführung von Programmen gegen CSEC kommt in den Philippinen ein hoher Stellenwert zu. Als Ergänzung zum offiziellen Aktionsplan entwickelten philippinische Kinder und Jugendliche 1999 einen eigenen Aktionsplan gegen CSEC, für dessen Umsetzung sie landesweit Monitoringstrukturen aufbauen. Ein Beispiel für Aufklärungsmaßnahmen von Kindern für Kinder ist die 30-minütige Radiosendung Tingog sa Kabataan (Stimme der Kinder), die sonntags von einem Radiosender in Cebu City ausgestrahlt wird. Produziert wird sie von CSEC-Opfern, die in der Sendung über potenzielle Gefahren in der Region informieren. Die Sendung hat sich als effektives Mittel zur Bewusstseinsstärkung für Kinderrechte und CSEC erwiesen. Zudem produzierten Jugendliche ein Video über Kinderhandel, das zur Aufklärung in Schulen und Gemeinden eingesetzt wird.
Gesetzgebung: Als sich Mitte der achtziger Jahre mit dem Sextourismus die kommerzielle sexuelle Ausbeutung von Kindern zuspitzte, wurde die Notwendigkeit erkannt, den Schutz von Kindern in der Gesetzgebung, die sich in der Vergangenheit in erster Linie auf den Bereich der Kinderarbeit bezog, um Gesetze gegen CSEC zu erweitern.
Aufgrund der globalen Dimension von Frauen- und Kinderhandel erhöhte sich der Druck auf die Regierung, die Rechtsprechung in diesem Bereich zu erweitern. Das Anti-Menschenhandels-Gesetz von Mai 2003 bietet Opfern bessere Möglichkeiten, gegen ihre Peiniger vorzugehen. Es gilt als Meilenstein für den Schutz von Frauen und Kindern, da es die notwendigen institutionellen Mechanismen bereitstellt, sie gegen Menschenhandel zu schützen und zu unterstützen. Es legt fest, dass Opfer von Menschenhandel nicht für Straftaten zur Rechenschaft gezogen werden können, die mit dem Menschenhandel in direktem Zusammenhang stehen. Menschenhandel wird im Gesetz im weitesten Sinne interpretiert: Er umfasst die Rekrutierung, den Transport und den Erhalt von Personen mit oder ohne deren Zustimmung oder Wissen.
Im Dezember 2003 wurde das Gesetz gegen CSEC von 1992 um das Gesetz gegen Kinderarbeit ergänzt. Damit sind die Philippinen weltweit das erste Land, das die ILO-Konvention 182 zu den schlimmsten Formen der Kinderarbeit (2000) in Form eines Modellgesetzes in nationale Rechtsprechung übertragen hat. Es stellt Sklaverei, Kinderprostitution, Drogenhandel und alle anderen Formen von Gesundheit, Sicherheit und Moral gefährdender Kinderarbeit unter Strafe und verbietet strikt die Anstellung von Kindern unter 15 Jahren, ausgenommen, wenn diese unter Aufsicht ihrer Eltern stehen, sich ihre Arbeitszeiten im Rahmen halten und ihre Schulbildung gewährleistet wird.
Jüngste Entwicklungen: Zur Förderung lokaler Mechanismen zur Prävention und zum Schutz von Kindern vor Kinderhandel lancierte ECPAT Philippines im Dezember 2003 die Kampagne "Philippinen gegen Kinderhandel" (Philippines Against Child Trafficking/ PACT). Dazu organisierten die PACT-Partner landesweite Konferenzen, Informationsveranstaltungen, Diskussionsforen und Paraden. Um eine möglichst große Breitenwirkung zu erzielen, wurden Medien, Künstler, Gemeinden, Schulen, internationale Organisationen, Botschaften und Kirchen einbezogen. Zum dritten Jahrestag der Unterzeichnung des UN-Protokolls zur Abschaffung von Frauen- und Kinderhandel organisierte PACT am 12. Dezember 2003 einen nationalen Tag gegen den Kinderhandel. Zur Institutionalisierung der Aufklärungskampagne setzt sich PACT dafür ein, den Tag durch eine präsidentielle Verfügung zum Nationalen Tag gegen Kinderhandel zu erklären. Dieser soll jährlich an die Unterzeichnung des Protokolls erinnern und zur weiteren Bewusstseinsstärkung in der Öffentlichkeit beitragen.
Ausblick
Im vergangenen Jahr hat sich gezeigt, dass die Philippinen mit dem Aktionsplan gegen CSEC erste wichtige Schritte unternommen haben, das Problem zu bekämpfen. Durch die breite Palette an Maßnahmen gegen CSEC sind die Philippinen in Südostasien führend. Auch die Gesetzgebung nähert sich im Bereich der Kinderrechte internationalen Standards.
Doch trotz der Fortschritte bleiben Kinderhandel, Kinderprostitution und der Missbrauch Minderjähriger in der Pornographie traurige Realität. Denn die Lebenssituation der für CSEC besonders anfälligen Gruppen - Kinder und Jugendliche aus den ärmsten Teilen der Bevölkerung - hat sich nicht verbessert. Solange sich der Teufelskreis von Armut, Mangel an Bildung, interregionaler Migration, rapider Urbanisierung, schwieriger werdenden Lebensbedingungen, innerfamiliären Konflikten und Verfall von Familienstrukturen weiter verschärft und sich den Kindern und ihren Familien keine Perspektiven bieten, bilden die Maßnahmen gegen CSEC nur einen Tropfen auf dem heißen Stein. Daran wird sich nichts ändern, wenn der philippinische Staat nicht endlich seine Pflicht- und Schutzfunktion wahrnimmt, die er insbesondere der jungen Generation gegenüber hat, die heute fast 50 Prozent der Bevölkerung ausmacht.
Hinzu kommt, dass die Umsetzung der neuen Gesetze zum Schutz vor CSEC weitreichende Mängel aufweist. Hauptgründe sind fehlendes Problembewusstsein und Korruption in Polizei, Militär und öffentlicher Verwaltung. Denn obwohl das Kindesmissbrauchsgesetz jeden betrifft, der in irgendeiner Weise in Kinderprostitution involviert ist, ist in Polizeikreisen noch immer die Meinung verbreitet, dass man für Zuhälterei allein nicht verhaftet werden kann. Opfer von CSEC werden zwar gerettet, Straftäter kommen aber in vielen Fällen noch immer mit einer Geldstrafe oder durch Bestechung davon und können weiter ihrem Geschäft mit dem Kindersex nachgehen. Da sich dieses aufgrund der strengeren Gesetze in den Untergrund verlagert, entwickeln die Anbieter neue Modi Operandi, die sie sich bei Polizei und öffentlicher Verwaltung erkaufen. So werden z.B. Nachtklubs zu Videoke-Bars und Internetcafes umfunktioniert. Auch besteht weiterhin das Problem, dass Geschäftsleute und Behörden sexuelle Dienstleistungen für Touristen als notwendigen Beitrag zur Entwicklung des Tourismus sehen.
Die von UNICEF und anderen Gebern inspirierte "Kinder-zuerst"-Politik mit dem Ziel einer kinderfreundlichen Gesellschaft, die seit der Ratifikation der Kinderrechtskonvention im August 1990 von den philippinischen Regierungen propagiert wird, wurde bis heute nicht umgesetzt. Stattdessen werden grobe Menschenrechtsverletzungen, die tagtäglich an Kindern begangen werden, toleriert, wenn nicht sogar gefördert. Die Philippinen können ihrem guten Ruf als Vorreiter im Kampf gegen CSEC nur dann gerecht werden, wenn an den Ursachen des Problems gearbeitet wird. Um die Situation der jungen Generation nachhaltig zu verbessern, ist es dringend notwendig, die strukturellen Probleme von Staat und Gesellschaft anzugehen: das heißt, die Wirtschafts- und Sozialpolitik zu modifizieren, den Zugang zu Bildung universal erreichbar zu machen, die Umsetzung von Gesetzen zu realisieren, die Korruption zu bekämpfen und langfristig ein System der sozialen Kontrolle zu entwickeln. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg.
Internet-Hinweise der Autorin
End Child Prostitution, Child Pornography and Trafficking of Children for Sexual Purposes/ECPAT:
Externer Link: www.ecpat.net
Arbeitsgemeinschaft zum Schutz von Kindern vor sexueller Ausbeutung, ECPAT Deutschland, e.V.:
Externer Link: www.ecpat.de
World Congress Against Commercial Sexual Exploitation of Children:
Externer Link: www.csecworldcongress.org/en
Asia ACTs Against Child Trafficking:
Externer Link: www.stopchildtrafficking.info